ver­trau­en

felix schwenzel

>

im be­richt dar­über, dass mi­cro­soft der NSA vol­len zu­griff auf ei­ni­ge sei­ner diens­te gibt, kann man chris­ti­an stö­ckers wit­zi­ge sei­te ent­de­cken:

Mi­cro­soft selbst be­haup­te­te noch 2012 in sei­nem jähr­li­chen Trans­pa­renz­be­richt: "Sky­pe-An­ru­fe über die re­gu­lä­re Desk­top-Soft­ware sind auf Peer-to-Peer-Ba­sis ver­schlüs­selt." In der Spal­te "In­hal­te preis­ge­ge­ben" steht bei Sky­pe je­weils die Zahl Null - die NSA-An­fra­gen sind ja auch ge­heim. Al­ler­dings, warnt Mi­cro­soft könn­ten na­tür­lich "Kri­mi­nel­le oder Re­gie­run­gen" un­ter Um­stän­den auf die End­punk­te ei­nes Ge­sprächs zu­grei­fen.

wit­zig ist das auf der an­de­ren sei­te na­tür­lich nicht. stö­cker wei­ter:

Vor dem Hin­ter­grund der neu­en Ent­hül­lun­gen er­scheint das wie ein reich­lich krea­ti­ver Um­gang mit der Wahr­heit. Sky­pe-An­ru­fe wa­ren eben nicht Ende-zu-Ende ver­schlüs­selt. Wie soll ein Un­ter­neh­men, das Pro­duk­te von Mi­cro­soft ein­setzt, künf­tig noch dar­auf ver­trau­en, dass die ei­ge­nen Be­triebs­ge­heim­nis­se nicht aus­ge­forscht wer­den, wenn das Un­ter­neh­men so­gar in Be­zug auf die Si­cher­heit der ei­ge­nen Diens­te die Wahr­heit ver­schlei­ert?

es ist vor al­lem bit­ter für mi­cro­soft, dass jetzt raus­kommt, dass sie sich über ihre kun­den lus­tig ma­chen und sie an­lü­gen krea­tiv mit der wahr­heit um­ge­hen — al­les na­tür­lich im rah­men (ame­ri­ka­ni­scher) ge­set­ze und ge­hei­mer re­gie­rungs­an­ord­nun­gen.

was für ein epi­sches ver­sa­gen, was für eine epi­sche zwick­müh­le! mitt­ler­wei­le hal­te ich gar nichts mehr für un­mög­lich. auch nicht, dass bei wei­te­ren ent­hül­lun­gen mi­cro­soft, goog­le ya­hoo und wie sie alle heis­sen mö­gen das schick­sal von al­ta­vis­ta er­ei­len wird.

al­ta­vis­ta ist nicht etwa nur in der be­deu­tungs­lo­sig­keit ver­schwun­den, weil goog­le, als es auf dem markt auf­tauch­te, bes­se­re such­ergeb­nis­se lie­fer­te, son­dern weil die such­ergeb­nis­se von al­ta­vis­ta käuf­lich, ge­gen geld ma­ni­pu­lier­bar wa­ren. und das war der wah­re grund für den nie­der­gang von al­ta­vis­ta: schwin­den­des ver­trau­en der kun­den. heu­te wie da­mals gilt: eine an­de­re such­ma­schi­ne ist nur ei­nen klick ent­fernt, bes­se­re of­fice-pro­duk­te zwei klicks, eine an­geb­lich voll ver­schlüssl­ter chat-app drei klicks, si­che­re­re email vier klicks. oder so.

ma­ris­sa mey­er 2007 in ei­nem in­ter­view mit dem elek­tri­schen re­por­ter:

Wir den­ken das das Ver­trau­en un­se­rer Kun­den un­glaub­lich wich­tig ist. Die Leu­te nut­zen Goog­le und ver­trau­en uns ihre Su­chen an und sie ver­trau­en uns ihre In­for­ma­tio­nen an, weil sie den­ken, dass wir ver­trau­ens­wür­dig sind. Für uns ist es sehr wich­tig die­ses Ver­trau­en zu wür­di­gen und uns an sehr so­li­de Da­ten­richt­li­ni­en zu hal­ten, die die Pri­vat­sphä­re der Kun­den schützt.

Das ist et­was über das wir oft nach­den­ken.

ich hof­fe das stimmt, dass goog­le, als die NSA an die tür klopf­te, über die pri­vat­s­hä­re der kun­den in­ten­siv nach­ge­dacht hat — und wie die­se zu schüt­zen ist. ich fürch­te aber, dass man nicht weit ge­nug dar­über nach­ge­dacht hat und jetzt aus­schliess­lich PR-men­schen dar­über nach­den­ken, wie sie mög­li­chen wei­te­ren ent­hül­lun­gen von ed­ward snow­den oder dem guar­di­an ent­ge­gen­tre­ten.

ei­gent­lich eine tol­le zeit für pop­corn. lei­der bleibt das an­ge­sichts der un­fass­bar­keit all die­ser hin­ter­fot­zig­keit und un­auf­rich­tig­keit zu­min­dest mir im hal­se ste­cken.

[bild­quel­le]