N97

felix schwenzel

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an­fang bis mit­te au­gust konn­te ich, wie rené, das N97 von no­kia für 3 wo­chen tes­ten. mitt­ler­wei­le habe ich es wie­der zu­rück­ge­schickt und bin froh, wie­der mei­nen XDA be­nut­zen zu kön­nen — ob­wohl ich den ja auch be­kannt­lich sub­op­ti­mal fin­de.

das N97 ist an­geb­lich das der­zei­ti­ge spit­zen­mo­dell von no­kia und ei­nes der ers­ten no­kia smart­phones mit touch­screen-be­die­nung und auf­schieb­ba­rer tas­ta­tur. es hat bei­na­he al­les ein­ge­baut was man heut­zu­ta­ge tech­nisch in ein te­le­fon rein­be­kommt, UMTS, HSD­PA, GPS, land­kar­ten, ei­nen kom­pass, WLAN, blue­tooth, USB, zwei ka­me­ras, ei­nen pro­xi­mi­ty- und ei­nen lage-sen­sor, ei­nen elek­tro­ni­schen la­den, in dem man pro­gram­me kau­fen und run­ter­la­den kann, ei­nen brow­ser, ex­ch­an­ge-an­bin­dung, ei­nen mu­sik­la­den und ei­nen spei­cher­kar­ten-ein­schub. was ihm fehlt, ist eine kon­sit­en­te und ver­ständ­li­che be­nut­zer­füh­rung, lo­gik und ele­ganz.

web­sei­ten scrollt man nach un­ten, in­dem man sie nach oben schiebt. das hat no­kia of­fen­sicht­lich von ap­ple ge­lernt. me­nüs oder dia­log­fel­der scrollt man nach un­ten, in­dem man sie nach un­ten schiebt. da woll­te no­kia mal in­di­vi­dua­li­tät aus­drü­cken. im brow­ser fin­det das scrol­len ge­räusch­los und re­la­tiv glatt statt, in me­nüs ru­ckelt und kla­ckert es beim scrol­len. es gibt kaum ein pro­gramm das ein­fach star­tet und dann das macht wozu es pro­gram­miert wur­de, auf dem no­kia wird man stän­dig nach ir­gend­was fragt: wen man den brow­ser star­tet, fragt er ob man eine netz­ver­bin­dung auf­bau­en möch­te, wenn ja wel­che. wenn man den joi­ku-spot star­tet fragt er, ob man den joi­ku-spot star­ten möch­te. wenn man ihn be­en­det, fragt er, ob man ihn be­en­den möch­te. da­für fragt der brow­ser oft gar nicht be­vor er sich kom­plett be­en­det, ob­wohl man nur ei­nes von meh­re­ren brow­ser-fens­ter schlies­sen woll­te. das email-pro­gramm fragt ei­nen, wenn man es star­tet ob man neue emails le­sen möch­te, wenn ja, ob man eine ver­bin­dung auf­bau­en möch­te und wenn man das will fragt es wel­che. beim be­en­den des email-pro­gramms, warnt es, dass es jetzt die ver­bin­dung tren­nen wür­de und ob das ok sei. beim ein­rich­ten des email-pro­gramms frag­te es mich wag­hal­sig, ob ich ich alle emails run­ter­la­den wol­le, was ich test­wei­se mit ja be­ant­wor­te­te und das N97 dann auch tat. da­bei wur­de es im­mer wär­mer und im­mer lang­sa­mer bis es sich dazu ent­schied mich kom­plett zu igno­rie­ren, bis ich die bat­te­rie her­aus­nahm, das email-kon­to lösch­te und es in­stru­iert nur noch neue emails run­ter­zu­la­den.

im­mer­hin, mit ein biss­chen goog­len be­kam ich es re­la­tiv flott hin, mei­ne adress- und ka­len­der­da­ten aus der wol­ke aufs han­dy zu la­den, im­mer­hin wur­den die­se da­ten nach der ein­rich­tung ohne stän­di­ges nach­fra­gen re­gel­mäs­sig ak­tua­li­siert. das ein­ge­bau­te adress­buch ist im nach­hin­ein das ein­zi­ge mit­ge­lie­fer­te pro­gramm, das ei­nen ei­ni­ger­mas­sen aus­ge­reif­ten ein­druck hin­ter­liess. es macht ge­nau das, was es ma­chen soll: schnell te­le­fon­num­mern fin­den. auch wenn es bei per­so­nen, die man zur schnell­wahl auf den start-bild­schirm ge­legt hat, im­mer­noch 3 klicks dau­ert bis sie an­ge­wählt wer­den: ers­ter klick, kon­takt­da­ten pop­pen auf, zwei­ter klick, te­le­fon­num­mer aus­wäh­len, drit­ter klick ent­schei­den ob man die num­mer an­ru­fen, an­es­se­mes­sen oder sonst­was will. er­schüt­ternd, aber wahr, der ka­len­der kennt im­mer noch kei­ne ganz­tä­gi­gen ter­mi­ne. ge­burts­ta­ge aus mei­nem ka­len­der dau­er­ten so mal von mit­ter­nacht bis null uhr, mal von mit­ter­nacht bis halb eins am nächs­ten tag.

ganz schlimm ist die tas­ta­tur­sper­re bild­schirm­sper­re. lo­bens­wert, dass es da­für ei­nen rich­ti­gen schie­be­schal­ter an der sei­te des ge­rä­tes gibt, doof nur, dass alle mei­ne ta­schen mitt­ler­wei­le den um­gang mit schie­be­schal­tern ge­lernt ha­ben. aus­ser­dem funk­tio­niert der schie­be­schal­ter nur nach ei­nem mur­phy-ar­ti­gen ge­setz. wenn das te­le­fon klin­gelt, ver­wei­gert er den dienst und gibt den bild­schirm par­tout nicht frei. klin­gelt das te­le­fon, kann man es nur mit ges­ten auf dem be­rüh­rungs­emp­find­li­chen dis­play ent­sper­ren. nur manch­mal ist der bild­schirm nicht emp­find­lich, son­dern un­sen­si­bel wie ein stein. drei­mal konn­te ich an­ru­fe nicht an­neh­men, weil sich das N97 in ei­nen klin­geln­den stein ver­wan­delt hat­te. aber auch wenn es nicht klin­gel­te, wei­ger­te sich das N97 manch­mal den bild­schirm zu ent­sper­ren. wenn es doch re­agier­te, ber­merk­te man, dass der bild­schirm mit ne­on­röh­ren aus den acht­zi­ger jah­ren be­leuch­tet wird, die ei­ni­ge se­kun­den zum auf­wär­men be­nö­ti­gen. auch die ge­räu­sche die das N97 bei be­rüh­run­gen mach­te, deu­ten auf die ver­wen­dung von ne­on­röh­ren hin, das me­tal­li­sche kla­cken soll wohl so­was wie ein hap­ti­sche feed­back auf be­rüh­run­gen lie­fern.

der mit­ge­lie­fer­te no­kia-web­brow­ser war im­mer­hin der ers­te brow­ser in ei­nem han­dy, bei dem ech­te bil­du­ploads, zum bei­spiel auf die­se sei­te funk­tio­nier­ten. so­gar you­tube-vi­de­os kann man sich mit dem brow­ser an­se­hen. dank des an­stän­dig auf­ge­lös­ten bild­schirms, kann man auch ex­trem klei­ne schrift gut le­sen. auf den ers­ten blick ein voll­wer­ti­ger brow­ser. was lei­der nicht geht, ist ein ein­fa­ches zu­rück­blät­tern. also das geht schon, aber da­für meint der brow­ser die sei­te kom­plett neu la­den zu müs­sen. lei­der geht das nicht son­der­lich schnell und wäh­rend die sei­te lädt ist der brow­ser kaum an­sprech­bar. auch wenn ope­ra mini kein voll­wer­ti­ger brow­ser ist, so ist er in der täg­li­chen be­die­nung doch un­ge­fähr 2000mal an­ge­neh­mer.

aber es gibt auch ein paar po­si­ti­ve din­ge zu be­rich­ten. das N97 ver­bin­det sich pri­ma per USB und blue­tooth mit dem mac, der no­kia mul­ti­me­dia trans­fer funk­tio­niert pri­ma über blue­tooth, über USB gibt sich das han­dy als ka­me­ra zu er­ken­nen, moun­tet sein da­tei­sys­tem und die UMTS nut­zung am lap­top über die 30-tage-test­ver­si­on von joi­ku-spot, das aus dem N97 ei­nen wlan-hot­spot macht, ist sta­bil und irre schnell. die tas­ta­tur funk­tio­niert er­staun­lich gut und der akku hält fast den gan­zen tag.

ins­ge­samt scheint das sym­bi­an S60-be­trieb­sys­tem, dem no­kia müh­se­lig touch­screen-fä­hig­kei­ten an­trai­niert hat, auch nach no­ki­as an­sicht ein aus­lauf­mo­dell zu sein. den ein­druck be­kommt man zu­min­dest, wenn man sich das neue N900-smart­phone an­sieht, dass laut giz­mon­do das N97 „al­bern“ aus­se­hen lässt und un­ter li­nux läuft. für 530 euro wür­de ich mir die­ses aus­lauf­mo­dell, das no­kia der­zeit als spit­zen­mo­dell be­wirbt zu­min­dest nicht kau­fen.

ge­schenkt ha­ben will ichs üb­ri­gens auch nicht.