next10

felix schwenzel

auf der next-kon­fe­renz habe ich heu­te eine men­ge stei­le the­sen ge­hört. keith mes­sicks vor­trag war mit „so­cial me­dia is dead. long live so­cial busi­ness“ über­ti­telt. nico lum­ma schlug mit sei­nem vor­trags­ti­tel in eine ähn­li­che ker­be: „it’s the end of so­cial me­dia as we know it“. set­fan weitz von bing er­klär­te die su­che für tot und rief in sei­nem vor­trags­ti­tel aus: „lang lebe die su­che“. kei­ne ah­nung ob das pro­gram­ma­tisch für die dau­er von such­an­fra­gen bei bing ge­meint war oder ganz an­ders ge­meint war, ich hab den vor­trag nicht ge­se­hen.

was üb­ri­gens auch to­tal „dead“ ist, sind on­line zeit­plä­ne. on­line ist das pro­gramm der next-vor­trä­ge völ­lig un­brauch­bar, weil es her­me­tisch in flash ge­gos­sen ist und auf next10.sched.org um so ne­ben­säch­li­che in­for­ma­tio­nen wie die ein­zel­nen vor­trags­ti­tel ge­kürzt ist. ohne das ge­druck­te pro­gramm ist man auf der next völ­lig ver­lo­ren. das war auf der re­pu­bli­ca über­i­gens nicht an­ders. apro­pos druck: auf der re­pu­bli­ca wur­de das pro­gramm vom frei­tag ge­spons­ort und auf pa­pier ge­druckt, auf der next von der welt.

mar­tin re­cke hat­te zur re­pu­bli­ca üb­ri­gens fol­gen­de er­kennt­nis: „#rp10 ist Feuil­le­ton, #next10 ist Wirt­schafts­teil.“ da muss ich ihm nach ei­nem tag #next10 wi­der­spre­chen: die „#next10 ist 50% #wuv, 30% feuil­le­ton und 10% wirt­schafts­teil.“ (die rest­li­chen 10% sind es­sen und trin­ken.)

das for­mat der ein­zel­nen „tracks“, drei bis vier 20 mi­nu­ten kur­ze vor­trä­ge hin­ter­ein­an­der, da­nach kur­ze fra­ge- und ant­wort-ses­si­ons mit den re­fe­ren­ten, ist zwar ganz za­ckig, aber lei­der sind die vor­trä­ge nicht so wow. tech­crunch hat im­mer­hin aus ei­nem mit­tel­mäs­sig mit­reis­sen­den an­kün­di­gungs-vor­trag von ta­riq krim eine auf­ge­reg­te topnews ge­klöp­pelt, aber ins­ge­samt ha­ben die vor­trä­ge heu­te auf der next zum gros­sen teil ei­nen un­an­ge­neh­men selbst­be­weih­räu­che­rungs-bei­geschmack. die next riecht sehr nach stark nach dem ei­gen­lob der re­fe­ren­ten. un­an­ge­nehm fie­len ins­be­son­de­re die wer­ber auf, die bei der ei­gen­wer­bung so dick auf­tru­gen, dass ich ver­mu­te, dass die next im nächs­ten jahr pitch11 heis­sen wird. dass ei­gen­wer­ben ging bei tho­mas zer­vos von jung von matt/elbe be­son­ders gran­di­os in die hose, weil sein vor­trag ers­tens in ei­nen tweet ge­passt hät­te („1. don’t be­lie­ve the hype! 2. i’ll show a li­ving young pig!“), zwei­tens aus tech­ni­schen grün­den (das mi­kro funk­tio­nier­te nicht) so un­ver­ständ­lich war, dass er den vor­trag auch auf ru­mä­nisch hät­te hal­ten kön­nen und drit­tens ein fer­kel kei­ne sau ist. sein kol­le­ge an­dre­as frei­tag aus ber­lin war bei der selbst­dar­stel­lung ge­nau­so scham­los, brach­te aber we­nigs­tens et­was sub­stanz, un­ter­hal­tung und ver­ständ­lich­keit mit sich.

die lo­ca­ti­on, eine alte fa­brik­hal­le am gleis­drei­eck, ist su­per. und rie­sig. und man kommt sich ein biss­chen wie im zoo vor. nicht nur we­gen der vie­len busi­ness­kas­per, son­dern weil tau­ben und spat­zen in der hal­le um­her­flie­gen. ich fra­ge mich wer auf der next als ers­ter be­schis­sen wird.

an­sons­ten fiel mir auf:

  • mit dem ipad in der hand kann man nicht ap­plau­die­ren.
  • die next ist lo­ca­ti­onmäs­sig was die dum­my lay­out­mäs­sig ist.
  • scho­ko­la­de kann tat­säch­lich fruch­tig schme­cken.
  • „APIs are the sex or­gans of busi­ness evo­lu­ti­on. data is it's DNA.“ (lee bryant)
  • alle prä­sen­ta­tio­nen wur­den von den pro­jek­to­ren auf das 16 zu 9 for­mat ver­zerrt. das wirkt ex­trem scheis­se.
  • die ähs von nico lum­ma sind lau­ter als nico lum­mas an­de­re wor­te. auch das stell­te die tech­nik der next vor un­lös­ba­re pro­ble­me.
  • an­dre­as frei­tag von der wer­be­agen­tur jung von matt (der wer­be­agen­tur der bild­zei­tung) mein­te, wenn ma­thi­as döpf­ner (der vor­stand­chef von axel sprin­ger) wirk­lich ge­sagt habe „Je­der Ver­le­ger soll­te sich ein­mal am Tag hin­set­zen, be­ten und Ste­ve Jobs da­für dan­ken, dass er mit die­sem Ge­rät die Ver­lags­in­dus­trie ret­tet.“, soll­te er ge­feu­ert wer­den.
  • pe­ter sun­de in­spi­rier­te mich, als ich ihn auf der next zum zwei­ten mal über flattr re­den hör­te, zu dem satz: „je­der in­ter­net­be­nut­zer soll­te sich ein­mal am tag hin­set­zen, be­ten und pe­ter sun­de da­für dan­ken, dass er mit flattr das in­ter­net ret­tet.“
  • das ca­te­ring macht die schwä­chen der vor­trä­ge mehr als wett.
  • ich mag nico lum­ma.
  • twit­ter is the new par­ship.
  • der vor­trag von den bei­den jungs von sho­cking­ba­rack.com war sehr be­ein­dru­ckend, ob­wohl auch der nur um wer­bung ging.

[nach­trag 13.05.2010]
next10, tag 2.