rie­fen­stahl on ec­sta­sy

felix schwenzel

ix habe mir ges­tern die vor­pre­mie­re von 300 an­ge­schaut. es war un­er­träg­lich. das schlim­me ist nicht­mal das ma­cho­haf­te rum­ge­ham­pel und die völ­lig über­zo­gen und pi­to­resk dar­ge­stell­te ge­walt, auch nicht dass vie­le dar­stel­ler zwar po­ken­imp­fungs­nar­ben aber nie­mand kör­per­haa­re hat­te oder dass man im al­ten spar­ta of­fen­bar zu 50 pro­zent in zeit­lu­pe leb­te und fick­te — was den film wirk­lich un­er­träg­lich mach­te war die stän­di­ge ver­herr­li­chung und äs­the­ti­sie­rung des krie­ges, des hel­den­tums. die bot­schaft: für eine gute sa­che ster­ben lohnt sich im­mer. und die­se bot­schaft wird ei­nem auf enorm un­sub­ti­le art und wei­se an­dert­halb stun­den ein­ge­häm­mert. das ist un­fass­bar lan­wei­lig und ist zwar nicht so bild­ge­wal­tig aber da­für re­gel­mäs­sig auch auf sat1 zu se­hen: j.a.g. heisst die wer­be­ver­an­stal­tung für die ar­mee im fern­se­hen.

apro­pos wer­be­ver­an­stal­tung; in der an­zei­gen­bei­la­ge „ti­cket“ des ta­ges­spie­gel fasst ein hüb­scher tipp­feh­ler von se­bas­ti­an hand­ke den film zu­sam­men (her­vor­he­bung von mir):

Das Er­geb­nis ist ein hy­per­rea­lis­ti­sches Schlacht­ge­tüm­mel ohne Sinn undVer­sand.

aus­ser­dem zu 300:

  • anja ha­ber­mehl hats of­fen­bar auch nicht ge­nos­sen
  • in der va­ni­ty fair sagt frank mil­ler, der schöp­fer der co­mic ver­si­on: „Die Ge­walt in mei­nen Co­mics ist im­mer mo­ra­lisch be­grün­det und nie­mals pu­rer Selbst­zweck.“ und ge­nau in die­ser ecke ist eins der pro­ble­me die ich mit dem film habe: die „mo­ra­li­sche be­grün­dung“ ist völ­li­ger schwach­sinn, wirkt wie ein ali­bi. da ist mir auf den ers­ten blick un­sin­ni­ges met­zeln im kino lie­ber. ul­rich lössl, der au­tor des va­ni­ty fair ar­ti­kels schiebt noch hin­ter­her: „ 300“ ist ein­fach lu­pen­rei­nes Pop­corn-En­ter­tain­ment. Etwa so, als hät­ten sich Leni Rie­fen­stahl, Quen­tin Ta­ran­ti­no und Baz Luhr-mann dazu ent­schlos­sen, »Das dre­cki­ge Dut­zend« der An­ti­ke zu ver­fil­men.“ ich wür­de sa­gen, der film wirk wie ein mach­werk von leni rie­fen­stahl, ed wood und wolf­gang schäub­le.
  • ben sagt 300 sei ein „Film ge­wor­de­nen Ego-Shoo­ter“. aus­ser­dem ver­weist er auf
  • die gut les­ba­re kri­tik von in­tro.
  • wi­ki­pe­dia: „Auch in der Neu­zeit wur­de die Ther­mo­py­len­schlacht im­mer wie­der als Bei­spiel für ei­nen he­roi­schen Op­fer­tod in An­spruch ge­nom­men. So zog Her­mann Gö­ring Ende Ja­nu­ar 1943 ei­nen Ver­gleich zur noch an­dau­ern­den Schlacht von Sta­lin­grad, um da­mit die mör­de­ri­schen Be­feh­le Hit­lers zum Kampf ohne Ka­pi­tu­la­ti­on ideo­lo­gisch und his­to­risch zu le­gi­ti­mie­ren.“
  • sehr lan­ger, kennt­nis­rei­cher ar­ti­kel beim agit­pop­b­log.