imu­ni­tät für kri­ti­ker?

felix schwenzel

chris­ti­an sonn­tag in der ber­li­ner zei­tung:

Heu­te ist es we­ni­ger die Fra­ge nach der kor­rek­ten Gram­ma­tik als die Sor­ge um man­geln­de in­halt­li­che Qua­li­tät, mit der sich Web­log­ger kon­fron­tiert se­hen und mit­un­ter dünn­häu­tig dar­auf re­agie­ren. Als die „taz“ die „ea­ders Edi­ton der Net­zei­tung kri­ti­sier­te („Zu vie­le alte News, schlecht ge­schrie­be­ne Schü­ler­zei­tungs­the­men, zu viel be­lang­lo­ses »Find ich nicht -find ich doch«“) und riet, „das Schrei­ben manch­mal ein­fach den Pro­fis zu über­las­sen“, sah sich der Bei­trag bei­ßen­der Po­le­mik aus­ge­setzt. (tipp­feh­ler über­nom­men aus deron­line­aus­ga­be)

ich ver­ste­he das nicht. da ver­öf­fent­licht je­mand kri­tik an je­mand an­ders, teil­wei­se po­le­misch, teil­wei­se ar­ro­gant, teil­wei­se wit­zig, wha­te­ver, und ant­wor­ten auf die­se kri­tik sind dann, wennn sie teil­wei­se po­le­misch, teil­wei­se ar­ro­gant, teil­wei­se wit­zig, wha­te­ver sind nur noch „beis­send“, „dünn­häu­tig“ oder „über­zo­gen“. das scheint mir so eine mega-trend: kri­ti­ker an wa­sauch­im­mer be­an­spru­chen so eine art kri­tik-schutz/-im­mu­ni­tät und ver­lan­gen, dass ihre kri­tik nicht kri­ti­siert wer­de — wenn doch, dann bit­te nur mit süss­li­chen „find-ich-nichts“ oder ganz lei­se, in an­ge­mes­se­nem ton­fall oder noch bes­ser, pri­vat, hin­ter den ku­lis­sen, per email. jede ant­wort, jede de­bat­te wird ab­ge­würgt un­ter ge­gen­sei­ti­gem hin­weis auf miss­ach­tung von for­ma­li­en und vor­geb­li­che dünn­häu­tig­kei­ten.