harald schmidt ist tot

felix schwenzel

ich mag ste­fan raab nicht. aber er hat et­was fas­zi­nie­ren­des: durch­al­te­ver­mö­gen und spass an dem was er tut. raabs sen­dung kommt seit jah­ren re­gel­mäs­sig in fern­se­her rein, er ent­wi­ckelt sie stän­dig wei­ter und er quetscht mit lust und freu­de aus je­der sau die er zu fas­sen be­kommt li­ter­wei­se auf­merk­sam­keit. die bei­fah­re­rin sagt, es gäbe kein ta­lent, es gäbe nur die lei­den­schaft, din­ge die man tun will oder din­ge auf die man kei­nen bock hat. din­ge die man tun wol­le be­herr­sche man dann auch ir­gend­wann. als sie mir das zum ers­ten mal sag­te schüt­tel­te ich noch wild mit dem kopf. den be­griff des ta­lents woll­te ich nicht so ein­fach auf­ge­ben, aber je län­ger ich drü­ber nach­den­ke, des­to mehr glau­be ich es selbst: ent­schei­dend ist die lei­den­schaft, nicht das ta­lent.

und trotz­dem. ich fand ha­rald schmidt im­mer un­ge­mein ta­len­tiert. als ich ihn zum ersten­mal in „schmidtein­an­der“ sah wuss­te ich, er ist der ein­zi­ge der eine late night show nach ame­ri­ka­ni­schen, john­ny carson, jay leno oder da­vid let­ter­man vor­bild ma­chen kön­ne. wie sich her­aus­stell­te hat­te ich recht. er war bis­her der ein­zi­ge der eine sol­che rol­le ei­ni­ger­mas­sen wür­de­voll aus­fül­len konn­te. an­fangs war sei­ne ha­rald-schmidt-show auf sat1 noch vol­ler re­fe­ren­zen zu let­ter­man. bis er kei­nen bock mehr hat­te. zu­erst hat­te er kei­nen bock mehr auf sei­nen sen­der und wech­sel­te den, dann hat­te er kei­nen bock mehr auf gäs­te, bis er be­merk­te, dass es ohne gäs­te kreuz­lang­wei­lig wur­de. dann hat­te er kei­nen bock mehr auf sei­nen ischmidt-pod­cast. auf sei­ne web­sei­te hat auch kei­nen bock, sie ist kreuz­lang­wei­lig und lieb­los.

und jetzt ist al­les aus, eine lo­gi­sche fol­ge von ha­rald schmidts lust­lo­sig­keit auf­merk­sam­keit zu er­lan­gen oder sein pu­bli­kum zu un­ter­hal­ten. das ha­rald schmidt künf­tig oli­ver po­cher als si­de­kick in der sen­dung und dem sen­dungs­na­men hat ist kein „show-sen­sa­ti­on“ wie man­che schrei­ben, das ist das vor­läu­fi­ge ende von ha­rald schmidt, vor al­lem aus ei­nem grund: po­cher ist nicht gut oder wit­zig. aber er hat den wil­len und die lei­den­schaft. er wird schmidt ab­lö­sen. in je­der hin­sicht.