„I was among them“ 

felix schwenzel

>

bei hei­se gibt es die re­gel, dass au­toren die an ei­ner ver­an­stal­tung ak­tiv teil­neh­men nicht über die ver­an­stal­tung be­rich­ten dür­fen*. sitzt pe­ter gla­ser bei­spiels­wei­se bei der re­pu­bli­ca auf dem po­di­um oder hält er ei­nen vor­trag, nimmt hei­se kei­nen be­richt über die re­pu­bli­ca von pe­ter gla­ser an. ist ja auch lo­gisch, wer aufm platz die tore schiesst oder foult, kann dar­über nicht ohne di­stanz be­rich­ten. ich hal­te die­sen grund­satz auch für eine ge­eig­ne­te mass­nah­me, sich nicht we­gen man­geln­der di­stanz an­greif­bar zu ma­chen und ge­fäl­lig­keits­jour­na­lis­mus-ge­ruch zu un­ter­bin­den.

[*, nach­trag 13.09.2009: tors­ten kleinz meint die­se re­gel gäbe es bei hei­se nicht. ich mei­ne mich er­in­nern zu kön­nen von ihr ge­hört zu ha­ben. tors­ten kleinz be­steht trotz­dem dar­auf das es die re­gel „in der ge­schil­der­ten form“ nicht gäbe. ich lese dar­aus, dass man sich bei hei­se nicht an re­geln hält, son­dern nur an jour­na­lis­ti­sche oder re­dak­tio­nel­le „selbst­ver­ständ­lich­kei­ten“. auch gut.]

mer­ce­des bunz und der guar­di­an se­hen das mit der di­stanz nicht so eng. sie be­rich­tet im guar­di­an.co.uk über das in­ter­net-ma­ni­fest, das sie mit­in­i­tiert und mit­ge­schrie­ben und un­ter­zeich­net hat. ich fin­de das, für mein ge­schmäck­le, ein biss­chen zu un­di­stan­ziert, zu­mal sie die of­fen­le­gung ih­rer be­tei­li­gung am ma­ni­fest sehr gut über­les­bar in eine klam­mer mit­ten im text pla­ziert hat.

aber viel­leicht ist das ja die neue form des bür­ger­jour­na­lis­mus. je­der be­rich­tet über sich selbst, über sei­ne ideen, pro­duk­te und er­fol­ge — und der guar­di­an ver­öf­fent­licht es. viel­leicht wer­den beim guar­di­an jetzt auch pres­se­mit­tei­lun­gen den gros­sen jour­na­lis­ti­schen durch­bruch fei­ern. ich bin ge­spannt.

[nach­trag 11.09.2009, 11:19h]
der text von mer­ce­des bunz auf der guar­di­an-web­site ist ein blog­ein­trag. ste­fan nig­ge­mei­er wies mich dar­auf hin, dass das er­wäh­nens­wert sei. fin­de ich zwar nicht, die un­ter­schei­dung blog­ar­ti­kel, re­dak­tio­nel­ler ar­ti­kel, leit­ar­ti­kel, auf­ma­cher oder print-ar­ti­kel ist doch eher or­ga­ni­sa­to­ri­scher na­tur. der text steht auf der guar­di­an-web­site, der web­site des jour­na­lis­tisch-ori­en­tier­ten ar­beit­ge­bers von mer­ce­des bunz und nicht in ei­nem pri­va­ten blog. der text ver­sucht so­wohl rhe­to­risch, als auch von der auf­ma­chung her jour­na­lis­tisch und di­stan­ziert zu wir­ken. das wort „ich“ kommt ge­nau ein­mal im text vor, an­sons­ten wird rhe­to­risch und in­halt­lich di­stan­ziert in der drit­ten per­son über die ver­fas­ser des ma­ni­fests be­rich­tet. wäre der text in der ers­ten per­son ver­fasst („letz­te wo­che ha­ben wir ein ma­ni­fest ver­öf­fent­licht und ganz vie­le re­ak­tio­nen dar­auf be­kom­men …“), hät­te ich null pro­ble­me da­mit. naja. pro­ble­me hab ich auch so kei­ne mit dem text, ich fin­de nur, dass er ko­misch riecht.