mal­te wel­ding über das auf­hö­ren

felix schwenzel

ich weiss nicht war­um, aber mal­te wel­ding schreibt un­glaub­lich gu­tes zeug in die ber­li­ner zei­tung (via). wenn das so wei­ter­geht, löst mal­te dem­nächst sa­scha lobo in den gan­zen talk­shows ab. er braucht da­für nur noch eine fri­sur. der text ist irre lang, aber ein paar zi­ta­te ma­chen be­stimmt ap­pe­tit:

Wo­hin es füh­ren kann, wenn eine Ge­sell­schaft mit al­lem auf­hört, was sie rück­sichts­los, for­dernd, laut und un­ap­pe­tit­lich sein lässt, kann man bei den al­ten Rö­mern stu­die­ren.Die hör­ten auf mit ih­ren Or­gi­en, mit ih­rer Skla­ven­hal­te­rei, mit ih­ren Stra­ßen­stri­chen und ih­ren Bor­del­len, in de­nen man sich vom Blut­rausch der Are­na er­ho­len konn­te, sie hör­ten auf, die größ­ten Arsch­lö­cher der da­mals be­kann­ten Welt zu sein – und wur­den Chris­ten. Eine neue Welt er­blüh­te, eine Welt der Nächs­ten­lie­be und Barm­her­zig­keit, eine Welt der gu­ten Wer­ke, in der man den Ar­men die Füße wusch und in der Skla­ven Päps­te wur­den, eine Welt, in der man ganz nah bei Gott war. Und weit da­von ent­fernt, flie­ßend Was­ser zu ha­ben.

[…]

Ja, selt­sa­mer­wei­se ging mit dem gan­zen Schind­lu­der, den die al­ten Rö­mer ge­trie­ben hat­ten, auch die kom­plet­te Zi­vi­li­sa­ti­on den Bach run­ter. Die christ­li­chen Glau­bens­krie­ger wa­ren zwar gut in Fun­da­men­ta­lis­mus, aber schlecht in Stra­ßen­bau, Ar­chi­tek­tur, Kunst, Schiff­fahrt, Hy­gie­ne, Ge­bur­ten­kon­trol­le (na: da erst recht), sie konn­ten nicht dich­ten, nicht den­ken und eine Ars Aman­di hat auch kei­ner von ih­nen ge­schrie­ben. Sie hat­ten auf­ge­hört. Mit al­lem. Die Chris­ten wa­ren im Grun­de das, was man heu­te den Grü­nen vor­wirft.

[…]

Der Mensch mag ein we­nig Ex­zess, nur wenn er lang­sam ält­lich wird und fi­nan­zi­ell aus­ge­sorgt hat, dann wird er wie Ha­rald Schmidt und in­ter­es­siert sich bloß noch für sei­ne Ver­dau­ung.

bril­li­ant.