das klei­ne ber­lin­wun­der

felix schwenzel

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ges­tern mit ei­nem nicht mehr ganz jun­gen mann aus der baye­ri­schen pro­vinz (selbst­aus­kunft) und ei­nem aus der rhei­ni­schen pro­vinz ein paar bier­chen und tee ge­trun­ken. erst­mals seit mo­na­ten habe ich mich nicht als der klügs­te im raum ge­fühlt. ich ar­ro­gan­tes lü­gen­schwein. der bay­er moch­te den schmutz, die bau­lü­cken, die ein­schuss­lö­cher und die bau­sün­den ber­lins nicht be­son­ders, wir rhein­län­der schon. das sei­en „po­ten­tia­le“, „räu­me“ und mög­lich­kei­ten die sich so in die­ser stadt ma­ni­fes­tie­ren. so un­ge­fähr. wohl ein biss­chen in der rhei­nisch op­ti­mis­ti­schen „wat wells­te maa­che?“ tra­di­ti­on die mal als exil-rhein­län­der nie los wird.

aber auch süd­staat­ler wie ha­rald mar­ten­stein kön­nen die­se stadt lie­ben:

Ich lie­be ihre Ver­sifft­heit. Ich knie nie­der vor dem schlich­ten Hu­mor ih­rer über­grif­fi­gen Be­woh­ner, nei­ge mein Haupt vor ih­ren Bau­sün­den, küs­se die Füße ih­rer kor­rup­ten Eli­te, wer­fe mich in den Staub vor ih­ren Dro­gen- und Etat­pro­ble­men und flech­te Krän­ze für die Hab­gier ih­rer Fi­nanz­äm­ter.

er habe nur eine kri­ti­sche an­mer­kung: er habe das ge­fühl das ber­li­ner händ­ler sich per­sön­lich be­lei­digt füh­len, wenn man nicht ab­ge­zählt be­zahlt und die dreis­tig­keit be­sitzt mit ei­nem schein zu be­zah­len. er schlägt vor zur lin­de­rung der ber­li­ner fi­nanz­kri­se geld­wechs­ler „aus dem Saar­land, aus Bre­men und aus Rhein­land-Pfalz“ nach ber­lin zu schi­cken.

dem muss ich wie­der­um wie­der­spre­chen. ich habe vor nicht all­zu­lan­ger zeit in der kamps-fi­lia­le an der schön­hau­ser al­lee 118a eine „speck­see­le“ mit ei­nem 50 euro schein be­zahlt. als ich der ver­käu­fe­rin mit der 60er-jah­re-style-hoch­ge­steck­ten fri­sur den schein hin­über­reich­te duck­te ich mich be­reits in­ner­lich in er­war­tung ei­ner stand­pau­ke. statt des­sen lä­chel­te mich die ver­käu­fe­rin an! sie lä­chel­te mich an! und gab mir lä­chelnd mein wech­sel­geld zu­rück. ich habe das ein paar tage spä­ter noch­mal mit ei­nem 20 euro schein ge­tes­tet. und sie lä­chel­te wie­der.

es ge­sche­hen noch wun­der. amen.

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