pein­li­che ge­stal­ten im fern­se­her

felix schwenzel

in den letz­ten ta­gen habe ich mal wie­der mehr fern­se­hen ge­guckt. un­ter an­de­rem litt ich an ei­ner selt­sa­men, sucht­ar­ti­gen lust „holt mich hier raus, ich bin ein star“ zu gu­cken. ek­lig fand ich da al­ler­dings we­der die „prü­fun­gen“ oder die art der mo­de­ra­ti­on, oder gar, wie ei­ni­ge, ei­nen der mo­de­ra­to­ren, son­dern die schrei­end pein­li­che selbst­über­schät­zung und selbst­ge­fäl­lig­keit man­cher c-pro­mis. ne­ben die­sem ekel und hef­ti­gen fremd­schäm-at­ta­cken, wur­de ich beim dschun­gel­camp aber auch da­von über­rascht, wie sym­pa­thisch ei­nem ver­meint­li­che freaks oder dep­pen oder alte omas wer­den kön­nen, wenn man ih­nen eine wei­le bei ih­rem trei­ben zu­sieht. eben­so über­ascht wur­de ich da­von, nach jah­ren der ent­halt­sam­keit mal wie­der über mo­de­ra­to­ren-wit­ze la­chen zu kön­nen.

eine wie­der­keh­ren­de er­kennt­nis der letz­ten tage, war aber die be­ob­ach­tung, dass selbst leu­te die ver­meint­lich ei­ni­ges an er­fah­rung vor der ka­me­ra ha­ben, es schaf­fen, sich vor lau­ter selbst­schutz und furcht schwä­chen zu zei­gen, un­glaub­lich und ir­repa­ra­bel ent­blös­sen. bei pe­ter bond und gui­lia sie­gel hat das je­der ge­merkt der „holt mich hier raus, ich bin ein star“ ge­se­hen hat, bei jörg pi­la­wa in „wet­ten, dass?“ war die ma­cker­haf­te und viel zu dick auf­ge­tra­ge­ne cool­ness so pein­lich, dass so­gar ei­nem fern­seh­jour­na­lis­ten der kra­gen ge­platzt ist. das ver­hal­ten von jörg pi­la­wa in „wet­ten, dass?“ hät­te bei ei­nem teen­ager zur straf­ver­set­zung auf die son­der­schu­le ge­reicht. da­ge­gen wirkt ein mit „fot­zen­se­kret“ und stauf­fen­berg-kos­tü­men han­tie­ren­der oli­ver po­cher wie ein bra­ves, de­mü­ti­ges milch­ge­sicht.

was we­der dem me­di­en­jour­na­lis­ten „cla­ris­sa“, noch dem blog­ger john­ny haeus­ler auf­fiel (oder nicht wei­ter er­wäh­nens­wert er­schien), war, wie pein­lich hen­ryk m. bro­der sich in die­ser sen­dung an kai diek­mann ran­wanz­te, um bei ihm an­er­ken­nung zu er­hei­schen. wie ein streb­sa­mer schul­jun­ge der sei­nen leh­rer be­ein­dru­cken möch­te bal­ler­te er diek­mann sorg­sam vor­be­rei­te­te gags, ver­klei­dun­gen, bon­mots und ge­sin­nungs­auf­sa­ät­ze vor den latz, lei­der all­zu of­fen­sicht­lich, nur um diek­man zu be­ein­dru­cken und ein biss­chen von ihm zu­rück­ge­liebt und -be­wun­dert zu wer­den. ganz of­fen­sicht­lich be­fürch­te­te er, dass sein ran­wan­zen als sol­ches wahr­ge­nom­men wer­den könn­te und be­rei­te­te des­halb auch das eine oder an­de­re kri­ti­sche wort vor. trotz die­ser halb­her­zi­gen ge­gen­mass­nah­men war das of­fen­sicht­li­che ran­wan­zen nicht zu über­se­hen. und es war un­er­träg­lich, nicht nur weil bro­der diek­mann of­fen­kun­dig nicht die boh­ne in­ter­es­sier­te und er mit tau­send an­de­ren sa­chen, nur nicht bro­der be­schäf­tigt war. diek­mann liess bro­der ein­fach re­den sich prä­sen­tie­ren und stock­te das ge­spräch, brach­te er es mit kur­zen fra­gen wie­der in den fluss.

was treibt men­schen dazu, sich im fern­se­hen hin­zu­stel­len und zu ver­su­chen sich durch un­ver­blüm­tes ei­gen­lob, durch pein­li­ches und eit­les ma­cker-ge­ha­be, tap­si­ge, ar­ro­ganz- und igno­ranz-ge­tränk­te pro­fi­lie­rungs­ver­su­che zu ent­blös­sen?

das mit der ei­tel­keit scheint ein ech­tes pro­blem zu sein. und die ek­ligs­ten auf­trit­te fin­den of­fen­bar nicht un­be­dingt im pri­vat­fern­se­hen statt.