ste­fan-nig­ge­mei­er.de: War­um der ZDF-Kor­re­spon­dent eine Demo in Athen un­mög­lich rich­tig be­schrei­ben konn­te

ste­fan nig­ge­mei­er:

Der ZDF-Kor­re­spon­dent be­schreibt nicht, was — für je­den sicht­bar — vor Ort pas­siert, weil es sei­ner In­ter­pre­ta­ti­on der Rea­li­tät wi­der­spricht. Er hat die Kom­ple­xi­tät des­sen, was in Grie­chen­land pas­siert, so­weit re­du­ziert (mut­maß­lich da­mit sie auch die Bau­ern ir­gend­wo in Rhein­land-Pfalz bes­ser ver­ste­hen), dass sie mit den Bil­dern hin­ter ihm nicht mehr in Ein­klang zu brin­gen ist.

Und das ZDF meint, das mit ei­ner läp­pi­schen, kryp­ti­schen „Kor­rek­tur“-Be­mer­kung an­ge­mes­sen be­rich­tigt zu ha­ben, und sein In­ten­dant be­haup­tet auch noch, das sei ein wich­ti­ges, vor­bild­li­ches Mit­tel, um das Ver­trau­en in das ZDF wie­der­her­zu­stel­len?

Nein, das ZDF hat die­se Kor­rek­tur-Ecke nicht, um sich zu be­rich­ti­gen und kri­tisch mit der ei­ge­nen Be­richt­erstat­tung aus­ein­an­der­zu­set­zen. Son­dern um auf Po­di­en und in Gast­bei­trä­gen in Zei­tun­gen be­haup­ten zu kön­nen, dass man das jetzt täte.

ich glau­be ei­nes der vie­len un­ge­lös­ten pro­ble­me des jour­na­lis­mus ist das fin­den der rich­ti­gen do­sis de­mut. na­tür­lich wis­sen alle me­di­en­ma­cher (bzw. jede die et­was her­stellt oder eine dienst­leis­tung an­bie­tet) dass feh­ler, über­se­hun­gen oder aus­las­sun­gen na­he­zu un­ver­meid­bar sind — aber die we­nigs­ten möch­ten an­de­re an die­sem wis­sen und dar­aus fol­gen­den zwei­feln teil­ha­ben las­sen.

es gilt im­mer noch als all­ge­mein ver­kaufs- und ver­trau­ens­fö­de­rnd öf­fent­lich ein hun­dert­pro­zen­ti­ges selbst­ver­trau­en und zwei­fels­frei­es gut-fin­den der ei­ge­nen leis­tung zu de­mons­trie­ren. je ar­ro­gan­ter und selbst­be­wuss­ter man auf­tritt, je über­zeu­gen­der die dar­stel­le­ri­sche leis­tung ist, des­to ver­trau­ens­wür­di­ger glaubt man zu sein. aber lei­der ist meis­tens das ge­gen­teil der fall.

ich fin­de ja, dass ge­ra­de die do­ku­men­ta­ti­on von nicht­wis­sen oder wis­sens­lü­cken, von un­si­cher­hei­ten oder schwä­chen der glaub­wür­dig­keit hilft — vor­aus­ge­setzt es be­steht ein min­dest­mass an sub­stanz. we­ni­ger aal­glat­tes po­panz­ge­ha­be, we­ni­ger pro­fes­so­ra­le phra­sen­dre­sche­rei, we­ni­ger dar­stel­lung von selbst­be­wusst­sein und sich selbst geil­fin­den. dann könn­te das mit dem ver­trau­en in die me­di­en auch wie­der klap­pen.