es weht ein neuer wind in berlin mitte

felix schwenzel

heu­te abend war ich um 20 uhr mit zwei freun­den im prass­nik ver­ab­re­det. ich habe in den letz­ten 5 jah­ren in ber­lin nicht her­aus­fin­den kön­nen, wann das prass­nik auf­macht, aus­ser, dass es im­mer zu ist, aus­ser es ist nach 20 uhr. also habe ich mich die zwei­ein­halb stünd­chen bis acht in die neue odes­sa bar in der tor­stras­se ge­setzt. das habe ich im som­mer hin und wie­der ge­macht, wenn ich im prass­nik ver­ab­re­det war oder wenn die bvg streik­te und ich zu fuss nach hau­se lau­fen muss­te und auf dem weg ein, zwei bier­chen zu mir neh­men woll­te. das eine oder an­de­re mal habe ich mich auch gleich in der neu­en odes­sa bar ver­ab­re­det, es soll ja leu­te ge­ben, die auch ger­ne schon vor 20 uhr bier trin­ken. beim bier­trin­ken schaue ich — zu­min­dest so­lan­ge ich al­lei­ne bin — be­vor­zugt in mei­nen lap­top. da ste­hen meis­tens din­ge drin, die mich in­ter­es­sie­ren, manch­mal schrei­be ich beim bier­trin­ken auch din­ge in mei­nen lap­top rein. so ver­brin­ge ich im üb­ri­gen mei­nen fei­er­abend am liebs­ten. bier­trin­kend in den lap­top schau­end. (ar­beit ist, kaf­fee-trin­kend in den lap­top zu schau­en.)

nach­dem ich heu­te abend dann in der odes­sa bar nach zwei stun­den und zwei bier (mit zwan­zig pro­zent trink­geld) be­zahl­te, kam die be­die­nung nach 5 mi­nu­ten noch­mal an­ge­trip­pelt, beug­te sich zu mir her­un­ter und sag­te mir „ei­gent­lich sind hier lap­tops nicht so ger­ne ge­se­hen“.

bis­her hat mein lap­top in der gas­tro­no­mie nie zu pro­ble­men ge­führt, aus­ser ein­mal glau­be ich, da woll­te das fel­las in der star­gar­der mal für ne wei­le lap­top-be­nut­zer ver­scheu­chen, da­mit die an­de­ren gäs­te bes­ser fuss­ball gu­cken konn­ten oder sich nicht von lap­tops be­läs­ti­gen las­sen muss­ten. ich weiss nicht ob das mitt­ler­wei­le, wo kaum noch fuss­ball ge­spielt, bzw. ge­zeigt wird, ge­än­dert hat, ich kanns ja nicht nach­prü­fen, wenn ich dort nicht mehr hin­ge­he.

auch in der odes­sa bar kann ich nicht nach­prü­fen ob dort dem­nächst han­dys nicht mehr „so ger­ne ge­se­hen“ wer­den, oder ob die be­trei­ber künf­tig die lek­tü­re der FAZ in ih­ren räum­lich­kei­ten un­ter­bin­den wol­len. kann ja sein und ist auch de­ren gu­tes recht. wo kä­men wir denn hin, wenn je­der selbst be­stim­men kann wie und wel­che me­di­en er in der gas­tro­no­mie zu kon­su­miert.

ord­nung muss sein, auch in ber­lin mit­te.