thai star­gar­der stras­se

felix schwenzel

als ich nach ber­lin zog war dort eine dö­ner-bude. klas­si­scher fa­mi­li­en­be­trieb, stän­dig of­fen, vor al­lem dann wenn ich dö­ner nö­tig hat­te, nachts, nach mit­ter­nacht, beim nach­hau­se kom­men. ich habe dort aus­schliess­lich nach 24 uhr dö­ner ge­kauft. sol­che kurz­schluss­hand­lungs-stopf­wa­ren-händ­ler sind der grund war­um ich gross­städ­te mag. wenn es ei­nem da­nach ist den kör­per zu schä­di­gen, kann man es ma­chen, auch weit nach mit­ter­nacht.

ir­gend­wann mach­te der dö­ner-fa­mi­li­en­be­trieb zu. ich ging für ei­ni­ge mo­na­te hung­rig ins bett. nach ei­ner hal­ben ewig­keit er­öff­ne­te an der stel­le der dö­ner­bu­de ein thai im­biss, der name ver­däch­tig nach glut­amat klin­gend, ton glu­ay. zu hohe prei­se für nor­ma­le qua­li­tät. mein ers­ter test führ­te zu ab­so­lu­ter spät-abends-es­sen-abs­ti­nenz. kein preis-leis­tungs-ver­häl­nis.

vor ei­ni­gen wo­chen über­nahm ein ori­en­ta­le den la­den. die na­tio­na­li­tät kann ich nicht fest­stel­len, aber die her­kunft aus dem fer­nen os­ten ist aus­zu­schlies­sen. äus­ser­lich ein­deu­tig na­her os­ten. aber er be­hielt die woks, an die stell­te er eine di­cke thai­län­de­rin. trotz­dem lief der la­den nicht. erst als ein wer­be­pla­kat mit der auf­schrift „alle ge­rich­te 3 euro“ quer über den bür­ger­steig ge­spannt wur­de schenk­te ich dem la­den wie­der auf­merk­sam­keit.

der spar­fuchs in mir wur­de wach und be­stell­te bei ei­nem er­neu­ten test die num­mer 51, bami go­reng. die di­cke thai­län­de­rin hat­te frei, der nahe-os­ten-ori­en­ta­le stand selbst ko­chend und wild du­zend am wok. das bami go­reng war vor­züg­lich, auch wennn es bei der be­stel­lung ein we­nig auf­re­gung um die nu­deln gab: die „rich­ti­gen“ nu­del sei­en noch nicht weich, ob ich auch mit dings-nu­deln ein­ver­stan­den wäre. war ich. das bami go­reng war su­per. ich konn­te mal wie­der voll­ge­fres­sen ins bett um die ecke fal­len, für 5 euro (in­klu­si­ve ein hel­les he­fe­wei­zen).

ich be­gannn mich mit leu­ten in dem la­den zu ver­ab­re­den. äus­ser­li­ches ar­gu­ment war das drei-euro-spe­cial, der gröss­te vor­teil dass ich gleich nach dem tref­fen äus­serst flott zu­hau­se war.

egal mit wem ich mich dort ver­ab­re­de­te, ich ass im­mer die num­mer 51, bami go­reng. und nie­mals, ich schwö­re, nie­mals, schmeck­te die­ses ge­richt gleich. die zu­be­rei­tung wur­de im­mer va­riert, mal mit röst­zwie­beln, mal mit erd­nüs­sen gar­niert, mal mit bro­ko­lie, mal ohne, mal mit vie­len di­cken ka­rot­ten­strei­fen, mal mit we­ni­gen, dün­nen ka­rot­ten­strei­fen, mal ohne ka­rot­ten. aber im­mer vor­züg­lich und im­mer für drei euro plus zwei fürs he­fe­wei­zen.

seit sich das drei-euro-spe­cial her­um­ge­spro­chen hat, ist der la­den al­ler­dings stets gut ge­füllt. das zwang den um­trie­bi­gen und du­zen­den gast­wirt eine be­die­nung ein­zu­stel­len. als ich sie zum ers­ten mal sah, die neue be­die­nung, hat­te sie ein bra­si­lia­ni­sches t-shirt an. seit­dem neh­me ich wahr­schein­lich völ­lig zu un­recht an, dass sie bra­si­lia­ne­rin ist. äus­ser­lich passt das auch, nicht ganz schlank, dun­kel­häu­tig und haa­rig, ei­nen präch­ti­gen arsch; lahm­ar­schig und auf­fas­sungs­arm, dass es ei­nen zur weiss­glut trei­ben kann. auf be­stel­lun­gen re­agiert sie mit ver­duz­tem ge­sicht. auch nach mo­na­ten kann sie mei­ne be­stel­lung ei­nes „bami gorengs“ nicht in die spei­se­kar­ten­num­mer über­set­zen: „wel­che num­mer? wel­che num­mer?“. blick­kon­takt ver­mei­det sie vir­tu­os. sie be­wegt sich wie ein drei­kral­li­ges faul­tier.

trotz­dem lie­be ich den la­den. und das bami go­reng ist je­des mal über­ra­schend — und gut.

ton glu­ay
thai bis­tro
star­gar­der stras­se 22
10437 ber­lin

[up­date: leicht re­di­giert auch hier]

ton glu­ay