spd-par­tei­tag

felix schwenzel

am ein­gang des est­rel-ho­tels und auf klei­nen hoch­hal­te-pla­ka­ten lä­chelt frank-wal­ter stein­mei­er in zen­sur­su­la- und sta­si-2.0-schäublo­nen-op­tik durch die ge­gend.

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an­drea nah­les hat sich of­fen­sicht­lich über­legt, dem lin­ken flü­gel der SPD mehr ge­wicht zu ver­lei­hen. trotz­dem sitzt sie rechts von franz mün­te­fe­ring.

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nach sei­ner rede war frank-wal­ter stein­mei­er klatsch­nass ge­schwitzt. schrö­der hat vor, wäh­rend und nach sei­ner rede vor vier jah­ren nicht ein biss­chen ge­schwitzt.

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olaf scholz sag­te ir­gend­wann den schö­nen satz: „wir sind ge­schlos­sen und wir wol­len ge­win­nen.“ wäh­rend sei­ner rede, be­wegt er sich oft syn­chron zum ge­bär­den-dol­met­scher. wenn sich sei­ne rede ein biss­chen rei­men wür­de, könn­te man sa­gen er rappt.

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er­staun­lich wie ähn­lich sich sig­mar ga­bri­el und hu­ber­tus heil se­hen. sie ha­ben so­gar bei­de die glei­chen hoch­fre­quen­ten, leicht hys­te­ri­schen stim­men.
olaf scholz sieht aus wie der ge­werk­schafts­boss in der zwei­ten staf­fel von „the wire“, frank so­bot­ka .

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wäh­rend frank-wal­ter stein­mei­ers rede hat bri­git­te zy­pries mal den mi­chel­le oba­ma-look ver­sucht. nach der rede zog sie gott sei dank wie­der ihr ro­tes ja­cket an.

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die wor­te bür­ger­rech­te oder in­ter­net wa­ren we­der in der rede von mün­te­fe­ring, noch von stein­mei­er zu hö­ren. über si­cher­heits- oder in­nen­po­li­tik- wur­de auch nicht ge­re­det.

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als die juso vor­sit­zen­de ans red­ner­pult tritt, wirkt sie nach all den al­ten män­nern und frau­en wie ein kind. dass sie das (na­tür­lich) nicht ist, fällt mir auf, als ich mir ein­bil­de, dass frank-wal­ter stein­mei­er ihr nach ih­rem münd­li­chen an­trag auf den arsch guckt.

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die zeit der blog­ger auf par­tei­ta­gen ist auch vor­bei. die ma­chen das jetzt al­les selbst. fo­tos stellt die par­tei selbst auf fli­cker , na­tür­lich nicht un­ter ei­ner frei­en li­zenz, son­dern mit „All rights re­ser­ved“, soll ja nicht zu oba­ma hier wer­den in deutsch­land.

aber selbst das twit­tern klu­ger be­ob­ach­tun­gen über­neh­men die po­li­ti­ker selbst.

die hand­voll blog­ger die da wa­ren, wa­ren laut schild (nennt man hier „ID-kar­te“) alle pau­schal von „spree­blick“. aus­ser mir, ich war ein­fach „blog­ger“. bei der ak­kre­di­tie­rung muss­te man wie ge­habt ei­nen pres­se­aus­weis vor­zei­gen oder zu der dame mit ei­nem ver­wa­sche­nen DIN-A4 aus­druck mit ei­ner von blog­gern-lis­te ge­hen. die jour­na­lis­ten hat­ten als ich nach stein­mei­ers rede auf­wach­te schon das gan­ze in­ter­net voll da­mit ge­schrie­ben, das stein­mei­er ei­nen „har­ten rich­tungs­wahl­kampf“ an­ge­kün­digt hät­te oder „zum kampf“ auf­rief.

ich habe, im ge­gen­teil zu den meis­ten jour­na­lis­ten, mei­nen lap­top die gan­ze zeit zu ge­habt, wäh­rend die mu­li­tas­kend mit han­dy, lap­top und re­den-aus­drü­cken jon­glier­ten und schrie­ben.

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mar­tin son­ne­born trug ski­schu­he , wäh­rend er vor lau­fen­der ka­me­ra ver­such­te po­li­ti­ker zu ver­ar­schen. sein grin­sen ist kein aus­druck von amü­siert­heit, son­dern — so siehts zu­min­dest aus — ein­ge­wach­sen.

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kei­ner der am po­di­um et­was ge­sagt hat, hat ver­sucht un­ter­halt­sam oder hu­mor­voll zu wir­ken. kein witz, kein gag, noch nicht­mal auf kos­ten des po­li­ti­schen geg­ners. das ist si­cher nix neu­es, aber es fiel mir sehr schmerz­haft auf.
hei­ner geiss­ler hat der FAS auf die fra­ge ob es an­ge­la mer­kel nicht ein we­nig an cha­ris­ma man­ge­le ge­ant­wor­tet, dass wir in deutsch­land be­reits aus­rei­chend schlech­te er­fah­run­gen mit so­ge­nann­ten cha­ris­ma­ti­schen füh­rer­fi­gu­ren hat­ten. ich glau­be ein po­li­ti­ker mit hu­mor wäre eine ech­te markt­lü­cke.

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hu­ber­tus heil will po­li­tik-ver­druss mit po­li­ti­scher bil­dung be­kämp­fen.

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thors­ten schä­fer-güm­bel sieht von hin­ten sehr sym­pa­thisch aus.

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hat die SPD auf dem par­tei­tag ein wahl­pro­gramm oder ein re­gie­rungs­pro­gramm „ver­ab­schie­det“? ich habs bis jetzt nicht ge­rafft. oder die red­ner nicht.

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auf der pres­se­tri­bü­ne war die luft an­ge­nehm kühl und frisch. im ple­num, un­ten im saal, war die luft heiss und dick und schweiss­ge­tränkt.