wis­sen ver­ste­hen, ein­fach mehr zeit

felix schwenzel

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Man freut sich über die un­ge­wohnt jun­ge An­spra­che durch die ZEIT.

die­sen wun­der­bar ver­klemm­ten satz habe ich eben in den me­dia­da­ten von „zeit wis­sen“ ge­le­sen, dem „fre­chen“ und „pro­vo­kan­ten“ ma­ga­zin der zeit, her­aus­ge­ge­ben u.a. von gero von ran­dow. ran­dow, ran­dow? schon­mal ge­hört? rich­tig. der typ der im­mer so lus­ti­ge sa­chen aus dem zug mo­blogt und sämt­li­che deut­schen web­logs (aus­ser it&w) selbst­ver­liebt, ir­rele­vant und nicht an­re­gend fin­det.

we­nigs­tens wis­sen wir jetzt war­um er die blog­ger an­pisst: er ist, wie sein ma­ga­zin, frech und pro­vo­kant und bil­det sich ein, die ziel­grup­pe freue sich über eine un­ge­wohnt jun­ge an­spra­che. grund ge­nug für mich mal fran­zis­ka zu spie­len und mir die ar­beit von herrn ran­dow mal an­zu­gu­cken. heu­te früh habe ich also 5 euro aus­ge­ge­ben und mir die zeit-wis­sen-aus­ga­be vom 15. juni ge­kauft. dazu gabs die ak­tu­el­le welt-kom­pakt, um­sonst.

manch­mal schla­ge ich zeit­schrif­ten hin­ten auf, nen blick ins im­pres­sum wer­fen und hof­fen dass das blatt hin­ten ähn­lich kom­pakt und qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig ist wie zum bei­spiel die geo. die geo lese ich ei­gent­lich im­mer von hin­ten. die „zeit wis­sen“ ist hin­ten ein biss­chen kon­fus, viel wer­bung, rät­s­el­auf­lö­sun­gen, im­pres­sum und zwei glos­sen mit il­lus­tra­tio­nen die mich an mei­ne letz­te diddl-maus-lek­tü­re er­in­nern. ah, gleich auf der sechs­letz­ten sei­te ist das „in­ter­net“:

Aufwww.zeit-wis­sen.defin­den sie Links und Dis­kus­si­ons­fo­ren zu den Ar­ti­keln die­ser Aus­ga­be so­wie un­ser Web­log. Au­ßer­dem:
[…]
www.zeit-wis­sen.de/ro­bo­ter­kunst
[…]
www.zeit-wis­sen.de/sex­test
[…]
www.zeit-wis­sen.de/feil­schen
[…]
www.zeit-wis­sen.de/fo­to­wett­be­werb
[…]
www.zeit-wis­sen.de/va­ku­um

auf­merk­sa­me le­ser/kli­cker ha­ben es so­fort be­merkt, alle links füh­ren ins nir­wa­na. bra­vo. sehr an­re­gend die­se 404-sei­ten.

beim ers­ten blät­tern fällt mir die frap­pie­ren­de ähn­lich­keit mit der geo auf, the­ma­tisch, kon­zep­tio­nell, auch von der auf­ma­chung her. auch die ähn­lich­keit mit dem schock­wel­len­rei­ter lässt sich nicht leug­nen; gleich auf dem ti­tel­blatt gibts den kaf­fee­link („kaf­fee trin­ken — so ho­len sie das bes­te aus der boh­ne“) und be­reits auf sei­te 10 kat­zen-con­tent („mu­sik macht die kat­ze froh“).

nach dem schock­wel­len­rei­ter-con­tent wird ab sei­te 12 eine olle ge­schich­te aus der neon auf­ge­wärmt, über „ase­xu­el­le“. die ge­schich­te wird wahr­schein­lich noch durch das eine oder an­de­re ma­ga­zin ge­prü­gelt, sie gibt ja so­viel her: sex (oder eben kei­ner), ein­fühl­sa­mes be­rich­ten über un­ge­wöhn­li­ches ver­hal­ten, wis­sen­schafts­schel­te, ein­zel­schick­sa­le, al­les drin, was ein gu­ter ar­ti­kel so braucht.

beim wei­te­ren durch­blät­tern kann ich dann aber nichts wirk­lich schlim­mes oder doo­fes mehr fin­den. so­li­des hand­werk, aus­ge­wo­ge­ne the­men, an­stän­dig re­cher­chiert und il­lus­triert. an den ar­ti­kel über das spie­len, das la­chen, gott spie­len kann ix nix aus­set­zen, an­de­rer­seits hau­en die mich auch nicht um. ob­wohl, ein in­ter­view mit sta­nis­law lem schon ein klei­ner scoop.

end­gül­tig hat mich das ma­ga­zin dann doch auf sei­ne sei­te ge­zo­gen, als ich auf bes­ten fä­kal-con­tent stiess. eine gan­ze dop­pel­sei­te mit fä­kal-er­satz­stof­fen. hier ent­deckt man auch was mit „der un­ge­wohnt jun­gen an­spra­che“ ge­meint ist: hier wird noch „ka­cke“, „scheis­se“ und „mens­trua­ti­ons­blut“ aus­ge­schrie­ben ohne es fon­si-mäs­sig mit „ka…“, „sch­ei…“ oder „men­sa…“ ab­zu­kür­zen. re­spekt!

bleibt die fra­ge, war­um ran­dow es nö­tig hat so eine ar­ro­gan­te scheis­se von sich zu ge­ben und so ein kreuz­lang­wei­li­ges web­log zu schrei­ben, denn zeit­schrif­ten ma­chen her­aus­ge­ben kann er. viel­leicht ist das ein­fach ein wei­te­res un­ge­lös­tes rät­sel; per­sön­lich­keits­stö­run­gen von blog­gen­den jour­na­lis­ten.

[nach­trag]
ran­dow hat sein blog heu­te nach­mit­tag ge­schlos­sen. al­ler­dings droht er mit „neu­em“.