ix­blick

felix schwenzel

der blog­blick der net­zei­tung, dies­mal „Für das Web ediert von Fe­lix Schwen­zel“.

das ist die rohv­ver­si­on:

blog­ger schrei­ben nicht nur ins in­ter­net. manch­mal be­stehen blog­ein­trä­ge nur aus ei­nem bild, ei­nem link oder frem­den, ein­ge­bet­te­ten vi­deo. man­che ver­ur­tei­len das über­mas­si­ge pos­ten von sol­chen vi­de­os, weil sie an­geb­lich „ent­we­der der Geil­heit nach Links oder schlicht­weg der Un­fä­hig­keit, ei­ge­ne In­hal­te zu er­stel­len, ge­schul­det“ sei­en. rené wal­ter, der an schlech­ten ta­gen schon­mal ein bis zwei drit­tel sei­nes blogs mit sol­chen vi­de­os füllt, er­klärt sein tun mit ei­nem ab­ge­wan­del­ten fon­ta­ne zi­tat: „Schrei­ben sollst Du in Dei­nen gu­ten Stun­den, nicht in Dei­nen schlech­ten. In de­nen kannst Du ja Vi­de­os pos­ten.

auch wenn blog­gen wohl ür­sprüng­lich mal ins in­ter­net schrei­ben oder rum­lin­ken be­deu­te­te, be­weg­te bil­der fül­len im­mer mehr blogs, auch in den gu­ten stun­den, und sind da wohl auch nicht mehr weg­zu­be­kom­men. mal­te wel­ding und max win­de grei­fen eine in den spree­blick-kom­men­ta­ren ge­stell­te fra­ge auf und sin­gen: „john­ny wann kommst du end­lich wie­der?“ ist sin­gen das neue blog­gen? ei­nen mega-trend aus­zu­ru­fen wäre trotz spo­ra­di­scher (nicht mehr ganz ak­tu­el­ler) bei­spie­le (schwa­dro­neu­se, mc­win­kel, tier­pfle­ger) si­cher zu früh. auch blog­ger aus sin­gen wer­den si­cher nie­mals trend.

ein trend könn­te ne­ben dem be­kann­ten, aber tech­nisch we­nig aus­ge­reif­ten live­blog­gen von ver­meint­li­chen fern­se­he­vents aber das blog­fern­se­hen wer­den. tech­nisch geht das so: zwei, drei blog­ger set­zen sich vor eine ka­me­ra und sen­den das was sie sa­gen oder se­hen live ins netz. prak­tisch führt das dann zu aus­sa­gen ei­nes mit­tel­bar be­trof­fe­nen, der da­von er­zähl­te wie er im in­ter­net zwei leu­ten da­bei zu­sah, wie sie in sei­nem wohn­zim­mer sas­sen und fern­se­hen guck­ten. ob das nun zu­kunft hat oder den weg semi-of­fi­zi­el­ler me­ga­trends wie „han­dy-TV“ in die sack­gas­se folgt ist ei­gent­lich egal. wich­tig bleibt am ende nur eine er­kennt­nis: es funk­tio­niert. ir­gend­wie.

dass sich auch dreh­buch­au­to­ren im netz tum­meln wis­sen blog­blick-le­ser spä­tes­tens seit letz­ter wo­che. mitt­ler­wei­le hat tors­ten dewi die be­schrei­bung der ent­ste­hung und des schei­terns sei­ner te­le­no­ve­la lot­ta in love in fünf tei­len ab­ge­schlos­sen. aber auch dreh­buch­au­to­ren, «co­me­dy wri­ter» und fern­seh­fuz­zis sind im netz nichts wirk­lich neu­es.

viel­leicht ist das ein­zig wirk­lich neue in sa­chen fern­se­hen und blogs, dass dem­nächst mal ein blog ei­nen me­di­en­sprung wagt und selbst im fern­se­hen wirbt. das steht dann wahr­schein­lich am donn­ners­tag in den ster­nen.

Kom­men­ta­re der Wo­che:
chris mit ei­nem be­ein­dru­cken­den neo­lo­gis­mus bei mu­ha­med ali vs your web­log.
si­mon co­lum­bus bei ste­fan nig­ge­mei­er über ro­set­ten-tricks.
lana im spree­blick über über­le­bens­stra­te­gien.

An­hang:
+++ bulo stellt fest, dass es nichts schlim­me­res als die­se „ewi­gen zu­stim­mer“ gibt. stimmt. +++ ma­rio six­tus wun­dert sich, dass vo­da­fone in ei­ner pres­se­mel­dung dar­über schwa­dro­niert, wie man die kos­ten­lo­se über­tra­gung von an­geb­li­chen „ge­walt­vi­de­os“ und „por­nos“ auf han­dys von ju­gend­li­chen un­ter­bin­den wol­le, da­bei aber ver­gisst zu er­wäh­nen, dass das kos­ten­pflich­ti­ge ver­schi­cken per mms wei­ter­hin mög­lich ist. +++ cem bas­man meint, er schrei­be „aus­ser­halb der Sicht­wei­te der Meu­te“ ins in­ter­net. si­cher stimmt es, dass „nicht alle Blogs die glei­che Wer­tig­keit ha­ben“, aber die wer­tig­kei­ten wech­seln enorm schnell und die meu­te sitzt nur un­ge­fähr ei­nen klick weit ent­fernt. po­ten­zi­ell sitzt die meu­te vor der vir­tu­el­len woh­nungs­tü­re von je­dem der ir­gend­wie pu­bli­ziert. +++ beim blog­gen et­was zwi­schen die zei­len zu schrei­ben ist gar nicht so ein­fach. bei ge­dich­ten ist das ein­fa­cher. +++ die bild­zei­tung igno­riert zwar of­fi­ziel wei­ter­hin das bild­blog, re­gis­triert aber mitt­ler­wei­le, dass man an blogs heut­zu­ta­ge „kaum noch vor­bei“ kom­me. des­halb er­klärt sie ih­ren le­sern was hin­ter kryp­ti­schen be­grif­fen wie „Blogroll, Blogser oder Troll“ steckt. das wort „blogser“ ha­ben aber vor der bild­zei­tung laut der blog­such­ma­schi­ne tech­no­ra­ti über­haupt erst sechs blog­ger be­nutzt. doof wenn man sei­nen le­sern sze­ne­jar­gon bei­brin­gen will, die sze­ne den jar­gon dann aber nicht ver­steht. da­ni­el wei­gelt fasst dass in ei­nem kom­men­tar bei der pro­blog­ger­world.de so zu­sam­men: „Aber hääää? Blogser?“ +++ spie­gel on­line denkt sich auch neue wor­te aus und schafft es mit „Bru­tal-Blog­ger“ bis ins kom­pe­tenz­team. +++ ne­ben ab­mah­nun­gen, straf­an­zei­gen, einst­wei­li­gen ver­fü­gun­gen und streit um wer­bung fin­det man im blog­dings jetzt auch end­lich wie­der ver­mehrt rep­ti­li­en-con­tent: „Tag für Tag. Wie ta­ges­ak­tu­el­les Blog, aber eben aus­ge­ar­bei­tet, über­prüft, schrift­stel­le­risch be­ar­bei­tet. Das ist Web 3.0, min­des­tens. Frü­her hieß das mal Ta­ge­buch.“