sei zwo­null, sei volks­po­li­zist, sei ber­lin

felix schwenzel

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moni hat bei ih­rem sohn an der schu­le ein pla­kat ge­se­hen, auf dem die ber­li­ner po­li­zei (oder ge­nau­er, der „kri­mi­nal­po­li­zei­li­che staats­schutz“) fo­tos von schü­lern wur­den ab­ge­bil­det hat, die bei ei­ner schü­ler-demo fo­to­gra­fiert wur­den. der „staats­schutz“ bit­tet auf dem pla­kat um „an­ga­ben zur iden­ti­tät“ der „ab­ge­bil­de­ten per­so­nen“. moni meint, dass es sich bei den ab­ge­bil­de­ten of­fen­sicht­lich um ganz nor­ma­le schü­ler han­de­le und auch der fahn­dungs­text ist eher ne­bu­lös: die ab­ge­bil­de­ten per­so­nen sei­en bei de­lik­ten wie „be­son­ders schwe­rer land­frie­dens­bruch, ge­fähr­li­cher kör­per­ver­let­zung, volks­ver­hetzng, dieb­stahl, haus­fi­re­dens­bruch usw.“ „fest­ge­stellt“ wor­den. fest­ge­stellt?

ver­steh ich nicht. sind sie bei den de­lik­ten be­ob­ach­tet wor­den? sind sie der tat ver­däch­tig? oder be­reits ir­gend­wie in ab­we­sen­heit ver­ur­teilt wor­den? ist der ve­dacht zwei­fels­frei vor­han­den, dass man die ge­sich­ter der schü­ler ein­fach so auf ein fahn­dungs­pla­kat dru­cken kann und mit den ge­nann­ten de­lik­ten in di­rek­ten zu­sam­men­hang bringt? macht die pol­zei das neu­er­dings bei al­len ver­däch­ti­gen de­ren iden­ti­tät nicht zwei­fels­frei fest­steht?

ich mein, es kann ja sein, dass man la­den­dieb­stäh­le schnel­ler auf­klärt, wen man alle kun­den ei­nes su­per­mark­tes fo­to­gra­fiert und alle die ver­däch­tig aus­se­hen oder zu ei­nem be­stimm­ten zeit­punkt an der aus­ge­raub­ten kä­se­the­ke stan­den, auf ei­nem pla­kat ab­bil­det und die ge­sich­ter in der gan­zen stadt aus­hängt. auch meh­dorn wäre si­cher schnel­ler zu­rück­ge­tre­ten, wen die ber­li­ner po­li­zei ihn auf ei­nem fahn­dungs­pla­kat ab­ge­bil­det hät­te und ihn dar­auf ein­fach mal vor­sorg­lich öf­fent­lich des bruchs des fern­mel­de­ge­heim­nis­ses oder bahn­frie­dens­bruchs ver­däch­tigt hät­te.

moni for­mu­liert das so:

Was ist das nun aber für eine Ge­sell­schaft, in der jun­ge Men­schen, die ein­mal über die Strän­ge ge­schla­gen ha­ben, an öf­fent­li­chen Or­ten auf gro­ßen Fahn­dungs­pla­ka­ten wie Ter­ro­ris­ten ge­sucht wer­den? Ge­nau wie die pe­ne­tran­te Fo­to­gra­fie­re­rei der Po­li­zei ist die­se über­bor­den­de Kri­mi­na­li­sie­rung ein für mei­ne Be­grif­fe völ­lig un­zu­läs­si­ges Mit­tel der Re­pres­si­on.

apro­pos staats­schutz. es wird wirk­lich zeit, dass mal je­mand an­fängt bür­ger vor dem staat zu schüt­zen.

fahn­dungs­pla­kat an ei­ner ber­li­ner schu­le

[bild ver­frem­det, hö­he­re auf­lö­sung hier]