lie­bes ta­ge­buch

felix schwenzel

mitt­woch, 18:30h
am mitt­woch abend im zug habe ich mir an­ge­se­hen, wie kat­rin bau­er­feind mit ha­rald schmidt plau­der­te. frem­ge­schämt habe ich mich auch ein biss­chen, aber nicht so doll wie herr scha­der. ei­gent­lich hab ich mich auch we­ni­ger für frau bau­er­feind ge­schämt, son­dern für ha­rald schmidt. der sah fast so un­ge­pflegt aus wie ix!

aber ha­rald schmidt hat was schö­nes ge­sagt. naja, zi­tiert. auf die fra­ge von kat­rin bau­er­feind (oder viel­leicht auch eine ganz an­de­re fra­ge), was ihn und feu­er­stein ver­bin­den wür­de, ant­wor­te­te er, das feu­er­stein mal ge­sagt habe, dass das was er und schmidt ge­mein­sam hät­ten der hass auf die mensch­heit und die lie­be zu ih­rem pu­bli­kum sei. mis­an­thro­pen fin­de ich üb­ri­gens to­tal doof, aus­ser sie sind un­glaub­lich wit­zig.

mitt­woch, 21:00h
am ham­bur­ger haupt­bahn­hof fiel mir mal wie­der auf, dass die stim­mung auf dem bahn­hofs-vor­platz dort ex­akt wie in ei­nem ca­si­no in las ve­gas ist. ex­akt:

  • es läuft im­mer klas­si­sche mu­sik im hin­ter­grund
  • egal ob tag oder nacht, egal ob mor­gens oder abends, die leu­te sau­fen und rau­chen stän­dig
  • fast alle tra­gen shorts und an­de­re un­vor­teil­haf­te klei­dung
  • es sind nir­gend­wo kin­der zu se­hen
  • es geht um geld

frei­tag, ca. 14:00h
ich habe ein lang­zeit-ex­pe­ri­ment zu mei­ner ge­stör­ten selbst­wahr­neh­mung er­folg­reich ab­ge­schlos­sen. die bei­fah­re­rin liebt es brot auf mei­ner lieb­lings­ar­beits­flä­che in der kü­che zu schnei­den. oder bes­ser, seit­dem wir aus­schliess­lich voll­korn­brot es­sen, zu sä­gen. die sä­ge­spä­ne lässt sie dann ger­ne lie­gen, was auch voll­kom­men ver­ständ­lich ist, denn so ein frisch ge­säg­tes brot will ja so­fort ver­speist wer­den. trotz­dem stört mich das im­mer ein biss­chen und ich sau­ge die spä­ne, so wie ich das in mei­ner schrei­ner­aus­bil­dung ge­lernt habe, weg. denn die be­rufs­ge­nos­sen­schaf­ten ver­bie­ten schon seit vie­len jah­ren das keh­ren von sä­ge­spä­nen und ver­lan­gen den ein­satz von staub­saugern für sol­che zwe­cke. ar­beits­platz­si­cher­heit und lun­gen­schutz, oder so.

mein ver­suchs­auf­bau war recht ein­fach: nach­dem ich die sä­ge­späe der bei­fah­re­rin weg­ge­saugt hat­te, säg­te ich mir selbst ein paar schei­ben brot ab und liess die spä­ne lie­gen. zu mei­ner sehr gros­sen ver­wun­de­rung stör­ten mich mei­ne selbst­ge­mach­ten sä­ge­spä­ne gan­ze drei tage lang nicht die boh­ne.

sams­tag, 20:00h
am sams­tag ist die fest­plat­te in mei­nem mac­book ver­stor­ben. dan­kens­wer­ter­wei­se ha­ben fest­plat­ten ja heu­te ei­nen me­cha­nis­mus ein­ge­baut, mit dem sie ver­mel­den kön­nen, dass sie ster­ben. s.m.a.r.t heisst das — und ob die ab­kür­zung ab­sichts­voll mit „SM“ an­fängt ver­mag ich nicht zu be­ur­tei­len. freund­li­cher­wei­se hält ap­ple ei­nem sol­chen tech­ni­schen klein­kram vom leib, so dass der tod der plat­te mich über­rasch­te und völ­lig ohne vor­war­nung kam. tick, tick, tick, wa­ren ihre letz­ten wor­te.

aber viel­leicht ist die­ses stän­di­ge er­neu­ern, die end­lich­keit, ver­letz­bar­keit und die sterb­lich­keit von tech­nik ja auch et­was gu­tes. die an­tro­po­so­phen sind ja gros­se fans von na­tür­li­chen zy­klen und rhyt­mus. im früh­jahr blüht al­les auf, lebt den som­mer hin­durch um im win­ter wie­der ab­zu­ster­ben. we­ni­ger pa­the­tisch aus­ge­drückt: mei­ne neue fest­plat­te ist dop­pelt so schnell und drei­mal so gross wie die alte und viel gei­ler! ich habe mich auch da­ge­gen ent­schie­den mei­ne al­ten da­ten un­ter­zu­pflü­gen und neue aus­zu­sä­en und den den al­ten stand der fest­plat­te mit ei­nem back­up von letz­ter wo­che kom­plett re­kon­stru­iert, ti­me­ma­chi­ne sei dank, mal wie­der. man mus­ses ja auch nicht über­trei­ben, mit der erd­ver­bun­den­heit.

sonn­tag, 12:00h
über­haupt. kaum ge­wöhnt man sich dar­an, dass tech­nik fra­gil ist und sich zur en­tro­pie sehnt, über­rascht sie ei­nen. der akku mei­nes mac­books stemmt sich ge­gen den trend und will ein­fach kei­ne ka­pa­zi­tät ver­lie­ren. 99% pro­zent rest­ka­pa­zi­tät nach 22 mo­na­ten. das ist ei­gent­lich ein wun­der, ähn­lich wie blut das aus den au­gen ei­ner gips-ma­don­na fliesst.

mon­tag, 6:00h
im zug hab ich mir eine fol­ge „ein­satz in vier wän­den spe­zi­al“ an­ge­guckt. pein­lich aber wahr, mir ka­men die trä­nen. da­nach hab ich ein­fach wei­ter­ge­heult, als ich die­se bil­der sah [via].

da­nach woll­te ich ei­gent­lich noch die auf­zeich­nung von „zim­mer frei“ an­se­hen, mit ka­tha­ri­na schu­bert. lei­der war die auf­zeich­nung fast kom­plett im arsch, bis auf ca. 10 mi­nu­ten, re­latv am ende der sen­dung. das ist nicht wei­ter schlimm, was schaup­sie­le­rin­nen über die welt zu sa­gen ha­ben in­ter­es­siert mich in der re­gel eh nicht so arg doll. ich habe mich aber ge­fragt, war­um ka­tha­ri­na schu­bert bei spre­chen hin und wie­der ihre zun­ge raus­streckt. das hat mich auch schon da­mals bei anke en­gel­ke ge­wun­dert.

mon­tag, 8:30h
er­stei­ger­te ebay-ar­ti­kel beim ver­käu­fer zu­hau­se ab­ho­len hat et­was er­nüch­tern­des. was man nicht al­les tut um por­to zu spa­ren. künf­tig wer­de ich das por­to wie­der zah­len, der vor­teil der vir­tu­el­len in­ter­net-welt ist de­fi­ni­tiv ihre kör­per­lo­sig­keit.

mon­tag, 19:00h
tin­ten­herz auf DVD ge­guckt. lei­der ein lieb­lo­ser, vor­her­seh­ba­rer und wir­rer, kreuz­öder film. die lieb­lo­sig­keit spricht aus je­dem de­tail:

denk so­gar nicht dar­an mei­ne zeit zu ver­geu­den

mon­tag, 21:00h
mir ist auf­ge­fal­len, dass eine new yor­ker fir­ma mit ei­ner ly­bi­schen do­main ar­bei­tet: bit.ly. of­fen­bar ist ly­bi­en kein schur­ken­staat mehr.

mon­tag, 22:00h
ich habe mich in­ner­lich aufs mein zwan­zig­jäh­ri­ges klas­sen­tref­fen vor­be­rei­tet. bei xing. bei den zwei, drei na­men die ich ge­fun­den habe nicht ein ge­sicht wie­der­erkannt. kaum ei­ner mei­ner ehe­ma­li­gen klas­sen­ka­me­ra­den ist xing- und goo­g­le­bar. schlim­mer noch, kaum ei­ner, mit vier oder sechs aus­nah­men, ist mir in ir­gend­ei­ner form im ge­däch­nis ge­blie­ben.