ode an je­le­na

felix schwenzel

je­le­na lern­te ich an der uni ken­nen. sie stand ge­ra­de hy­per­ven­ti­lie­rend im gang, ganz blass und auf­ge­regt. sie fiel mir auf, aber da ich sie nicht kann­te, ging ich an ihr vor­bei in den ar­beits­raum von bri­git­te und al­e­xia. die bei­den und die an­de­ren fünf in den ar­beits­raum ge­ferch­ten ar­chi­tek­tur­stu­den­ten, lie­fen ge­ra­de wild um­her und ver­such­ten eine flie­ge zu tö­ten. je­le­na, so er­fuhr ich, hat­te eine höl­li­sche angst vor je­der art von in­sek­ten. „pho­bie“ ist un­ter­trie­ben, es war mehr als eine pho­bie. al­lein die tat­sa­che, dass eine flie­ge im glei­chen raum wie sie sein könn­te, ver­setz­te je­le­na in pa­nik und ih­ren flucht­re­flex in gang. so stand sie also im som­mer ziem­lich oft hy­per­ven­ti­lie­rend im gang.

zu die­ser zeit trug je­le­na eine sehr gros­se bril­le, sprach kaum ein wort deutsch und — wie­der­ho­le ich mich? — sie wäre mir da­mals wahr­schein­lich gar nicht auf­ge­fal­len, hät­te sie nicht im gang ge­stan­den.

lil­li, ix, bb (im gang, ca. 1995)

je­le­na kam ein jahr be­vor sie im glei­chen se­mes­ter wie ich ar­chi­tek­tur zu stu­die­ren an­fing aus sa­ra­je­vo nach stutt­gart. sie be­such­te ein paar sprach­kur­see und fing zu stu­die­ren an, ohne wirk­lich deutsch zu kön­nen. aber im lau­fe der zeit mach­te sie eine er­staun­li­che wand­lung durch. aus dem en­to­pho­bi­schen, rie­sen­bril­le tra­gen­den schwän­lein (an­mer­kung), das man­che böse zun­gen „bal­kan lill­li“ nann­ten, kam in­ner­halb kür­zes­ter zeit eine per­fekt und ak­zent­frei deutsch spre­chen­de, in­tel­li­gen­te und at­trak­ti­ve frau zum vor­schein die bald nur noch „lil­li“ (ohne ball­kan) ge­nannt wur­de. die­se frau hat­te zwar eine vor­lie­be für die far­be rosa und hel­lo-kit­ty-schrott (und war mei­ner mei­nung nach die vor­la­ge für elle woods/ree­se wi­thers­poon in „le­gal­ly blon­de“), aber sie konn­te, wie ich mehr­fach be­ob­ach­ten konn­te, den män­nern den ver­stand rau­ben.

urin­pro­ben

eben der typ frau, den sich vie­le män­ner in ih­ren (feuch­ten) träu­men vor­stel­len. ich na­tür­lich nicht. ich schätz­te ihre in­tell­li­genz (ja, mit drei „l“!) und ihre un­nach­ahm­li­che art wie sie mir (in­tel­lek­tu­ell und so) ho­nig um den mund schmie­ren konn­te und mir gross­pa­ckun­gen sym­pa­thie ent­ge­gen­warf. sie hat­te auch ver­ständ­nis für mei­nen bru­ta­len hu­mor: so wa­ren gre­gor und ich vor ei­ni­gen jah­ren zu je­le­nas ge­burts­tag auf der su­che nach ei­nem last mi­nu­te ge­schenk für sie, das wir mit haus­mit­teln in gre­gors woh­nung zu­sam­men­stel­len muss­ten, da es auch schon weit nach la­den­schluss war. also bas­tel­ten wir ein „an­fän­ger SM-set“. es be­stand aus nip­pel­quet­schern (wä­sche­klam­mern), cock­rings (gum­mi­bän­der) und je ei­ner urin­pro­be von gre­gor und mir. jede an­de­re frau hät­te uns und das ge­schenk in ho­hem bo­gen raus­ge­wor­fen, je­le­na freu­te sich. die bei­den pro­ben stan­den noch jah­re­lang über je­le­nas bett (sie­he foto). je­le­na liess mich auch be­reit­wil­lig über sich drü­ber sprin­gen, das habe ich aber schon vor ei­nem jahr aus­führ­lich be­schrie­ben.

por­trait a., ix und g.

eine mei­ner leibs­ten frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen in stutt­gart war, mit je­le­na in pauls bou­tique zu ge­hen, whis­key sour zu trin­ken, da­bei ihre stets feuch­ten hän­de zu hal­ten oder zu strei­cheln (ne­ben ih­ren stets feuch­ten füs­sen, der ein­zi­ge ma­kel an je­le­na) und mich mit je­le­na über al­les mög­li­che zu un­ter­hal­ten (mei­ne zweit­liebs­te frei­zeit­be­schäf­ti­gung war, mit bri­git­te in pauls bou­tique zu ge­hen und whis­key sour zu trin­ken). die ge­trän­ke wa­ren dank je­le­nas ver­hand­lungs­ge­schicks und er­schei­nungs­bild im­mer sehr güns­tig und oft wa­ren wir die letz­ten die pauls bou­tique ver­lies­sen. da­nach fuhr sie mich im­mer nach hau­se, ab und zu lies­sen wir uns auf dem weg noch fo­to­gra­fie­ren, aber ge­fickt ha­ben wir nie, auch wenn mich ihr klei­ner hin­tern im­mer sehr ent­zück­te.

die­ses wo­chen­en­de habe ich je­le­na wie­der­ge­se­hen, ihr hin­tern ist im­mer noch ent­zü­ckend, wir ha­ben fest­ge­stellt, dass wir uns bald 10 jah­re ken­nen und dass sie im­mer noch den mann in ih­rem le­ben sucht.

… und ich fra­ge mich, wie man eine ode an so eine tol­le frau so dumm auf­hö­ren las­sen kann. aber ix übe ja noch.

[dem­nächst fol­gen: ode an bri­git­te, may-britt, gita, su­san­ne, uvm. für auf­trags oden ste­he ich auch zur ver­fü­gung]

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