bild, das end­gül­ti­ge sa­ti­re­ma­ga­zin

felix schwenzel

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ich habe mich ziem­lich oft ge­fragt, was das denn für men­schen sind, die in der bild­zei­tung ge­ziel­te „hetz­kam­pa­gnen“ ge­gen pro­mi­nen­te und we­ni­ger pro­mi­nen­te schrei­ben, was das für men­schen sind, die ver­su­chen an­de­re öf­fent­lich zu „ent­wür­di­gen“ und so hef­tig ge­gen sie zu het­zen, dass das so­gar der deut­sche pres­se­rat rügt? wer schreibt die ar­ti­kel in de­nen mehr oder we­ni­ger ver­deckt frem­den­hass ge­schürt wird?

das volks­blog mach­te am 23. mai ei­nen an­fang und stell­te uns den bild-au­toren hau­ke brost vor. eine gross­ar­ti­ge idee, dach­te ich. zu­mal der auf­hän­ger der volks­blog-ge­schich­te eine wi­der­li­che, wei­ner­li­che jam­mer­num­mer war, in der hau­ke brost den eu­ro­päi­schen nach­barn und den in deutsch­land le­ben­den aus­län­dern un­dank­bar­keit vor­warf:

Neh­men wir mal die Po­len. Wer sich da drü­ben ei­nen ge­brauch­ten Sko­da leis­ten kann, wo hat der denn die Koh­le her? Auf deut­schen Bau­stel­len Flie­sen ver­legt oder in deut­schen Schlacht­hö­fen Rin­der zer­legt. Dank­bar­keit? Stin­ke­fin­ger (0 Points von Po­len).

der ar­ti­kel rühr­te vor­ur­tei­le, ste­reo­ty­pen und na­tio­na­lis­mus („Wir Deut­schen sind die Gu­ten.“) zu ei­ner stin­ken­den brü­he zu­sam­men. was ei­nem den au­tor dann noch ein biss­chen nä­her brach­te, wa­ren ein paar zi­ta­te aus und ein paar links zu sei­nen ar­ti­keln, bü­chern und sei­ner home­page („eine gei­le HP“ wie brost sie selbst nennt).

so­weit so gut. da könn­te man sich ins fäust­chen la­chen und den­ken, jetzt be­kommt es so ein in den pri­vat­an­ge­le­gen­hei­ten ab­de­rer rum­schnüf­feln­der mal zu­rück, so rich­tig, rhe­to­risch, eins auf die bir­ne, in­dem man ihm sei­ne ei­ge­nen wor­te um die oh­ren schlägt.

dann al­ler­dings brach in hau­ke brosts gäs­te­buch der volks­zorn aus. trol­le, het­zer, arsch­lö­cher mein­ten es sei nö­tig hau­ke brost in sei­nem gäs­te­buch zu be­schimp­fen, zu be­dro­hen und dort sei­ne ei­ge­ne be­scheu­er­te mei­nung ab­zu­lai­chen. hun­der­te, zum teil hirn­ver­brann­te, ein­trä­ge an ei­nem tag. auch wenn ich mir die scheis­se in hau­ke brosts gäs­te­buch nicht rein­ge­zo­gen habe, ich be­kam plötz­lich mit­leid mit ihm. plötz­lich war hau­ke brost in ei­ner op­fer­rol­le, der per­sön­lich an­ge­grif­fe­ne, in ei­ner rol­le die ich nie­man­dem wün­sche.

mit­leid mit ei­nem bild­au­to­ren? ja, aber nur ganz kurz. denn am don­ners­tag mor­gen, so ge­gen drei uhr pos­te­te hau­ke brost eine ant­wort in sei­nem gäs­te­buch, in der er sich in mei­ner wahr­neh­mung end­gül­tig als schlech­ter ver­lie­rer, lüg­ner und hard­core weich­ei oute­te und je­des an­satz­wei­se mit­leid so­fort aus­lösch­te.

er be­haup­te­te in sei­nem gäs­te­buch näm­lich, dass er nach wie vor „voll“ zu sei­nem bei­trag in der bild ste­hen wür­de, die­ser ar­ti­kel aber — wie, laut brost, sehr oft in der bild­zei­tung — ein sa­ti­ri­scher bei­trag gwe­sen sei. die bild­blog­le­ser hät­ten halt kei­ne ah­nung und wür­den sol­che fein­hei­ten nicht er­ken­nen (die bild-le­ser of­fen­bar auch nicht). sa­ti­re in der bild­zei­tung? iro­nie gar? was für eine fei­ge aus­re­de.

ich ken­ne das von mir selbst. iro­nie ist die bes­te an­griffs- und ver­tei­di­gungs­waf­fe zu­gleich (auch wenn sie nicht je­der, bzw. „nie­mand“ ver­steht). mit iro­nie macht man sich un­an­greif­bar. denn die­je­ni­gen die et­was ernst mei­nen und ernst neh­men kann man da­mit wun­der­bar und ein­fach ins lä­cher­li­che zie­hen ohne sich selbst an­greif­bar zu ma­chen. man kann sei­ne ei­ge­ne po­si­ti­on im un­kla­ren be­las­sen und sich mo­ra­lisch über­le­gen ge­ben.

nur, der ar­ti­kel ist ja nicht­mal an­satz­wei­se iro­nisch oder sa­ti­risch. er war platt deutsch­tüm­melnd und schlecht­ver­lie­re­risch, was auch die in der fol­ge­aus­ga­be ab­ge­druck­ten le­ser­re­ak­tio­nen be­le­gen. mit an­de­ren wor­ten, hau­ke brost haut auf die ka­cke, hetzt ein biss­chen rum und so­bald er ein biss­chen ge­gen­wind be­kommt dis­qua­li­fi­ziert er sein ge­schrei­be als sa­ti­risch, als nicht so ge­meint, als nicht ganz ernst. wie soll man sich denn da eine mei­nung bil­den, wenn noch nicht mal die bild re­dak­teu­re eine mei­nung ha­ben oder dazu ste­hen könn­nen?

ganz put­zig wird brost dann aber, als er dem bild­blog vor­wirft mit bild-me­tho­den, bzw. me­tho­den die „BILD frü­her mal tat­säch­lich ge­macht“ habe ge­gen ihn vor­zu­ge­hen: „Ver­ein­fa­chen, Zi­ta­te ver­fäl­schen, Sät­ze aus dem Zu­sam­men­hang rei­ßen und Men­schen fer­tig­ma­chen“.

geil. je­mand der schreibt „Wir Deut­schen sind die Lie­ben“ oder „Ges­tern noch Papst. Heu­te letz­ter Platz.“ wirft dem bild­blog vor zu ver­ein­fa­chen? je­mand der für eine zei­tung ar­bei­tet, die sich da­mit brüs­tet zu ver­ein­fa­chen, de­ren ar­ti­kel fast nie län­ger als 100 zei­chen sind? mu­ti­ge the­se. er­in­nert mich an den pen­ner mit voll­ge­schis­se­ner hose, der pas­san­ten als pro­le­ten be­schimpft.

zi­ta­te ver­fäl­schen? wahr­schein­lich hat herr brost das nicht ge­merkt, aber im bild­blog wur­de auf fast jede zi­tat­quel­le ge­linkt, zum sel­ber nach­le­sen (bild­blog dir dei­ne mei­nung, su­cker!). den tag möch­te ich er­le­ben, an dem bild mit kor­rek­ten quel­len­an­ga­ben oder links oder ehr­li­chen „via“ ar­bei­tet und mal zur ab­wechs­lung an­gibt wo sie ab­ge­schrie­ben ha­ben oder wie sie an ihr zi­tat ge­kom­men sind.

das bild­blog wol­le brost fer­tig­ma­chen weil dort steht „Wie Hau­ke Brost aus­sieht, se­hen Sie hier", kli­cken Sie“? nun das war ein sa­ti­ri­scher be­zug auf brosts äus­se­rung zum mor­gend­li­chen aus­se­hen von ro­ber­to blan­kos frau („Und wie se­hen Sie ei­gent­lich mor­gens aus, wenn er tat­säch­lich mal wie­der ne­ben Ih­nen auf­wa­chen wür­de?“). das der alte sa­ti­re-fuchs brost den sa­ti­ri­schen in­halt die­ses sat­zes nicht er­kann­te wun­dert mich doch ein biss­chen.

dann fängt hau­ke brost an zu wei­nen: „Ich bin also auf­grund mei­nes äu­ße­ren Er­schei­nungs­bil­des min­der­wer­tig?“

die ant­wort ist leicht: nein herr brost. nicht we­gen ih­res äus­se­ren er­schei­nungs­bil­des.

[ix bin mal ge­spannt auf das nächs­te bild-au­toren-por­trait]
[p.s.: die­ser ar­ti­kel ist sa­ti­re- und iro­nie­frei]