mspr0.de: Mer­kels Dis­con­nect

ex­trem gute ana­ly­se von mi­cha­el see­mann zu mer­kels strei­chel­de­sas­ter. ich stim­me nicht bei al­len schluss­fol­ge­run­gen zu, vor al­lem glau­be ich, dass wir alle un­ter hef­ti­gem dis­con­nect lei­den. wir sind min­des­tens ge­nau­so dis­con­nec­ted und hilf­los ge­gen­über dem flücht­lings­lei­den wie mer­kel — und vor al­lem sind wir (lei­der) alle ge­nau­so weit von prag­ma­ti­schen lö­sun­gen ent­fernt, wie vor 10 oder 20 jah­ren. ich kann mich je­den­falls nicht dar­an er­in­nern, dass die rot-grü­ne ko­ali­ti­on vor ein paar jah­ren mensch­li­che­re po­li­ti­sche lö­sun­gen zum um­gang mit flücht­lin­gen vor­ge­schla­gen oder durch­ge­setzt hät­te, ge­schwei­ge denn, dass es da­mals ei­nen ab­schie­be­stopp oder eine lo­cke­rung der asyl- und blei­be­recht­re­geln ge­ge­ben hät­te.

das eine ist, sich über mer­kel lus­tig zu ma­chen und die wi­der­sprüch­lich­kei­ten in die sie sich stän­dig ver­strickt her­aus­zu­ar­bei­ten, aber mit dem fin­ger auf mer­kel zu zei­gen und zu im­pli­zie­ren es läge in ih­rer hand der deut­schen flücht­lings­po­li­tik und al­len ein­wan­de­rungs­fra­gen mit den rich­ti­gen po­li­ti­schen ent­schei­dun­gen ein mensch­li­ches ant­litz zu ver­lei­hen, ist zu ein­fach ge­dacht. ich sehe hier auch ein bru­ta­les ver­sa­gen von uns al­len, als ge­sell­schaft, als ein­zel­ne.

ge­nau wie an­ge­la mer­kel, lei­den und füh­len wir beim sicht­bar­wer­den von ein­zel­schick­sa­len mit — und wie mer­kel sind wir über­for­dert, wenn wir kon­kre­te po­li­ti­sche lö­sun­gen nen­nen sol­len. wir schaf­fen es ja selbst kaum, men­schen die seit ge­ne­ra­tio­nen hier le­ben als deut­sche zu se­hen — ohne je­des mal ein­schrän­kun­gen hin­ter­her­zu­schi­cken, die die wor­te mi­gra­ti­on oder her­kunft ent­hal­ten.