ich hat­te ei­nen traum

felix schwenzel

heu­te nacht ei­nen ei­gen­tüm­li­chen traum ge­habt. ich sass in te­he­ran in ei­nem ho­tel und schal­te­te den fern­se­her ein. ko­mi­scher­wei­se spra­chen alle im fern­se­hen deutsch. ein klei­ner, un­ge­pflegt wir­ken­der mann in den glei­chen beige-far­be­nen kla­mot­ten in de­nen in deutsch­land die ren­ter be­vor­zugt rum­lau­fen, hielt eine fern­seh­an­spra­che:

Seit der Wahl am 12. Juni 2009 hat die­ses Land ei­ni­ges an Auf­merk­sam­keit be­kom­men. Tau­sen­de De­mons­tran­ten und un­zäh­li­ge kri­ti­sche Be­rich­te zei­gen, wir ha­ben mit der Wahl eine brei­te öf­fent­li­che Dis­kus­si­on auf der Stra­ße und im Netz ge­star­tet. Das ist gut, denn ge­nau das zeigt die Kraft der ira­ni­schen Ge­sell­schaft und des In­ter­nets. Dass The­men da­bei auch kon­tro­vers dis­ku­tiert wer­den, dass es un­ter­schied­li­che Po­si­tio­nen und Be­wer­tun­gen gibt, macht ja eine freie Ge­sell­schaft aus. Auch wenn Lob im­mer schö­ner ist, ge­hört na­tür­lich auch Kri­tik dazu. So ha­ben wir, als Re­gie­rung, aber auch die Re­li­gi­ons­fü­her, durch die Pro­tes­te und die Dis­kus­sio­nen auf der Stra­ße und im Netz die ein­ma­li­ge Chan­ce, viel mehr über Eure Wün­sche zu er­fah­ren als auf kon­ven­tio­nel­len We­gen.

Auf der Stra­ße, in den Po­li­zei­zen­tra­len und den Ge­fäng­nis­sen ha­ben wir in den letz­ten Wo­chen ins­be­son­de­re ei­nes ge­macht: zu­ge­hört.

Das Zu­hö­ren führt dazu, dass wir enorm vie­le An­re­gun­gen auf­grei­fen, vie­le Re­gie­rungs­mit­glie­der und Po­li­zei­kräf­te in­vol­vie­ren und un­ter­schied­li­che The­men in Zu­kunft auch an­ders be­wer­ten wer­den. Na­tür­lich war die Form der Pro­tes­te nicht im­mer schmei­chel­haft, vor al­lem dann wenn ver­dien­te Kämp­fer der Re­vo­lu­ti­on, wie u.a. auch ich per­sön­lich an­ge­grif­fen wur­den, oder wenn un­se­re Dia­log­be­reit­schaft und Auf­rich­tig­keit des Dia­logs grund­sätz­lich in Fra­ge ge­stellt wur­den.

Aber des­halb kon­zen­trie­ren wir uns vor al­lem auf die kon­struk­ti­ven Bei­trä­ge, also auf die, in de­nen wir er­fah­ren, wie man Din­ge in Zu­kunft an­ders, ein­fa­cher oder bes­ser ma­chen kann. Wir sind über­zeugt, dass wir ei­nen wich­ti­gen Schritt ge­gan­gen sind, um mit Euch, den Bür­gern, künf­tig ganz an­ders im Dia­log zu ste­hen als heu­te.

Was uns wirk­lich be­ein­druckt hat, war zum Ei­nen die Ernst­haf­tig­keit der Pro­tes­te, die an vie­len Stel­len ge­führt wur­de, zum An­de­ren die Krea­ti­vi­tät. Für uns stellt die die­ser ak­ti­ve Teil der ira­ni­schen Ge­sell­schaft, der sich ein­bringt, der für sei­ne Über­zeu­gun­gen kämpft, der In­hal­te er­zeugt, der durch das In­ter­net, durch Mo­bil­te­le­fo­nie in die Lage ver­setzt wird, sei­nen Pro­test zu ar­ti­ku­lie­ren und sich mit an­de­ren Men­schen zu ver­net­zen …

an die­ser stel­le bin ich auf­ge­wacht. zwei din­ge ha­ben mich ge­wun­dert: ers­tens, war­um träu­me ich in gross­buch­sta­ben und zwei­tens, war­um träumt car­men hil­le­brand die glei­chen träu­me wie ich?