mein vortragsvorschlag für die #rp20

felix schwenzel in notiert

Wie die Heimautomatisierung beinahe meine Ehe ruiniert hat

Fünf Jah­re in­ten­si­ver For­schung und Ex­pe­ri­men­tie­rens um un­se­re Woh­nung zu au­to­ma­ti­sie­ren, das Woh­nen be­que­mer zu ge­stal­ten und alle vor­stell­ba­ren Tech­no­lo­gien aus­zu­pro­bie­ren und zu Tes­ten ha­ben dazu ge­führt, dass ich bei­na­he mei­ne Ehe rui­niert habe, mein Blog ver­nach­läs­sigt habe, aber um eine wich­ti­ge Er­kennt­nis rei­cher bin.

Ei­gent­lich woll­te die Bei­fah­re­rin nur eine dimm­ba­re Schreib­tisch­lam­pe, eine Flur­be­leuch­tung die nicht nur gleis­send hell oder düs­ter leuch­tet und ei­nen Bad-Lüf­ter der nicht aus­schliess­lich über den Licht­schal­ter steu­er­bar ist.

Be­kom­men hat sie ein fast fünf­jäh­ri­ges For­schungs­pro­jekt, in dem ich so gut wie alle Tech­no­lo­gien der Heim­au­to­ma­ti­sie­rung aus­pro­bier­te, de­ren Gren­zen aus­lo­te­te, fast alle Lam­pen, Heiz­kör­per, Vor­hän­ge, In­ven­tar- und Ein­kaufs­lis­ten über eine (mehr oder we­ni­ger) selbst­pro­gram­mier­te Sprach­as­sis­ten­tin, Bar­code-Scan­ner oder aus­ge­feil­te Au­to­ma­tio­nen und neue, ver­netz­te Schal­ter steu­er­bar mach­te. Meh­re­re Jah­re tüf­tel­te ich an ei­nem Klo­sen­sor, bis der (re­la­tiv) zu­ver­läs­sig und hy­gie­nisch (La­ser!) eine Stuhl­gang-Sit­zung er­kann­te und ge­ge­be­nen­falls Klo­pa­pier nach­be­stell­te.

Die Bei­fah­re­rin er­trug mei­ne Au­to­ma­ti­sie­rungs-Ak­ti­vi­tä­ten und Bas­te­lei­en zäh­ne­knir­schend, aber mit wach­sen­der Ver­zweif­lung, bis sie vor kur­zem ei­nen Satz sag­te, der das gan­ze Elend mei­ner jah­re­lan­gen Ver­su­che eine zu­ver­läs­si­ge Heim- und Woh­nungs­au­to­ma­ti­sie­rung hin­zu­be­kom­men auf den Punkt brach­te:

Ich ver­zich­te lie­ber auf Be­quem­lich­keit, als auf Zu­ver­läs­sig­keit.

Der Satz half mir zu er­ken­nen, dass die kom­mer­zi­el­len, aber auch die nicht-kom­mer­zi­el­len, quell­of­fe­nen Lö­sun­gen für ver­meint­li­che smar­te Hel­fer im Heim­be­reich bes­ten­falls halb­gar sind. Aber mehr noch, ge­nau be­trach­tet sind fast alle Tech­no­lo­gien, die wir in den letz­ten 30 Jah­ren auf uns los­ge­las­sen ha­ben, die Tech­nik die wir in un­se­re Smar­tho­mes, Smart­phones, Com­pu­ter und Fern­se­her las­sen, ist er­schre­ckend halb­gar, un­aus­ge­reift, zu­kunfts­un­si­cher und nüch­tern be­trach­tet, oft eine Frech­heit.

War­um hat mich das fünf Jah­re lang nicht ge­juckt, war­um stört uns das seit min­des­tens dreis­sig Jah­ren kaum?

War­um fällt es uns so schwer das zu er­ken­nen?