scheis­se, ganz gros­se scheis­se

felix schwenzel

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mar­kus war eine ganz coo­le sau. er ver­lor sei­nen ring­fi­ger als er wäh­rend des stu­di­ums ne­ben­bei als row­dyroa­dy bei ir­gend­ei­nem kon­zert ar­bei­te­te. er droh­te dem ty­pen der ihm die freun­din aus­spann­te prü­gel an. er fuhr ein auto mit spoi­ler. sei­ne au­gen­brau­en wuch­sen über den au­gen zu­sam­men. aber ich moch­te ihn, weil er nicht an­ge­passt, ehr­lich und ge­rad­li­nig war. wie ich, ein assi mit ni­veau. er hat­te qua­si sei­nen ei­ge­nen stil. wir sa­hen uns nicht oft. im stu­di­um hat­ten wir im­mer nur am ran­de mit­ein­an­der zu tun, meis­tens tra­fen wir uns mit ei­gen­tüm­li­cher re­gel­mäs­sig­keit beim sau­fen. auf par­ties und in knei­pen.

was mich be­son­ders an ihm fas­zi­nier­te; er zeig­te mir nicht nur durch sein ver­hal­ten dass er mich moch­te, er war ei­ner der we­ni­gen men­schen die ei­nem das di­rekt sa­gen konn­ten. und er sag­te mir das auch je­des­mal wenn wir uns meist zu­fäll­lig tra­fen. ich be­liess es meist da­bei ihm mei­ne sym­pa­thie durch mein ver­hal­ten zu be­kun­den. ich war nie so cool wie er. er schweb­te ein we­nig über den din­gen. ganz klas­si­sche coo­le sau.

ein­mal droh­te ich ihm prü­gel an. er hat­te mich durch et­was zu lan­ges tür-zu­hal­ten auf ei­ner par­ty zur weiss­glut ge­bracht. das schaf­fen nicht vie­le. na­tür­lich be­liess ich es bei der dro­hung. spä­ter sag­te er mir dass er wirk­lich froh dar­über war, denn er hät­te mir dann weh­tun müs­sen: „du bist mir zwar kör­per­lich weit über­le­gen“ sag­te er mir, „aber ich bin hem­mungs­los und ge­mein.“

schon wäh­rend des stu­di­ums war er be­ruf­lich ganz er­folg­reich. kein theo­re­ti­ker, ein klas­si­scher, bo­den­stän­di­ger ma­cher. ein zwei jah­re ar­bei­te­te er im aus­land, spä­ter hat­te er ei­nen an­stän­di­gen und in­ter­es­san­ten job in deutsch­land von dem er ger­ne er­zähl­te. „und für dich fe­lix, fin­den wir auch nen gu­ten job. hör auf mit den idio­ten zu­sam­men zu ar­bei­ten, mach was an­stän­di­ges. ich bring dich ir­gend­wo un­ter" mein­te er und das auch ernst.

ein ehr­li­cher, grad­li­ni­ger typ. ges­tern er­zähl­te mir bri­git­te, dass er sich vor ein paar ta­gen um­ge­bracht habe. ich moch­te ihn wirk­lich ger­ne. aber ich hat­te noch nicht­mal sei­ne han­dy num­mer.

mar­kus