ich mag die fas-me­di­en­sei­ten

felix schwenzel

mir macht es nach wie vor spass pa­pier­zei­tun­gen zu le­sen. das ei­gent­lich be­mer­kens­wer­te dar­an ist, dass ich mich ge­nau dar­über je­des­mal wun­de­re, je­des­mal wenn ich so ein fal­ten­schla­gen­des, beim blät­tern sich win­den­des und knar­zen­des un­ge­tüm ver­su­che zu bän­di­gen, freue ich mich wie ein ham­pel­mann dar­über et­was zu fin­den was ich mit dem mar­kier­stift an­strei­chen kann (das ist das ana­lo­ge pen­dant zum copy+pas­te, bzw. book­mar­ken). heu­te wie­der in des fas, auf der me­di­en­sei­te: ein por­trait über bür­ger lars diet­rich von peer scha­der. mein mar­kier­stift lief schon am ar­ti­kel­an­fang heiss:

Anke En­gel­ke hat das ZDF-Fe­ri­en­pro­gramm mo­de­riert, be­vor sie für ihre Co­me­dy-Rol­len mit Fern­seh­prei­sen über­schüt­tet wur­de, Chris­ti­an Ul­men war beim „Dis­ney-Club“, be­vor er für MTV Leu­te ver­ul­ken durf­te. Und Ker­mit der Frosch hat sich auch erst in der „Se­sam­stra­ße“ be­haup­ten müs­sen, be­vor man ihm die „Mup­pet Show“ an­ver­trau­te. Bei Bür­ger Lars Diet­rich läuft das et­was an­ders.

[im geis­te er­gänz­te ich noch, dass cher­no job­atey erst jah­re­lang das mor­gen­ma­ga­zin mo­de­rie­ren muss­te, be­vor man ihm … — ja was ei­gent­lich? egal.]
auf den ers­ten ab­satz folgt ein bei­na­he lie­be­vol­les por­trait von bür­ger lars diet­rich. so lie­be­voll, dass ich mich gleich in­spi­riert fühl­te mal eine sei­ner sen­dun­gen auf dem kin­der­sen­der ni­ckel­odi­an an­zu­schau­en. und mir fiel auf, wie sehr sich mei­ne lese-er­war­tun­gen beim le­sen von zei­tun­gen de­nen beim le­sen im in­ter­net an­ge­passt ha­ben. ich er­war­te per­sön­li­che stel­lung­nah­me, eine klar zu er­ken­nen­de sub­jek­ti­ve, aber auch ehr­li­che, hal­tung zum ob­jekt der be­richt­erstat­tung — und fach­kom­pe­tenz. viel­leicht war das im­mer schon so und mir fällt es erst jetzt so klar auf, dass ich die­sen gan­zen pseu­do­in­tel­lek­tu­el­len kack, das was man im­mer noch, im­mer wie­der im kul­tur­teil liest, 10 pro­zent in­for­ma­ti­on, 30 pro­zent zi­ta­te und 60 pro­zent pro­fi­lie­rung des au­tors, nicht mehr le­sen mag und kann. ar­ti­kel die ohne stu­di­um von kul­tur­wis­sen­schaf­ten fast un­ver­ständ­lich sind und ei­gent­lich nur zei­gen sol­len, dass der au­tor kul­tur­wis­sen­schaf­ten stu­diert hat. ar­ti­kel die vol­ler ela­bo­rier­ter be­flis­sen­heit zäh trie­fen oder ganz kurz ge­sagt, statt lie­be oder zu­min­dest sym­pa­thie zum su­jet nur die in­tel­li­genz des au­tors aus­drü­cken.

der­zeit scheint das re­gel­mäs­si­ge ver­öf­fent­li­chen auf die­sem qua­li­täts­ni­vie­au nur auf ge­druck­tem pa­pier zu funk­tio­nie­ren, aber ich habe so eine ah­nung, dass das in na­her zu­kunft auch ohne pa­pier ge­hen wird. viel­leicht so in 10 jah­ren. oder so.