hun­tress

felix schwenzel

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kürz­lich war ich auf kor­si­ka, im ur­laub. der ge­neig­te le­ser mag sich er­in­nern.

ob­wohl ich un­ter ur­laub im­mer noch in ers­ter li­nie-auf-der-ter­ras­se-im-schat­ten-sit­zen-und-le­sen ver­ste­he kann man mich mit der aus­sicht auf ein ge­die­ge­nes mit­tag- oder abend­essen auch zu ei­nem ta­ges­aus­flug über­re­den. der dies­jäh­ri­ge ta­ges­aus­flug soll­te nach bo­ni­fa­cio ge­hen, der an­geb­lich meist-be­such­ten stadt kor­si­kas. wha­te­ver.

die fahrt dort­hin dau­er­te fast 2 stun­den. wun­der­schö­ne in­sel, die­ses kor­si­ka, aber ver­dammt gross. die an­kunft in bo­ni­fa­cio be­stä­tig­te das ge­rücht mit den vie­len be­su­chern. im stau zum nächs­ten park­platz wünsch­te ich dem er­fin­der der kli­ma­an­la­ge die hei­lig­spre­chung, die hat er sich red­lich ver­dient. egal, ich wollt mich kurz­fas­sen, die zeit drängt. man möge mir die be­scheu­er­ten for­mu­lie­run­gen ver­zei­hen.

also zum park­platz­fah­ren, par­ken, in die stadt­zu­rück­lau­fen, meh­re­re kaf­fee trin­ken, stadt toll­fin­den, stadt sehr toll fin­den, mit­tag­essen, mit­tag­essen toll fin­den, kaf­fee trin­ken und dann den yacht­ha­fen ab­klap­pern.

bo­ni­fa­cio

als wir dann so am yacht­ha­fen ent­lang klap­per­ten kam ich ins grü­beln. die­se teil­wei­se ziem­lich gros­sen yach­ten bie­ten auch nicht mehr als ne ter­ras­se mit schat­ten. zu­min­dest sas­sen dort die be­sit­zer oder nutz­nies­ser der yacht stän­dig, hin­ten am boot, im schat­ten. den bli­cken von neu­gie­ri­gen af­fen­köp­pen wie mir aus­ge­lie­fert.

wenn ich im fe­ri­en­haus auf der ter­ras­se sit­ze und das le­ben ge­nies­se, lese, esse oder gar wein trin­ke wer­de ich nicht be­gafft und zah­le we­ni­ger... ok. zu­ge­ge­ben, wenn ich ins fe­ri­en­haus rein­ge­he er­war­tet mich sub­stan­zi­ell we­ni­ger lu­xus als den yacht-an­ge­ber. da­mit kann ich aber le­ben. also ent­scheid ich mich die yacht-ty­pen doof zu fin­den. al­le­samt. wenn man sich ent­schei­det eine sor­te mensch doof zu fin­den, fal­len ei­nem auch so­gleich be­wei­se da­für in den schoss:

die yacht be­sit­zer kön­nen nicht ein­par­ken! in bo­ni­fa­cio müs­sen alle yach­ten rück­wärts ein­par­ken. hin­ten kommt dann ein steg aus der yacht raus, der es dem pas­sa­gier er­mög­licht (ohne ber­herz­ten sprung) an land zu ge­lan­gen. zwei yach­ten be­ob­ach­te­te ich beim „ein­par­ken“. haha. lä­cher­lich. 3-4 ver­su­che brauch­ten die doo­fies. vie­le yacht­be­sit­zer die sich der gaf­fe­rei aus­setz­ten wa­ren auch um­ge­kehrt pro­por­tio­nal zu ih­rer yacht at­trak­tiv. das soll heis­sen fast alle yach­ten wa­ren sehr ele­gant und schön. pfif­fig kon­stru­iert, gut ge­pflegt, be­ein­dru­ckend, das wa­ren die yach­ten.

beim er­neu­ten kaf­fet­rin­ken sa­hen wir dann plötz­lich eine rie­sie­ge, eine wirk­lich sehr, sehr gros­se yacht beim rück­wärts­ein­par­ken. lang­sam tu­cker­te die­ses un­ge­heu­er, laut auf­schrift hun­tress ge­tauft, rück­wärts durchs yacht­ha­fen­be­cken. ganz durch. bis zum re­prä­sen­ta­ti­ven an­fang des ha­fen­be­ckens, also qua­si mit­ten in die stadt. nach dem kaf­fee­trin­ken woll­ten wir nach­hau­se fah­ren, frön­ten aber noch ein letz­tes mal dem gaf­fen. wir gin­gen zur an­le­ge­stel­le.

dort wa­ren ca. 8 an­ge­stell­te ge­ra­de da­mit be­schäf­tigt den an­le­ge­steg aus­zu­fah­ren. al­les hy­drau­lisch, aber null au­to­ma­tisch. das ge­län­der muss­te ein­ge­steckt wer­den, ge­län­der­stüt­zen, da­durch ein tau und ganz ans ende, kein scheiss, kam eine klin­gel- und sprech­an­la­ge. ganz zum schluss eine ab­sper­rung mit nem klei­nen mes­sing­schild, auf­schrift: „pri­va­te yacht“ - ach!

eine olle schrul­le kam zum vor­schein. kom­plett mit hut und ge­schmack­lo­sem kos­tüm­chen auf ich-kann-geld-scheis­sen und ich-mach-ei­nen-auf-ade­lig ge­trimmt. sie er­war­te­te be­such der von hin­ten kam, mit ei­nem klei­nen bei­boot, aus den tie­fen des yacht­ha­fens. zwei adi­pö­se her­ren in shorts und 2 jün­ge­re da­men stie­gen auf die yacht. heuch­le­ri­sche be­grüs­sung, al­les semi-öf­fent­lich, wir wa­ren mitt­ler­wei­le si­cher­lich so um die 50 gaf­fer. als die gäs­te oben bei der ol­len schrul­le wa­ren fing die mann­schaft so­fort zu put­zen an. chrom po­lie­ren, deck wi­schen. wie die amei­sen.

ir­gend­wann wur­de das gaf­fen lang­wei­lig und wir sind nach­hau­se ge­fah­ren.

in­ter­es­sant wuir­de es dann wie­der zu­hau­se. am in­ter­net. der be­sit­zer der hun­tress ist zwar nicht aus­zu­ma­chen/zu goog­len, aber man kann sich die hun­tress für $240.000,00 pro wo­che mie­ten. in der ne­ben­sai­son et­was bil­li­ger. ge­baut wur­de sie in hol­land, bei fead­ship, da­mals hiess sie noch sea se­dan II.

jaja. ge­gen die queen mary 2 in ham­burg ist das na­tür­lich al­les nix.