christ­li­che re­pu­blik deutsch­land?

felix schwenzel

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ur­su­la von der ley­en möch­te „eck­punk­te für eine wer­te­ge­bun­de­ne er­zie­hung“ mit „den bei­den gro­ßen Kir­chen“ er­ar­bei­ten. sie möch­te ihr „bünd­nis für er­zie­hung“ vor­erst aus­schliess­lich mit den bei­den christ­li­chen kir­chen zim­mern, um „Bau­stei­ne“ für eine er­zie­hung die sich an „wer­ten“ ori­en­tie­re hin­ten raus zu be­kom­men. ab herbst dürf­ten auch ver­tre­ter an­de­rer re­li­gio­nen mit­zim­mern. da stellt sich doch die fra­ge was die grin­se­ba­cke sich da­bei ge­dacht hat, ge­ra­de bei ei­nem ver­ein nach er­zie­hungs­tipps zu fra­gen des­sen lei­ten­den an­ge­stell­ten nicht nur in den usa hun­dert­fa­cher kin­des­mis­brauch vor­ge­wor­fen wird, son­dern in den letz­ten jah­ren al­lein in ir­land über hun­dert re­prä­sen­tan­ten we­gen kin­des­mis­hand­lun­gen ver­ur­teilt wur­den, ein ver­ein der noch vor we­ni­gen jah­ren nichts ge­gen prü­gel­de non­nen und pries­ter in ka­tho­li­schen kin­der­hei­men un­ter­nahm und nach wie vor ver­tuscht und ab­wie­gelt wo es nur geht.

und wie kommt von der ley­en ei­gent­lich dar­auf, dass es ethi­sche wer­te nur im rah­men von re­li­gi­on ge­ben wür­de? wo­mög­lich auch nur im rah­men christ­li­cher re­li­gi­on? das fra­ge nicht nur ich mich. jetzt sind ju­den und mus­li­me „er­zürnt“ schreibt die zeit, was ist mit den hun­dert­tau­sen­den men­schen die durch­aus wer­te für sich in an­spruch neh­men, aber auf die in­sti­tu­tio­na­li­sier­ten re­li­gio­nen scheis­sen?

na­tür­lich ist die zu­sam­men­ar­beit mit ver­ei­nen ganz an­ge­nehm, die sich trotz des be­zugs auf „ewi­ge wer­te“ auch im­mer ger­ne mal ein biss­chen an die po­li­ti­schen ge­ge­ben­hei­ten und ge­sell­schaft­li­chen nor­men an­pas­sen. das führ­te schon frü­her zu ganz hübsch viel kon­sens, händ­chen­hal­ten und le­gi­ti­ma­ti­on:

In ei­ner Ca­ri­tas-Fest­schrift über die ka­tho­li­sche Kin­der- und Ju­gend­für­sor­ge hieß es be­reits in den drei­ßi­ger Jah­ren: Dem Für­sor­ge­zög­ling „darf es schon in Fleisch und Blut über­ge­hen, dass die Ar­beit in Got­tes Auf­trag ge­schieht und nicht bloß klin­gen­de ir­di­sche Mün­zen ein­bringt, son­dern auch den ewi­gen Lohn be­dingt. Das Wort »Im Schwei­ße dei­nes An­ge­sich­tes sollst du dein Brot es­sen« darf den Ein­gang je­der Werk­stät­te zie­ren.“ (quel­le)

na­tür­lich ha­ben sich die kir­chen ver­än­dert, tun gu­tes und ru­fen mitt­ler­wei­le auch nicht mehr zum krieg ge­gen un­gläu­bi­ge auf, aber ist es nicht auch so, dass in de­mo­kra­ti­schen staa­ten re­li­gi­on und staat streng ge­trennt sind, ist die­se sä­ku­la­ri­sie­rung nicht ge­nau das, was wir im­mer als den grund für die über­le­gen­heit und sta­bi­li­tät west­li­cher de­mo­kra­tien ge­gen­über ir­gend­wel­chen ir­ren kir­chen­staa­ten ins feld füh­ren?

also ich kann auf die ex­per­ti­se der gros­sen kir­chen in er­zie­hungs­far­gen gut ver­zich­ten, ins­be­son­de­re wenn sie händ­chen­hal­tend mit der re­gie­rung da­her­kommt. ob­wohl ich an von der ley­ens in­itia­ti­ve trotz al­ler rück­wärts­ge­wand­heit und spal­te­ri­scher idio­tie auch et­was gu­tes ab­ge­win­nen kann: von der ley­en ar­bei­tet mit der laut dem je­sui­ten her­mann küg­ler „gröss­ten trans­na­tio­na­len schwu­len­be­we­gung“ zu­sam­men. das hat — muss ich zu­ge­ben — auch was pro­gres­si­ves. so ge­se­hen.