minkmar, weldung und camüntefering

felix schwenzel, , in wirres.net    

nils minkmar, autor einer meiner lieblingszeitungen schreibt über eine meiner lieblingssendungen im fernsehen:

Christian Rach ist Saarländer. Er hat daher einen guten Draht zu Leuten auf jedem Level. Da gibt es keine Attitüde, aber auch keine bemühte Leutseligkeit. Es geht um die Sache, ohne die Personen dabei gering zu schätzen. Rach verliert bei solchen Besuchen zwar oft die Fassung, aber er brüllt und tobt nie, wie sein britischer Kollege Gordon Ramsay, sondern findet für seine Empörung deutliche, aber nie demütigende oder herabsetzende Worte.
[…]
Rachs Kriterien sind, wie die eines jeden guten Kritikers, klar und für jeden nachvollziehbar: Einrichtung übersichtlich halten, viel selber kochen, viel sparen und allgemeine Sauberkeit und Umsicht walten lassen. Es sind Kriterien, die sich auf nahezu alle Branchen übertragen lassen.

das ist ganz grossartig geschrieben und der text kommt zudem ganz ohne katzen aus. würde man mich in die grimme online jury wählen, würde ich minkmar für diesen artikel einen goldenen dings verleihen.

ebenso verdient malte welding allein für diesen satz einen preis:

Wir sind im Arsch, aber dafür riecht’s hier gar nicht schlecht.

eigentlich verdient er für jeden satz dieses artikels einen preis.

um den bogen zu schliessen, zitiert malte am ende des artikels nils minkmar, der sagt, dass der letzte satz in camus „Der Mythos des Sisyphos” unsinn sei (der satz lautet „Man muß sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen.“). er schliesst sich minkmar an und sagt:

So einfach, so wahr. Man muss sich Franz Müntefering als unglücklichen Menschen vorstellen.

ich habe camus übrigens nie verstanden. ich wollte ihn immer verstehen, weil ich ahnte, dass das was er schreibt klug sein könnte und weil er immer so schicke klamotten trug. aber ich habe ihn nie wirklich verstanden. trotzdem glaube ich, dass eher camus als welding und minkmar recht haben. den stein muss sisyphos eh hochrollen, dazu hat ihn ja irgendein arschloch verdammt. wäre er unglücklich, hätte er eine doppelte last zu rollen: den stein und sein unglück. sich bei dieser scheiss-arbeit glücklich zu fühlen, darin eine erfüllung zu sehen, macht die ganze sache erheblich einfacher. ich arbeite im übrigen auch daran, künftig glücksgefühle beim erstellen meiner steuererklärung zu erleben. noch schaffe ich das nicht, aber ich weiss, ich kann es. irgendwann einmal.