moralisch, unmoralisch?

felix schwenzel, , in wirres.net    

dass google in china im vorauseilenden gehorsam der chinesischen regierung gegenüber suchergebnisse zensiert ist ja hinlänglich bekannt. das die chinesen sich aber über dieses moralisch korumpierte geschäftsgebaren kaputt lachen ist wohl weniger bekannt, so die welt [via jonet].

Der kritische Autor Yu Jie vom chinesischen Pen nennt die Anbiederung der Auslandsportale, die nur auf Geschäfte aus seien, „zutiefst prinzipienlos“. Nach Microsoft, Yahoo und Google räumte nun auch das IT-Unternehmen Skype, das ein chinesisches Joint Venture mit „Tom Online“ betreibt, ein, sich der Zensur zu beugen.

ebenso wenig berührungsängste mit undemokratischen regierungen hat die deutsche bank, die dem turkmenischen staatspräsidenten saparmurat nijasow dabei behilflich ist, einnahmen aus staatlichen rohstoffgeschäften am turkmenischen haushalt vorbei ins ausland zu verfrachten. laut spiegel wurden unter anderem gaslieferungen an die ukraine im wert von 1,68 milliarden dollar über ein konto bei der deutschen bank in frankfurt abgewickelt. der diktator nijasow betrachte die devisen als sein „persönliches taschengeld“. die anbiederung der deutschen bank an nijasow finde ich nun wieder „zutiefst prinzipienlos“.

ebenso fragwürdig, wenn auch in einer etwas anderen dimension, finde ich, was der „frauenmediaturm“, das „feministische Archiv und Dokumentationszentrum“ in köln nun tut: die „qualifizierte“ arbeit der dokumentation der „femministischen bewegung“ einfach von praktikantinnen und 1-euro-jobberinnen erledigen lassen. gerade noch lamentierte die vorstandsvorsitzende des frauen media turms bei christiansen darüber wie die deutsche wirtschaft und politik frauen weder ausreichend unterstützt noch ordentlich bezahlt. prinzipien gelten wohl auch bei frauenrechtlerinnen nur bis zur eigenen turmtür.

das schlimmste aber, auch mir sind prinzipien egal. ich bin weiterhin kunde bei google, nutze deren dienste und mache geschäfte mit google, ich habe weiterhin ein konto bei der deutschen bank und finde alice schwarzer weiterhin sympathisch. auch bei lidl kaufe ich weiterhin ein und auch mit in china billigst produzierten turnschuhen habe ich kein problem. ich unterstütze schweinebacken-kapitalismus an allen ecken und enden und schreibe diese zeilen wahrscheinlich gerade mit atomstrom und in von schlechtbezahlten und pestizitverseuchten baumwollsammlern ermöglichter wäsche. dabei komme ich mir beinahe so bigott und verlogen vor wie tobias fröhlich, sprecher des profitablesten medienkonzerns deutschlands, der den betreibern des bildblogs geldgier vorwirft (siehe auch heise.de und lanu).

was bleibt? ich vermute einzig und allein der humor, die witzelsucht, sarkasmus und ironie. steven colbert macht vor (quicktime, 26MB) wie das aussehen könnte [via boingboing]. so will ich auch werden, wenn ich kein arschloch mehr bin.