von we­gen ka­me­ra­geil

felix schwenzel

heu­te, nach­dem ich be­reits ges­tern 14ein­halb von 24 stun­den schla­fend ver­bracht habe, wie­der fast den gan­zen tag ge­schla­fen. früh mor­gens, auf dem rück­weg vom arzt habe ich an der post noch ei­nen über­lan­gen brief ab­ge­holt, den der brief­trä­ger nicht in mei­nen brief­kas­ten be­kom­men hat und statt­des­sen in eine post­fi­lia­le ge­steckt hat. in dem brief war ein me­tall­käst­chen, da­drin ein an­schrei­ben und ein ge­fal­te­tes in­fo­blätt­chen. im brief gra­tu­lier­te man mir, dass ich jetzt bei o2 „pre­mi­um­kun­de“ sei, eine ei­ge­ne hot­line habe, je­der­zeit ein neu­es han­dy be­kom­men kön­ne und mit den bei­geleg­ten gut­schei­nen un­be­zahl­te wer­bung für o2 ma­chen sol­le. die gut­schei­ne sei­en 175 euro wert, beim ab­schluss ei­nes neu­ver­tra­ges fal­le die an­schluss­ge­bühr weg und in den ers­ten 200 mo­na­ten (oder so), sei die grund­ge­bühr für die­sen ver­trag um 5 euro re­du­ziert (will je­mand so nen gut­schein?).

na toll. pre­mi­um-aal-prin­zip. ge­nau­so be­schis­sen war die neue „pre­mi­um hot­line“. wenn ich bis­her die o2-hot­line an­rief, hat­te ich im­mer di­rekt je­man­den in der lei­tung mit dem ich spre­chen konn­te und der mir meist auch hel­fen konn­te. als pre­mi­um kun­de soll ich mich erst­mal durch eins die­ser ul­tra­be­schis­se­nen com­pu­ter-kack-sprach­me­nüs durch­han­geln; „wenn sie eine fra­ge zu neu­en pro­duk­ten und ta­ri­fen ha­ben drü­cken sie …“ — „aaaaaaaaaaaaah!“.

nach 5 mi­nu­ten kli­cken hat­te ich ei­nen men­schen in der pre­mi­um-lei­tung. die dame sag­te mir im­mer­hin, dass ich mei­nen ver­trag tat­säch­lich 5 mo­na­te frü­her ver­län­gern könn­te, und ein sub­ven­tio­nier­tes han­dy be­kom­men kön­ne, wenn ich woll­te. im­mer­hin sind die be­reit 250 € für ei­nen 24mo­nats­ver­trag sprin­gen zu las­sen, zehn euro fünf­zig pro mo­nat. jetzt schwan­ke ich zwi­schen dem N95 und die­sem neu­en sony K850i mit ner 5 me­ga­pi­xel ka­me­ra.

nach dem pre­mi­um-ge­spräch bin ich so­fort in tie­fen pre­mi­um-schlaf ge­fal­len, als es dun­kel wur­de wur­de ich wie­der wach. wenn man abends wach wird, dazu noch krank ist, nervt die welt mehr als üb­lich. es fing an als ich aus dem haus trat. aus dem haus tre­ten ist in ber­lin ge­nau­so ge­fähr­lich wie auf eine schnell­stras­se zu tre­ten. glück­li­cher­wei­se be­her­zi­ge ich das und schaue im­mer erst nach links und rechts be­vor ich den geh­weg be­tre­te. heu­te kam von ein päär­chen im for­ma­ti­ons­flug auf ih­ren tou­ring­rä­dern, hef­tig plau­dernd und ge­fühl­te 60 km/h schnell auf mich zu. hin­ten sass noch ein kind drauf. kurz dar­auf hin­der­te mich ein däm­li­ches, händ­chen­hal­ten­des, lang­sam­ge­hen­des und den gan­zen geh­weg ver­sperr­ren­des päär­chen am zü­gi­gen vor­an­kom­men. auch in der stras­sen­bah muss­te ich mich auf­re­gen und frag­te mich, war­um die leu­te im­mer ge­nau in mei­nem weg ste­hen und erst wei­chen wenn man sie be­rührt oder an­haucht.

von der fried­rich­stras­se aus ist es dann noch eine s-bahn-hal­te­stel­le bis zum haupt­bahn­hof. trotz streiks fuh­ren bah­nen. noch in der stras­sen­bahn sah ich eine s-bahn in mei­ne rich­tung fah­ren. die an­zei­ge zeig­te den nächs­ten zug in 19 mi­nu­ten an. nicht schlecht. so lan­ge muss man in düs­sel­dorf auch ohne streik auf eine s-bahn war­ten. apro­pos streik. als ich auf dem bahsteig stand und die spree, bzw. die in­ter­fe­renz­mus­ter der wel­len auf der spree be­trach­te­te, dach­te ich wenn heu­te streik ist kommt von hin­ten si­cher gleich wie­der ein ka­me­ra­team an um für die abend­nach­rich­ten o-töne ein­zu­sam­meln. kaum hat­te ich den ge­dan­ken zu­en­de ge­dacht wanz­te sich ein 2-köp­fi­ges fern­seh-team an mich ran, schal­te­te das ka­me­ra­licht an und frag­te ob sie mir eine fra­ge stel­len könn­ten. ich lehn­te ab. das käme heu­te abend im fern­se­hen, ver­such­te mich die tus­si zu lo­cken und ich log, dass ich ge­nau des­halb nichts sa­gen woll­te, weil ich kei­nen bock hat­te der tus­si zu er­klä­ren, dass ich krank sei, den gan­zen tag ge­schla­fen habe und aus­ser­dem ge­ra­de heu­te enorm an­ge­nervt war. aus­ser­dem war mir der gag mit den düs­sel­dor­fer s-bah­nen noch nicht ein­ge­fal­len. das team wanz­te sich dann an fünf an­de­re auf dem bahn­steig rum­ste­hen­de ran.

in der s-bahn nerv­ten mich dann wie­der die fahr­rad­fah­rer, ei­nen hab ich fast ge­fragt ob heu­te nicht nur die lok­füh­rer strei­ken, son­dern auch die pe­da­le. im ernst: wozu ist ein fahr­rad da? zum fah­ren in der s-bahn? was für papp­na­sen, kau­fen sich su­pa­leich­te alu-rä­der mit 130 gän­gen mit de­nen man die al­pen über­que­ren könn­te und schie­ben die din­ger dann in ne s-bahn.

die tan­te die auf dem ice-bahn­steig dann mein­te sie wür­de in ihr te­le­fon schrei­en, in echt aber di­rekt in mein ohr schrie, gab mir dann den rest. däm­li­cher­wei­se setz­te sie sich dann auch noch in mei­ne nähe und wird alle 30 mi­nu­ten an­ge­ru­fen:

hal­lo oma.
ich sit­ze im zug. hörs­te mich?
ja. ich sit­ze im zug, da ist die ver­bin­dung nicht so gut.
im zug.
ja, ich sit­ze im zug, hörs­te mich?
ja der ist an­ge­kom­men.

hal­lo, ich sitz im zug.
im zu­huhg.
hal­lo? hal­lo?

so. und jetzt wei­ter­schla­fen.