meine lieblings rp14-vorträge

felix schwenzel

ich fand die re­pu­bli­ca die­ses jahr, wie je­des jahr, sehr viel­sei­tig. es gab vie­le vor­trä­ge die mich lang­weil­ten oder es nicht schaff­ten mei­ne auf­merk­sam­keit für län­ger als 10 mi­nu­ten zu hal­ten, aber eben auch vie­le, die ich toll fand und die ich im fol­gen­den emp­feh­len möch­te. die vor­trä­ge die mich nicht so irre doll fes­sel­ten er­wäh­ne ich nicht, was aber na­tür­lich nicht heisst, dass ich alle vor­trä­ge die ich nicht er­wähn­te doof fand. im ge­gen­teil.

was mir auch wie­der auf­fiel: gros­se, be­kann­te na­men be­deu­ten nicht au­to­ma­tisch tol­le vor­trä­ge. ich fand den vor­trag der yes men kreuz­lang­wei­lig, saskia sas­sen hielt ich nur 10 mi­nu­ten durch, pe­ter wei­bels ge­nu­schel nur 3 mi­nu­ten. da­vid has­sel­hoffs auf­tritt fand ich de­sas­trö­ser für sein image, als das cheese­bur­ger-vi­deo.


am be­ein­dru­ckens­ten fin­de ich vor­trä­ge in de­nen man dem vor­tra­gen­den an­merkt, dass er oder sie sich nicht nur mühe ge­macht hat et­was zu re­cher­chie­ren, son­dern die­sen wust an in­for­ma­tio­nen auch schafft auf das we­sent­li­che ein­zu­damp­fen. vor­trä­ge, in de­nen ich et­was neu­es hin­zu­ler­ne oder ei­nen neu­en blick­win­kel auf alt­be­kann­tes ge­win­ne. oder vor­trä­ge die mich un­ter­hal­ten. all das hat holm frie­be ganz wun­der­bar ge­schafft. er hat es ge­schafft sein 216-sei­ten-buch auf eine hal­be stun­de key­note-prä­sen­ta­ti­on ein­zu­damp­fen, hat mich mehr­fach zum la­chen ge­bracht und sehr lie­be­voll mit key­note-ef­fek­ten rum­ge­spielt. aus­ser­dem hat­te er eine der bes­ten fo­li­en der re­pu­bli­ca (im vor­trags­vi­deo in etwa bei mi­nu­te 7:48).

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mo­ritz metz hat sei­ne bild-text-au­dio-re­por­ta­ge „Wo das In­ter­net lebt“ auf knapp 30 mi­nu­ten vor­trag ein­ge­dampft und ich habe mich in den 30 mi­nu­ten kei­ne se­kun­de ge­lang­weilt. an ein paar stel­len habe ich auch la­chen müs­sen, vor al­lem als mo­ritz metz dar­auf hin­wies, dass er kei­ne ge­wis­sens-pro­ble­me da­mit hat­te lar­ry page’s haus zu fo­to­gra­fie­ren, da der ja schliess­lich auch un­se­re häu­ser fo­to­gra­fiert hat.

auch sein schluss­wort, eine lie­bes­er­klä­rung an die men­schen im in­ter­net, fand ich sehr ge­schmei­dig.

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was mir die­ses jahr auf der re­pu­bli­ca (wie­der) sehr ge­fehlt hat, wa­ren die klei­nen un­prä­ten­tiö­sen ge­sprä­che von phil­ip ban­se auf ei­ner der haupt­büh­nen mit in­ter­net­men­schen.

er hat zwar die­ses jahr wie­der mit sehr vie­len men­schen ge­re­det, meis­tens al­ler­dings über den ver­gan­ge­nen oder be­vor­ste­hen­den tag oder über den ge­hal­te­nen oder be­vor­ste­hen­den vor­trag des je­wei­li­gen ge­sprächs­part­ners. das hier ist die play­list mit al­len ge­sprä­chen die phil­ip ban­se auf der re­pu­bli­ca auf­ge­zeich­net hat (23 clips).

drei ge­sprä­che habe ich mal her­aus­ge­pickt. das ers­te ist mit chris­ti­an fli­sek, dem SPD-ob­mann im NSA-un­ter­su­chungs­aus­schuss des bun­des­ta­ges. das ge­spräch ist ei­ner­seits, wie die meis­ten ge­sprä­che mit po­li­ti­kern, rhe­to­risch glatt­ge­schlif­fen und re­la­tiv nichts­sa­gend — und dann eben auch wie­der nicht. ich fand das ge­spräch je­den­falls ganz se­hens­wert, was aber auch da­mit zu­sam­men­hän­gen kann, dass ich, als ich es ge­se­hen habe, noch in der vor­be­rei­tung mei­nes ei­ge­nen vor­trags steck­te.

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mit ste­fan nig­ge­mei­er un­ter­hält sich phil­ip ban­se über geld, lei­den­schaft und jour­na­lis­mus. ich emp­feh­le je­dem, der sich noch nicht si­cher ist ob er oder sie die kraut­re­por­ter un­ter­stüt­zen will, die­ses ge­spräch an­zu­se­hen.

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das ge­spräch mit ron dei­bert habe ich erst nach mei­nem ei­ge­nen vor­trag ge­se­hen und vie­le mei­ner (nicht so irre ori­gi­nel­len the­sen) in dei­berts ge­spräch wie­der­ge­fun­den. ban­se und dei­bert un­ter­hal­ten sich über die „dunk­len sei­ten“ der ent­hül­lun­gen von ed­ward snow­den, bei­spiels­wei­se dass sich jetzt über­wa­chungs­aus­stat­tung noch bes­ser ver­kauft als frü­her. oder die eher iro­ni­sche kon­se­quenz, dass mas­sen­über­wa­chung und me­ta­da­ten­er­fas­sung plötz­lich als völ­lig nor­mal gilt und bei­spiels­wei­se ba­rack oba­ma me­ta­da­ten­er­fas­sung in sei­nen re­den als et­was dar­stellt das wir selbst­ver­ständ­lich und zwangs­läu­fig bräuch­ten — als hät­te es dazu je­mals par­la­men­ta­ri­sche oder ge­sell­schaft­li­che de­bat­ten ge­ge­ben.

ron dei­bert weist dar­auf hin, dass wir es hier nicht mit spe­zi­el­len in­ter­net­the­men zu tun ha­ben, son­dern dass es hier um zeit­lo­se, ge­sell­schaft­li­che und po­li­ti­sche fra­gen gehe, die im prin­zip seit den al­ten grie­chen ver­han­delt wer­den: „how do we struc­tu­re go­venn­ment? what is acoun­ta­bi­li­ty? what is pro­per over­sight?“ wie ge­stal­ten wir die be­zie­hun­gen zwi­schen bür­gern und dem staat?

letz­ter punkt, den ich auch in mei­nem vor­trag ver­sucht habe rü­ber­zu­brin­gen: dass wir vor al­lem des­halb kei­ne brei­te ge­sell­schaft­li­che op­po­si­ti­on ge­gen die to­tal­über­wa­chung ha­ben, weil die west­li­chen re­gie­run­gen bis­her nicht dumm ge­nug wa­ren die er­kennt­nis­se mas­siv zu miss­brau­chen.

i think what needs to happen is some evidence of abuse. if the govenment is using this kind of information along the line of a watergate scandal, then i think that might trigger reforms.

(wes­halb ich ja den­ke, dass es wich­tig sein könn­te, die re­gie­run­gen so zu pro­vo­zie­ren, dass sie sich zu dum­hei­ten hin­reis­sen las­sen.)

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apro­pos pro­vo­ka­ti­on, per crom­well und chris­toph brun­mayr ha­ben sich in ih­rer hal­ben re­pu­bli­ca stun­de als sehr be­gab­te me­di­en-pro­vo­ka­teu­re ge­zeigt. mei­ner mei­nung nach ha­ben sie sich be­ein­dru­cken­der und vor al­lem we­ni­ger prah­le­risch als die für mei­nen ge­schmack et­was eit­len yes men dar­ge­stellt. ich glau­be, aus dem vor­trag von per crom­well und chris­toph brun­mayr kann man ei­ni­ges ler­nen. sehr se­hens­wert.

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schwie­ri­ges the­ma (por­no­gra­fie und re­vo­lu­ti­on), könn­te man den­ken, aber mei­ner mei­nung nach sehr un­fall­frei, un­ter­halt­sam und sou­ve­rän rü­ber­ge­bracht. und in­for­ma­tiv. jour­nel­le über „ Die di­gi­ta­le se­xu­el­le Re­vo­lu­ti­on “.

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ein ziem­lich tro­cke­nes the­ma, aber nichts­des­to­trotz wich­tig und bis­her un­ter­dis­ku­tiert und mit (zu) we­nig auf­merk­sam­keit be­dacht; die fra­ge da­nach wie wir re­gu­lie­rung und „de­mo­kra­ti­sche Kon­trol­le po­li­ti­scher Pro­zes­se“ nicht nur im in­ter­net wie­der her­stel­len kön­nen. frank rie­ger hat das the­ma auf knapp 23 mi­nu­ten ein­ge­dampft und am ende so­gar ein paar kon­struk­ti­ve vor­schlä­ge.

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auch ein wich­ti­ges und un­ter­dis­ku­tier­tes the­ma: wie wol­len wir un­ser ver­hält­nis zu ma­schi­nen künf­tig ge­stal­ten? ich habe das mal frag­men­ta­risch mit ei­ner but­ler-ana­lo­gie ver­sucht zu vi­sua­li­sie­ren und auch sa­rah spie­ker­mann sagt an ei­ner stel­le ih­res vor­trags, „die ma­schi­nen ha­ben uns zu die­nen“. vor al­lem weist sie dar­auf hin, dass die ma­schi­nen be­reits re­gel­mäs­sig asi­movs ro­bo­ter­ge­set­ze ver­let­zen.

das the­ma und die in­ten­ti­on des vor­trags fin­de ich, wie ge­sagt, hoch­in­ter­es­sant. lei­der war der vor­trag selbst na­he­zu un­er­träg­lich. sa­rah spie­ker­mann be­nutzt mög­li­cher­wei­se ei­nen iro­nie- oder sar­kas­mus­dia­lekt, der mir un­ver­ständ­lich ist. ich frag­te mich wäh­rend des vor­trags stän­dig, was sie mit „lus­tig“ meint. eine vo­ka­bel die sie alle acht bis neun sät­ze ein­streut und mit der sie so­wohl dumm, lä­cher­lich, ver­ab­scheu­ungs­wür­dig, aber auch in­ter­es­sant, wit­zig und vor­bild­lich mei­nen könn­te.

was mich mög­li­cher­wei­se am meis­ten an spie­ker­manns vor­trag stör­te, war der re­la­ti­ve man­gel von ein­gän­gi­gen ana­lo­gien oder er­zäh­lun­gen. und wenn sie mal ana­lo­gien nut­ze, wa­ren die ste­reo­typ oder quatsch, wie zum bei­spiel das be­scheu­er­te und fal­sche bild von den frö­schen, die nicht mer­ken dass das was­ser lang­sam heiss wird.

eben­so un­wi­der­spro­chen blieb ihre quatsch­be­haup­tung, dass wir, wenn „wir“ in mo­bil­te­le­fo­ne star­ren, alle in das „glei­che ding“ schau­en wür­den. das ist es eben ge­nau nicht. die­se klei­nen kis­ten sind fens­ter, die sich alle in ei­ner an­de­ren ge­gend der welt öff­nen und oft orte zei­gen, von de­nen je­der als kind ge­träumt hat: ge­hei­me orte, ver­steck­te orte, ma­gi­sche orte oder eben auch markt­plät­ze.

trotz­dem emp­feh­le ich, den vor­trag an­zu­se­hen.

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lo­renz matzat hat in sei­nen 30 re­pu­bli­ca-mi­nu­ten nah­zu druck­reif über „Ro­bo­ter­jour­na­lis­mus“ ge­spro­chen. auch er sprach kurz asi­movs ro­bo­ter­ge­set­ze an. ich emp­feh­le den vor­trag, weil er wun­der­bar in­for­ma­tiv ist und man in je­der se­kun­de merkt, dass lo­renz matzat ge­nau weiss von was er spricht.

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sehr emp­feh­len möch­te ich auch eli­sa­beth mi­chel­bachs vor­trag, der ein paar sehr gut nach­voll­zieh­ba­re bö­gen schlägt. mal von der li­te­ra­tur zum blog­dings, aber auch von der li­te­ra­tur zu un­se­rem man­gel an qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen oder über­zeu­gen­den nar­ra­ti­ven um die to­tal­über­wa­chung nach­voll­zieh­bar oder plas­tisch zu ma­chen. ich mag es auch im­mer sehr, wenn man spürt, wie lei­den­schaft­lich ein vor­tra­gen­der oder eine vor­tra­gen­de sich für das the­ma in­ter­es­siert.

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viel lei­den­schaft ver­sprüh­ten auch anne wiz­o­rek und kü­bra gümüşay, die bei­de am an­fang des pa­nels die ge­schich­te ih­rer hash­tags #auf­schrei und #schau­hin nach­er­zähl­ten. wo­bei kü­bra gümüşay be­son­ders lei­denschft­lich und über­zeu­gend dar­auf hin­wies, dass ras­sis­mus et­was ist, das auch in der mit­te der ge­sell­schaft ein pro­blem ist. vor al­lem ein pro­blem, dem wir selbst im­mer wie­der er­lie­gen und uns des­halb umso in­ten­si­ver da­mit be­schäf­ti­gen soll­ten.

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wenn man sich das ge­spräch zwi­schen mar­kus be­cke­dahl und kai bier­mann auf büh­ne 2 an­sieht, könn­te man den­ken: „hm. sind die im­mer so?“ die ant­wort lau­tet ja — und das ist auch der grund war­um ich bei­de so ger­ne mag.

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