springbär

felix schwenzel

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ich konn­te schon als kind ganz gut sprin­gen. ich kann mich noch an den „trimm-dich-pfad“ im aa­che­ner wald er­in­nern. ein wald­weg mit zehn oder fünf­zehn sta­tio­nen auf de­nen ei­nem ein grin­sen­des und dau­men-re­cken­des co­mic-männ­chen, das trimm-dich-män­chen, er­klär­te was man tun sol­le um sich zu „trim­men“. mal wa­ren es klimm­zü­ge, mal baum­s­stäm­me-wuch­ten, mal bock­sprin­gen. ob­wohl ich als kind nicht viel grös­ser als ein kind war, über­sprang ich ohne mühe den höchs­ten bock. man­che din­ge kann man ein­fach, an­de­re nicht. bock­sprin­gen konn­te ich ein­fach. klimm­zü­ge nicht.

über­mut tut sel­ten gut, aber an­fang der neun­zi­ger hat­te ich noch eine men­ge da­von. an­ders kann ich es mir nicht er­klä­ren, dass ich ei­nes ta­ges über mei­ne da­ma­li­ge freun­din sprang. also nicht drü­ber­sprin­gen im sin­ne von fi­cken, son­dern im sin­ne von bock-sprin­gen. über den kopf, freun­din auf­recht ste­hend. ich habe kei­ne ah­nung war­um sie das über sich er­ge­hen liess oder ob ich es ge­gen ih­ren wil­len tat; wenn je­mand von hin­ten über ei­nen drü­ber springt kann man ja nicht viel ma­chen aus­ser sich zu er­schre­cken und da­nach even­tu­ell me­ckern. dum­mer­wei­se ging der ers­te sprung gut. mei­ne da­ma­li­ge freun­din stand noch und me­cker­te nicht. schmer­zen hat­te sie auch kei­ne. so fing das wohl an mit mei­nem prak­ti­zier­tem über­mut.

den über­mut muss­te ich mir wäh­rend des stu­di­ums an­trin­ken, im nüch­ter­nen zu­stand konn­te ich kei­nen über­mut mehr ak­ti­vie­ren, wohl ein tri­but ans fort­ge­schrit­te­ne al­ter. nach ak­ti­vier­tem über­mut über­sprang ich im lau­fe des stu­di­ums gut ein dut­zend frau­en, even­tu­ell wa­ren es so­gar mehr. für die frau­en wa­ren die sprün­ge so schmerz­los, dass sie sich nach ei­nem hal­ben jahr oft schon nicht mehr er­in­nern konn­ten und ich den sprung wie­der­ho­len muss­te. es wa­ren gros­se und klei­ne frau­en da­bei und ob­wohl ich je­des jahr zu­neh­mend an über­mut ver­lor, aber an ge­wicht ge­wann, klapp­te der sprung auch mit er­höh­tem ge­wicht pro­blem- und schmerz­frei für alle be­tei­lig­ten. le­dig­lich das ja­cket und den man­tel muss­te ich stets vor­her ab­le­gen, den da­mit kann man böse an frau­en-köp­fen hän­gen­blei­ben.

ich über­sprang nie­mals ei­nen mann, im­mer nur frau­en. ko­misch. das hat­te wohl mit dem ver­trau­en zu tun, dass ich of­fen­bar eher bei den frau­en ge­noss. wenn ich heu­te dar­über nach­den­ke, heu­te da ich selbst mit al­ko­hol kei­nen über­mut mehr ak­ti­vie­ren kann, muss die­ses ver­trau­en gi­gan­tisch ge­we­sen sein. ei­nen mann mit ei­nem ge­wicht von 90-110 kilo (über die jah­re stets zu­neh­mend, das ge­wicht und das ver­trau­en) über sich drü­ber­sprin­gen zu las­sen, ohne sich zu bü­cken, das er­for­dert so viel ver­trau­en dass mir kei­ner ein­fal­len wür­de dem ich das ge­wäh­ren wür­de. aber mir wur­de es im­mer wie­der ge­währt.

auch von je­le­na. eine tol­le frau. tol­le frau­en die ei­nem ve­trau­en, sind be­son­ders toll. ein­mal, nach aus­gie­bi­gem vor­glü­hen und über­mut an­trin­ken ent­schloss ich mich auf dem un­te­ren schloss­platz in stutt­gart, kurz vor dem „bo­dy­shop“ über je­le­na zu sprin­gen. wir wa­ren ge­ra­de zu meh­re­ren auf dem weg in ei­nen nacht­club und ich hat­te über­mut und bier ge­tankt. also al­les wie im­mer, ich war be­reit zu sprin­gen. ich reich­te jür­gen mei­nen man­tel, nahm an­lauf, sprang über je­le­na stol­per­te aber dum­mer­wei­se bei der lan­dung über mei­nen be­reits auf dem bo­den lie­gen­den rech­ten fuss und fing mein stol­zes ge­wicht zu­züg­lich ei­ni­ger kilo be­we­gungs­en­er­gie mit der rech­ten schul­ter auf. zum glück hat­te ich je­le­na nicht mit­ge­ris­sen, dach­te ich auf dem bauch lie­gend. in den man­tel muss­te ich mir hel­fen las­sen, mein rech­ter arm hing schlaff her­ab. mein an­zug hat­te zum glück nichts ab­be­kom­men.

im nacht­club, der ei­gent­lich da­für ge­dacht war nack­te frau­en zu be­trach­ten, ver­such­te ich die zeit da­für zu nut­zen über mei­nen über­mut und sanf­te lan­dun­gen nach­zu­den­ken. mein schmer­zen­der arm hielt mich dann al­ler­dings nicht nur da­von ab den sich ent­blös­sen­den frau­en die ih­nen ge­büh­ren­de auf­merk­sam­keit zu schen­ken, auch das nach­den­ken fiel mir zu­neh­mend schwer. der schmerz ist mitt­ler­wei­le weg, aber über frau­en bin ich seit­dem nicht mehr ge­sprun­gen. das al­ter for­dert sei­nen tri­but.

p.s.: ich höt­te ger­ne ein paar zeu­gen­aus­sa­gen in den kom­men­ta­ren, sonst glaubt mir das kei­ner.