lars windhorst

felix schwenzel, , in wirres.net    

lars windhorst (symbolbild)
lars windhorst (symbolbild)

ich bin zum erstenmal im „panasia“. das hefeweizen vom fass sei alle sagt der kellner. ix nehme ein radeberger vom fass. als ich das zweite bestellen will ist auch das aus. als der kellner „aus“ sagt springen mir zwei augenbrauen ins blickfeld. eine meiner begleitungen erzählt gerade den witz von dem typen der in der metzgerei nach leberwurst verlangt, von der fetten, groben, die aber gerade leider in heute in der berufsschule sei. die augenbrauen sitzen in einem gebräunten kakao-bubi gesicht, wirken gezupft, sind sie wohl auch, aber pechschwarz, wie schwarz gewichst, und überdimensioniert, wie auch die nase. die sieht auch hingewichst aus. ich such nach dem a8 und dem namen. der name fällt mir erst nach 20 minuten ein, solange braucht lars windhorst auch um den laden abzuscannen, nach bekannten gesichtern, geprellten ehemaligen geschäftspartnern oder leuten denen er was schuldet. bei einem deutet er einen gruss an, den er aber wieder zurückzuziehen versucht.

als er sich dann endlich hinsetzt, ploppt er erstmal eine freisprecheinrichtung ins ohr, so eine mit schnur wo das mikrofon am hals hängt. er hält sich aber beim telefonieren das mikrofon an den mund, das sieht ziemlich doof aus. aus neugier scanne ich mit meinem handy nach anderen aktivierten bluetooth handies. entweder hat er bluetooth deaktiviert, oder einen repektablen humor: alle handies tragen ihre typbbezeichnung „t610“ oder „nokia 9500“, nur eins wurde „telefon“ benannt.

er trägt einen nadelstreifenanzug, weisses hemd, silberne manschettenknöpfe, seine uhr sieht aus wie ein roleximitat aus chinatown. die schwarzen lederschuhe sehen aus wie welche die in 5 minuten 6 cm grösser machen. als er mit dem telefonieren fertig ist zieht er seinen blackberry aus dem jacket, guckt drauf und steckt ihn wieder ein.

zu essen gibts eine sushi-schlachtplatte, die er sich mit seinem verhärmten, stillen begleiter teilt. bei der bestellung flüstert er dem kelllner ca. 3 minuten instruktionen ins ohr. vor dem essen zieht er sich sein jacket aus (ich lasse meins an). wer später bezahlt, habe ich nicht gesehen. zufällig verlassen wir das restaurant zur gleichen zeit. am ausgang kämpfe ich mit mir nicht einen der zahlreichen zur verfügung stehenden regenschirme zu klauen, ich habe das gefühl, es geht nicht nur mir so. beim rausgehen habe ich die hoffnung ein paar gesprächsfetzen vom hinter uns laufenden windhorst aufzuschnappen um sie der indiskretion anheimzustellen, aber er und sein begleiter schweigen sich an, die freisprecheinrichtung an seinem telefon ebenso.

lesson learned; mit ein paar millionen euro schulden am hals muss man zumindest keine scheisse fressen. hat was, so ne privatinsolvenz.

lars windhorst (symbolbild)
lars windhorst (symbolbild)