dem spie­gel ist was pein­lich

felix schwenzel

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[an­mer­kung 24.07.2008]
ste­fan nig­ge­mei­er meint, dass das was ich hier schrob „quark“ sei, das habe al­les nichts mit der au­to­ri­sie­rung zu tun und nach­zu­le­sen sei das in der new york times. da steht, dass der spie­gel der new york times au­dio-auf­nah­men des in­ter­views vor­le­gen konn­te, die den wort­laut ma­li­kis nach­wei­sen könn­ten. könn­te also „quark“ sein, was ich hier schrieb. weiss­te be­scheid.
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der spie­gel strengt sich ja seit jah­ren (so un­ge­fähr 40 ge­fühl­te jah­re seit der spie­gel-af­fä­re) sehr an, wie­der ir­gend­ei­ne re­le­vanz zu er­rei­chen. jetzt scheints zu klap­pen, dank ei­ner be­scheu­er­ten deut­schen un­art, den au­to­ri­sier­ten in­ter­views. der ira­ki­sche mi­nis­ter­prä­si­dent nou­ri al-ma­li­ki sprach sich vor ein paar ta­gen in ei­nem spie­gel-in­ter­view für den plan ba­rack oba­mas für ei­nen ab­zug der ame­ri­ka­ni­schen trup­pen aus dem irak aus. die ame­ri­ka­ner sa­gen, „he en­dor­sed Oba­ma’s plan for U.S. wi­th­dra­wal from Iraq“. kurz da­nach dräng­te of­fen­bar das weis­se haus ma­li­ki dazu die un­ter­stüt­zung für oba­ma zu wi­der­ru­fen oder ab­zu­schwä­chen. am sonn­tag schob ma­li­kis büro ma­li­kis an­geb­li­che un­ter­stüt­zung von oba­mas plan auf ei­nen über­set­zungs­feh­ler. doof nur, dass sich der spie­gel das in­ter­view und die über­set­zung da­von au­to­ri­sie­ren liess. aus­ser­dem wur­de die über­set­zung nicht vom spie­gel selbst vor­ge­nom­men, son­dern von mala­kis ei­ge­nem über­set­zer. der spie­gel weist al­ler­dings in ei­nem sich selbst lob­hud­deln­den ar­ti­kel nicht auf die­se in­ter­view-au­to­ri­sie­rung hin, son­dern sagt et­was ein­sil­big „Der SPIE­GEL bleibt je­doch bei sei­ner Dar­stel­lung.“

auch wenn der spie­gel sich red­lich um re­le­vanz in ame­ri­ka be­müht, in­dem er bei­spiels­wei­se das in­ter­view und be­glei­ten­de be­richt­erstat­tung dazu fleis­sig auf eng­lisch ver­öf­fent­licht, ist das na­tür­lich pein­lich, sol­che den ame­ri­ka­nern völ­lig frem­den bräu­che, wie in­ter­view-au­to­ri­sie­rung, als ar­gum­ment für die ei­ge­ne glaub­wür­dig­keit zu nut­zen. ein an­ony­mer spie­gel-au­tor steck­te der sei­te tnr.com (the new re­pu­blic) (huch, ein blog), dass der spie­gel eben ge­nau des­halb et­was wort­kag sei: „Spie­gel couldn’t say so, though, wi­t­hout reve­al­ing its em­bar­ras­sing aut­ho­riza­ti­on po­li­cy.“

nu is­ses raus, qua­si auf der welt­büh­ne, dass der spie­gel (ent­ge­gen frü­he­rer aus­sa­gen) sei­ne in­ter­views au­to­ri­sie­ren lässt und der spie­gel steht ei­ner­seits wie ne coo­le, welt­po­li­tisch re­le­van­te sau da, an­der­seits wie ein feuch­ter pu­del am ran­de des spiel­fel­des. man hats nicht leicht, auf der welt­büh­ne — wenn man flun­kert.

[via, sym­bol­bild­quel­le]

der spie­gel (sym­bol­bild)