„it’s a mo­vie about ho­pe“

felix schwenzel

die bei­fah­re­rin bringt im­mer wie­der do­ku­men­tar­fil­me für das kind aus der stadt­bi­blio­thek mit nach­hau­se, um das bil­dungs­ni­veau des kin­des zu he­ben. kürz­lich brach­te sie ei­nen hau­fen DVDs mit ha­rald leschs „al­pha cen­tau­ri“ mit. als wir die ers­te fol­ge der ers­ten DVD ge­mein­sam an­sa­hen (ins­ge­samt gibts glaub ich acht oder neun DVDs in der se­rie), wur­de das kind im­mer un­ru­hi­ger, die bei­fah­re­rin im­mer stil­ler, bis das kind nach ca. 5 mi­nu­ten auf­stand und — leicht frus­triert — aus­rief „lang­wei­lig, ich ver­steh kein wort!“. die ers­te fol­ge war wirk­lich kom­pli­ziert („Wie vie­le Di­men­sio­nen hat das Uni­ver­sum?“). ich fin­de den lesch ja ziem­lich klas­se und kann mir das zeug ohne ende an­se­hen, aber für das kind, ist es wohl doch noch ein biss­chen har­ter to­bak. aber lesch soll hier gar nicht das the­ma sein.

denn: aus­ser­dem hat­te die bei­fah­re­rin eine nicht mehr ganz fri­sche DVD (im­mer­hin von 1991) aus­ge­lie­hen, „a short histo­ry of time“, eine stark bio­gra­phi­sie­ren­de ver­si­on von ste­phen haw­kings best­sel­ler. ich habe den film ges­tern und heu­te ge­se­hen und fand ihn ziem­lich be­ein­dru­ckend. aus meh­re­ren grün­den.

ers­tens nervt phil­ip glass’ mu­sik über­ra­schen­der wei­se kein biss­chen, zwei­tens ist der film für 1991 mit ganz an­sehn­li­chen spe­cial ef­fects (alle ana­log pro­du­ziert, wie man im ma­king-of gut er­ken­nen kann) ver­se­hen und drit­tens sind ste­phen haw­king und sein for­schung in der tat ziem­lich span­nend.

im ma­king-of plau­dert der re­gis­seur von „a brief histo­ry of time“, er­rol mor­ris, ein we­nig über haw­king und trifft da­mit ei­nen ganz ent­schei­den­den na­gel auf den kopf:

ste­phen haw­king, his frail­ty, his mor­ta­li­ty, in a way has be­co­me a sym­bol for, i think, ever­y­bo­dy.

gros­se geis­ter, hoch­in­tel­li­gen­te men­schen, die in und mit ih­rem kopf sa­chen ma­chen, die für uns nor­mal­sterbi­che un­vor­stell­bar sind, ha­ben wir schon im­mer ger­ne ver­göt­tert „ge­nies“ ge­nannt und zu ei­ner art pop kopp-stars ge­macht. haw­king um­schreibt das so:

But I think an­o­ther re­ason is, that the pu­blic wants he­roes. They made Ein­stein a hero, and now they are ma­king me a hero, though with much less ju­s­ti­fi­ca­ti­on. But I fit the part of a di­s­ab­led ge­ni­us. At least I am cle­ar­ly di­s­ab­led.

wo­bei es dass na­tür­lich nicht ganz trifft. so wie haw­king ur­sprüng­lich in­spi­riert von ro­ger pen­ro­se’s theo­rien über schwar­ze lö­cher, auf eine theo­rie der zeit und des ur­knalls (und der strah­lung von schwar­zen lö­chern) kam, wer­den wir beim be­trach­ten von haw­kings zer­brech­lich­keit und fra­gi­li­tät auch an un­se­re ei­ge­ne sterb­lich­keit er­in­nert und iden­ti­fi­zie­ren uns mit ihm.

dass das sich be­wusst-ma­chen de ei­ge­nen sterb­lich­keit un­ge­heu­re (krea­ti­ve, phi­lo­so­phi­sche, wis­sen­schaft­li­che) en­er­gien wach­ru­fen kann, eben da­für scheint haw­king ein bes­tens ge­eig­ne­tes sym­bol zu sein, im dop­pel­ten sin­ne. so hat haw­king erst nach­dem sei­ne krank­heit dia­gnos­ti­ziert wur­de an­ge­fan­gen ernst­haft zu ar­bei­ten und bahn­bre­chen­de wer­ke zu ver­öf­fent­li­chen. er sagt von sich selbst, dass er vor­her ei­gent­lich nur blöd­sinn im kopf hat­te und erst die krank­heit ihn zu dem wis­sen­schaft­ler ge­macht habe, der er jetzt sei. ich muss­te beim se­hen des fil­mes un­wei­ger­lich wie­der an wolf­gang herrn­dorf den­ken, wel­che en­er­gien sei­ne krebs­dia­gno­se in ihm frei­setz­te und dass auch haw­king vor knapp dreis­sig jah­ren von den ärz­ten nur eine le­bens­er­war­tung von zwei bis drei jah­ren pro­gnos­ti­ziert be­kam.

er­rol mor­ris nennt sei­nen film „a mo­vie about hope“, ei­nen film über die hoff­nung und da­mit hat er recht.

den film kann man hier in kom­plet­ter län­ge on­line an­se­hen. fragt mich nicht war­um.

en­tro­pie (sym­bol­bild)