wer­bung wirkt

felix schwenzel

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heu­te hat mir die fas die stim­mung ge­ret­tet. in mehr­fa­cher hin­sicht. hät­te ich den sonn­tag heu­te aus­schliess­lich da­mit ver­bracht in ir­gend­ei­ner sport­hal­le in igend­ei­nem ham­bur­ger vor­ort 10-15 jäh­ri­gen beim base­ball-tur­nier zu­zu­schau­en, ich glau­be mei­ne stim­mung hät­te ge­lit­ten. so konn­te ich mit­ten un­ter pa­pis und ma­mis die selbst­mit­ge­brach­tes ver­zehr­ten und kaf­fee aus be­chern tran­ken die mit „papa“ und „mut­ti“ be­schrif­tet wa­ren zu­min­dest hin und wie­der die fas le­sen und mir ein­bil­den et­was sinn­vol­les zu tun, bzw. mir ein­bil­den et­was zu tun, was ich sonst nicht ge­schafft hät­te. ne­ben der fas hob es mei­ne stim­mung, dass ich zum ers­ten mal seit jah­ren auf ei­ner ver­an­stal­tung war, auf der ich ei­ner der am we­nigs­ten adi­pö­sen an­we­sen­den war.

in der fas las ich (un­ter an­de­rem) die­sen ar­ti­kel die­se ode von lars jen­sen auf die HBO-se­rie „the wire“.

„Time“ ent­schul­dig­te sich bei sei­nen Le­sern da­für, nicht schon frü­her über „The Wire“ be­rich­tet zu ha­ben: „Wir ha­ben ver­sagt.“ Das In­tel­lek­tu­el­len­ma­ga­zin „At­lan­tic Month­ly“ emp­fiehlt, die DVDs zwi­schen Dos­to­jew­skij, Di­ckens und Tol­stoi ein­zu­sor­tie­ren, und der „New Yor­ker“ be­glei­te­te den Er­fin­der der Se­rie, Da­vid Si­mon, mo­na­te­lang für ei­nen elf­sei­ti­gen Ar­ti­kel, in dem selbst das Weih­nachts­mahl sei­ner El­tern be­schrie­ben wird.
Doch Su­per­la­ti­ve grei­fen zu kurz, um zu be­schrei­ben, wie groß­ar­tig die­se Se­rie ist.

nach dem ar­ti­kel woll­te ich mir die se­rie so­fort auf DVD be­stel­len.

doch auf dem nach­hau­se­weg, auf dem das kind sich entäuscht zeig­te, dass es nach ins­ge­samt un­ge­fähr 16 stun­den base­ball-trai­nings noch nicht den „most va­lueable play­er“-po­kal be­kom­men hat­te und nach 2 stun­den har­ten ver­hand­lun­gen was ich zum abend­essen ma­chen sol­le (kind: „schnit­zel mit erb­sen“, bei­fah­re­rin: „ich mag kei­ne erb­sen. kei­ne kar­tof­feln!“, kind: „kei­ne klös­se!“, bei­fah­re­rin: „ich will chi­co­ree-sa­lat. aber ohne man­da­ri­nen“, kind „ich will kei­nen sa­lat!“), hat­te ich na­tür­lich den vor­satz mir die DVDs bei ama­zon zu kau­fen, völ­lig ver­ges­sen.

aber of­fen­bar kön­nen blogs so et­was wie eine er­in­ne­rungs­funk­ti­on er­fül­len (viel­leicht kann man das auch als meme-fän­ger- oder meme-ver­stär­ker-funk­ti­on be­zeich­nen?): bei mal­or­a­ma las ix am abend:

ich möch­te jetzt auch end­lich the wire se­hen. kann mir nur noch nicht vor­stel­len, wie man die­se se­ri­en­an­schaue­rei zeit­öko­no­misch un­ter­bringt. am bes­ten zei­tun­öko­no­misch, das kann ich so­wie­so am bes­ten.

nach die­ser freund­li­chen er­in­ne­rung stell­te ich zu mei­nem ent­set­zen fest, dass ama­zon deutsch­land die staf­feln eins bis drei von „the wire“ gar nicht kennt. staf­fel vier kann man zwar als UK-im­port vor­be­stel­len, aber die ers­ten staf­feln nur di­rekt in gross bri­ta­ni­en kau­fen. hab ich dann ge­macht: 1, 2 und 3.

die zeit­öko­no­mie bei sol­chen DVDschin­ken ist wirk­lich ein erns­tes pro­blem. oder ge­nau­er, die dis­zi­plin. ich sitz manch­mal in der wo­che vor die­sen se­ri­en, zu­letzt „so­pra­nos“ und „he­ros“, gu­cke 2 oder 3 fol­gen am stück weg, be­mer­ke, dass die uhr be­reits den frü­hen mor­gen an­kün­digt und sage mir ganz jun­kie­es­que: „och, eine fol­ge geht noch.“ die­se eine, letz­te, nach­ge­scho­be­ne fol­ge be­reue ich mor­gens um halb sie­ben meist bit­ter­lich. aber am nächs­ten abend geht das spiel von vor­ne los. wahr­schein­lich hilft ge­gen so eine schwe­re ab­hän­gig­keit nur das ver­kack­te mac­book air. da­mit kann man kei­ne DVDs gu­cken und ich be­kä­me wie­der mehr schlaf.

jetzt erst­mal wei­ter „bos­ton le­gal“ (staf­fel3) gu­cken.