thea­ter­dis­coun­ter

felix schwenzel

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ich mag thea­ter nicht be­son­ders. ei­gent­lich. ich habe auch kei­ne ah­nung von thea­ter.

in opern fra­ge ich mich im­mer war­um die nicht ein­fach re­den, dann wür­de man sie auch ver­ste­hen. dass man men­schen nicht ver­ste­hen muss um zu wis­sen was sie mei­nen habe ich zwar im zi­vil­dienst ge­lernt, aber wenn man eine bot­schaft hat, kann man sich doch ein biss­chen an­stren­gen um ver­stan­den zu wer­den. so setz­te ich wenn ich schrei­be zwar nicht alle kom­ma­ta oder buch­sta­ben rich­tig, aber zu­min­dest ab und zu ei­nen ab­satz. ich bil­de mir ein, das er­leich­te­re das le­sen von tex­ten auch wenn sie mehr als 200 wör­ter ha­ben.

an­de­rer­seits fra­ge ich mich im thea­ter oft, war­um müs­sen die schau­spie­ler so re­den als sei­en hör­ge­schä­dig­te oder re­zep­ti­ons­ge­stör­te im pu­bli­kum (laa­ang­sam, deuuuut­lich, jede ver­fick­te sil­be aus­be­to­nend). kön­nen die nicht wie nor­ma­le men­schen re­den? dür­fen die das nicht?

ins thea­ter gehe ich nur, wenn mich je­mand mit­schleppt, ein freund mit­wirkt oder ich das büh­nen­bild ma­che. meis­tens fin­de ich thea­ter sehr an­stren­gend, aber ich muss zu­ge­ben, ich habe ein paar pro­duk­tio­nen ge­se­hen die mir gut ge­fie­len. das liegt dann meist am büh­nen­bild, der un­mit­tel­ba­ren nähe die thea­ter zum pu­bli­kum schaf­fen kann oder der faz­si­na­ti­on wie man mit ein­fachs­ten in­sze­na­to­ri­schen mit­teln il­lu­sio­nen und stim­mun­gen schaf­fen kann.

aber fast im­mer fin­de ich thea­ter ein­fach irre lang­wei­lig, eng, muf­fig, klaus­tro­phob, dil­le­tan­tisch. und die thea­ter­leu­te kön­nen vor lau­ter schmor­ren im ei­ge­nen saft nicht über den sup­pen­tel­ler­rand bli­cken.

ges­tern war es wie­der so weit. mein ehe­ma­li­ger mit­be­woh­ner jan uple­ger hat mich in den thea­ter­d­icoun­ter mit­ge­schleppt. in ent­casht von ri­chard voel­kel (text) und anja schef­fer (re­gie). das stück war kurz­ge­sagt irre schlecht, das fra­ge­zei­chen auf mei­nem t-shirt war pro­gra­ma­tisch. ich habe nicht ge­rafft was oder ob die bot­schaft war. die in­sze­nie­rung hin­ge­gen fand ich teil­wei­se ganz ge­lun­gen. links die the­ke dien­te so­wohl als büh­ne als auch als thea­ter­bar für die gäs­te, rechts die band (Die Phan­tas­ti­schen Dal­tons), zwi­schen­drin ein ste­chen­des por­trait von herrn cash und zwei oder drei ver­wirr­te und ver­wir­ren­de schau­spie­ler die text ab­spu­len. wäh­rend die show­spie­ler ih­ren text ab­spul­ten wech­sel­ten die licht­stim­mun­gen ab und zu ganz hübsch, die band als schatt­riss, schies­sen­de cow­boys an der the­ke oder am la­ger­feu­er. wie­der mal ein be­weis da­für, dass licht räu­me schafft. wenn bloss nicht das blö­de ge­re­de ge­we­sen wäre. wir­re und pla­ti­tü­de ka­pi­ta­lis­mus-, ame­ri­ka- oder ge­sell­schafts­kri­tik wa­ren glau­be ich da­bei.

im­mer­hin war die qual nicht all­zu­lan­ge. nach ner stun­de gabs ne par­ty mit buf­fet und ver­bil­lig­ten ge­trän­ken. ra­de­ber­ger für nen euro. das hat­te ich schon lan­ge nicht mehr.

hier ist noch ein ver­riss.