pressefreundlicher keller

felix schwenzel

ste­fan nig­ge­mei­er ist et­was an­ge­säu­ert:

Der Entwurf stand am Vormittag, spätestens 10:26 Uhr, im Netz. Seitdem liegt er dem ganzen fucking Internet vor.

»Spiegel Online«, »Zeit Online« und diverse räudige Blogs legen den Entwurf ihren Lesern per Link vor. Die »Süddeutsche Zeitung« teilt ihren Lesern mit, dass ihr der Entwurf vorliegt.

neu ist die lin­kall­er­gie von gros­sen me­di­en­häu­sern und der SZ im spe­zi­el­len ja nicht ge­ra­de. fas­zi­nie­rend fin­de ich aber, dass blät­ter wie die süd­deut­sche ihre pein­li­chen phra­sen wie „[ir­gend­ein scheiss] liegt die­sem blatt vor“ oder „wie [wir wich­tig­tu­er] aus gut in­for­mier­ten krei­sen er­fuh­ren“ ein­fach nicht mit ei­ner we­ni­ger wich­tig­tue­ri­schen aus­drucks­wei­se er­set­zen wol­len.

ei­gent­lich woll­te ich aber auch nur mei­ne as­so­zia­ti­on zu ste­fan nig­ge­mei­ers über­schrift („Geht ster­ben (10)“) und dem leis­tungs­schutz­recht (all­ge­mein und spe­zi­ell) auf­schrei­ben:

ich muss­te eben auf dem klo auch dar­an den­ken was die ver­le­ger und die stum­pen vom sprin­ger ver­lag ei­gent­lich wol­len. es scheint tat­säch­lich so eine art rück­zug in den kel­ler zu sein, aus angst auf der stras­se, an der fri­schen luft, nicht ge­nü­gend auf­merk­sam­keit und geld ma­chen zu kön­nen. im dunk­len kel­ler, der schwer zu fin­den ist und ein­tritt kos­tet, soll das dann mit dem geld­ver­die­nen mit jour­na­lis­ti­schen in­hal­ten bes­ser wer­den. lo­gisch.


[nach­trag 15.06.2012, 8:35h]

chris­toph kee­se hat ges­tern na­tür­lich auch et­was zum leis­tungs­schutz­recht ge­schrie­ben:

Der Gesetzentwurf des Leistungsschutzrechts für Presseverlage ist in Blogs und Tweets heute lebhaft diskutiert worden. Es überwiegt die Kritik. Das neue Recht werde Bloggern schaden, die Meinungsvielfalt beschränken und das Netz zerstören, heißt es. Unklarheit der Gewerbedefinition führe zu Rechtsunsicherheit, Abmahnwellen und Prozesslawinen. Doch die Sorgen sind übertrieben.

in­ter­es­sant fin­de ich, dass er kei­nen der kri­ti­schen bei­trä­ge in blogs und tweets ver­linkt und nicht etwa schreibt „die Sor­gen sind un­be­grün­det“, son­dern „die Sor­gen sind über­trie­ben“. das lässt wirk­lich schlim­mes be­fürch­ten.

auch amü­sant, dass er meint pri­va­te blog­ger könn­ten mit dem leis­tungs­schutz­recht geld ver­die­nen, in­dem sie ihre tex­te li­zen­sie­ren. klar, 10 se­mes­ter jura-stu­di­um und je­der blog­ger ist dank des leis­tungs­schutz­rechts in der lage li­zen­zen zu ver­han­deln und ab- und an­zu­mah­nen. käuf­män­ni­sches wis­sen scha­det dem pri­vat­blog­ger beim ver­wal­ten der ein­nah­men na­tür­lich auch nicht.