dro­bo-drös­ser

felix schwenzel

ei­gen­ar­ti­ger ar­ti­kel von chris­toph drös­ser auf zeit.de. ich schät­ze chris­toph drös­ser seit jah­ren für sei­ne fun­dier­te „stimmt’s?“-ko­lum­ne in der zeit. aber heu­te muss­te ich doch mal schlu­cken.

chris­toph drös­sers ar­ti­kel „dop­pelt hält bes­ser“ weist in den ers­ten acht ab­sät­zen gut ver­ständ­lich dar­auf hin, dass wir un­se­ren „di­gi­ta­len schät­ze“ gut si­chern soll­ten. die fest­plat­ten, de­nen wir un­se­re fo­tos und „auch un­se­re Film- und Mu­sik­samm­lung“ an­ver­trau­en, hiel­ten nicht ewig, im ge­gen­teil, die fra­ge sei nicht ob die plat­te stirbt, son­dern wann. also fol­gert drös­ser ganz rich­tig: „Das Re­zept ge­gen den Da­ten­ver­lust heißt Red­un­danz – alle Da­ten soll­ten mehr­mals vor­han­den sein.“

im­mer schön back­upen, auch wenns müh­sam ist und ob­wohl ex­ter­ne diens­te wie flickr oder pi­ca­sa die kun­den­da­ten red­un­dant und „pro­fes­sio­nell“ spei­chern, wis­se man auch bei ih­nen nicht, ob es sie noch in 20 jah­ren gäbe. dann nach acht ab­sät­zen er­klär­bä­ri­gem vor­ge­plän­kel, dass of­fen­abr auch 60 jäh­ri­ge stu­di­en­rä­te ver­ste­hen sol­len, sug­ge­riert der sonst ex­trem ak­ku­ra­te und sorg­fäl­ti­ge drös­ser, dass die red­un­danz von RAID-plat­ten so eine art back­up sei.

Raid steht für red­un­dant ar­ray of in­de­pen­dent disks, zu Deutsch: red­un­dan­te An­ord­nung un­ab­hän­gi­ger Fest­plat­ten. Meh­re­re Plat­ten sind in ei­nem Ge­häu­se mon­tiert, auf dem Com­pu­ter er­scheint aber nur ein ein­zi­ges Lauf­werk. In­ner­halb des Raids wer­den die Da­ten so um­ko­piert, dass je­des Bit auf min­des­tens zwei Plat­ten vor­han­den ist. Fällt eine da­von aus, ist nichts ver­lo­ren – sie wird aus­ge­tauscht, und die Soft­ware sorgt für die Wie­der­her­stel­lung der Red­un­danz.

gleich der ers­te kom­men­tar un­ter dem ar­ti­kel warnt: „Vor­sicht: RAID ist kein Back­up!“. der zwei­te kom­men­tar warnt eben­so: „RAID != Back­up | The­ma ver­fehlt“. schon im vier­ten kom­men­tar ge­steht chris­toph drös­ser ei­nen feh­ler ein:

Raid ≠ Back­up
Stimmt. Dar­auf hät­te ich noch­mal hin­wei­sen sol­len. Ich habe ja auch eher die User an­ge­spro­chen, die schlam­pig sind beim Back­up aus ei­ge­nem An­trieb. Aber ich hät­te es schon noch ein­mal deut­lich sa­gen kön­nen!

ei­gen­ar­ti­ger faux pas, noch ei­gen­ar­ti­ger sind dann aber die fol­gen­den ab­sät­ze. da emp­fiehlt drös­ser ein ge­rät der fir­ma data ro­bo­tics („dro­bo“), dass be­son­ders ein­fach zu be­die­nen sei, in das man bis zu vier „han­dels­üb­li­che 3,5-Zoll-Fest­plat­ten be­lie­bi­gen Vo­lu­mens“ schie­ben kön­ne und dass die da­ten, die man auf das ge­rät ko­piert, dann „in­tern red­un­dant“ ge­spie­gelt wür­den. aus­ser­dem kön­ne man je­weils eine plat­te so­gar im lau­fen­den be­trieb her­aus­zie­hen, ohne dass da­ten ver­lo­ren gin­gen. ei­gen­ar­tig ist al­ler­dings nicht die be­schrei­bung der RAID-funk­ti­ons­wei­se, son­dern das über­zo­ge­ne und di­stanz­lo­se lob für den „dro­bo“, ein ge­rät das für ei­nen ziem­lich ho­hen preis nur ei­nen bruch­teil der fea­tures der kon­ku­renz bie­tet. im­mer­hin er­wähnt drös­ser am ran­de ei­nen kon­ku­ren­ten, aber dass der markt für sol­che ge­rä­te ge­ra­de am ex­plo­die­ren ist, dass es güns­ti­ge­re, min­des­tens so ein­fach zu be­die­nen­de ge­rä­te von ziem­lich vie­len her­stel­lern gibt, er­wähnt er nicht.

noch ei­gen­ar­ti­ger fin­de ich aber, dass er be­reits vor ei­nem jahr über den dro­bo schrieb, mit ex­akt dem glei­chen te­nor: da­ten­red­un­danz, en­fa­che be­die­nung, er­wei­ter­bar­keit, be­frei­ung vom „schlech­ten Back-up-Ge­wis­sen“. vor ei­nem jahr er­weck­te er so­gar den ein­druck, dass der dro­bo es jetzt „auch Lai­en“ er­mög­li­che, „ihre liebs­ten Da­ten red­un­dant zu spei­chern“ und als ob es dazu kei­ne er­wäh­nens­wer­ten al­ter­na­ti­ven gebe. 2008 er­wähn­te er die al­ter­na­ti­ven noch nicht mal am ran­de. da­für er­weck­te er aber auch schon da­mals den ein­druck, als ob die RAID-red­un­danz des dro­bo so eine art back­up sein kön­ne.

mir sind das ein paar ei­gen­ar­tig­kei­ten zu­viel. drös­ser schreibt re­gel­mäs­sig über ein pro­dukt, er­wähnt die kon­ku­renz nicht oder nur am ran­de und schlampt bei tech­ni­schen de­tails. da ist dann die tat­sa­che, dass der ar­ti­kel über ein vier-plat­ten-ge­rät mit dem pres­se­bild ei­nes acht-plat­ten-ge­rä­tes il­lus­triert wird, schon fast ne­ben­säch­lich (da­bei bie­tet data ro­bo­tics pres­se­bil­der von al­len mo­del­len). ich fra­ge mich, wo­her drös­sers jah­re­lan­ge sym­pa­thie für data-ro­bo­tics-pro­duk­te kommt. und was er nächs­tes jahr über den dro­bo schrei­ben wird. und war­um.

im­mer­hin hö­ren sich drös­sers dro­bo-ar­ti­kel nicht so platt an wie das wer­be­blätt­chen vom her­stel­ler, des­sen schlag­zei­len lau­ten: „Red­un­dant pro­tec­tion, no hea­da­ches“, „In­com­pa­ra­ble ex­pan­da­bili­ty“ oder „Plug in peace of mind“. naja, viel­leicht doch ein biss­chen, von der grund­hal­tung her — aber we­nigs­tens sau­ber über­setzt, so dass es auch der durch­schnitt­li­che zeit-le­ser ver­steht.

ich emp­feh­le üb­ri­gens aus ei­ge­ner er­fah­rung die von haus aus netz­werk­fä­hi­gen NAS-ge­rä­te von qnap. das qnap TS-509 ist pfeil­schnell, hat zwei gi­ga­bit ether­net­schnitt­stel­len, qnap bie­tet re­gel­mäs­si­ge firm­ware-up­dates und ex­zel­len­ten sup­port. bei den qnap ge­rä­ten, auch dem klei­ne­ren TS-409, kann man nicht nur die plat­ten im lau­fen­den be­trieb tau­schen, son­dern auch die ka­pa­zi­tät al­ler fest­plat­ten im lau­fen­den be­trieb er­hö­hen. gute er­fah­run­gen habe ich auch mit den et­was güns­ti­ge­ren buf­fa­lo-ge­rä­ten ge­macht.

[nach­trag 27.08.2009, 9:32]
zwei sät­ze im dritt­letz­ten ab­satz hin­zu­ge­fügt, ei­nen al­ber­nen hin­weis ent­fernt und aus ei­nem „stu­di­en­rat“ „zeit-le­ser“ ge­macht.