ham­burg, gi­chen­bach, ham­burg (ki­lo­me­ter 2266-3238)

felix schwenzel

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mit dem as­tra kann man gut au­to­bahn fah­ren. wal­ter röhrl wäre si­cher ent­setzt, aber ich fah­re fast im­mer nur mit ei­ner hand. ab 170 neh­me ich die hand zum fahr­spur­wech­sel ab und zu von der bei­fah­re­rin oder aus der nase. der as­tra ist gut­mü­tig ge­nug um ei­nem stän­di­ges ein­hän­di­ges au­to­bahn­fah­ren durch­ge­hen zu las­sen. er macht ja eh fast al­les al­lei­ne, er schal­tet das licht und die schei­ben­wi­scher au­to­ma­tisch an, die in­nen­raum­tem­pe­ra­tur hält er au­to­ma­tisch auf dem ein­ge­stell­ten wert und wenn man den kip­pe­li­gen und sau­dumm an­ge­brach­ten schal­ter des tem­po­mats ein­mal ge­fun­den hat, hält er auch die ge­schwin­dig­keit au­to­ma­tisch, bis man bremst.

am wo­chen­en­de bin ich also ein­hän­dig von ham­burg in die rhön ge­fah­ren. das sind im prin­zip 400 ki­lo­me­ter auf der a7, im­mer ge­ra­de­aus, rich­tung sü­den.

ob­wohl wir ca. fünf mal an rast­stät­ten oder mc­do­nalds hiel­ten und wir in zwei so hef­ti­ge re­gen­schau­er ge­rie­ten, dass der re­gen­sen­sor qualm­te, brauch­ten wir für die stre­cke nur knapp vier stun­den. die­se über­aus re­spek­ta­ble zeit liegt na­tür­lich nicht am opel, son­dern an mei­nem aus­ge­prägt prag­ma­ti­schem fahr­stil. mei­nen fahr­stil wür­de ich als vor­aus­schau­end ag­gro-de­fen­siv be­schrei­ben. wenn das wet­ter, der ver­kehr, der vor­der­mann, die mu­sik, die bei­fah­re­rin oder der kaf­fee zwi­schen den bei­nen es er­laubt, drü­cke ich das gas­pe­dal durch. kommt mir auf der au­to­bahn ein lang­sa­me­res fahr­zeug ent­ge­gen nä­her, hal­te ich von an­fang an mehr als ge­nug ab­stand, nicht nur weil die ver­nunft es ge­bie­tet, son­dern weil ich hef­ti­ges und kurz­fris­ti­ges brem­sen has­se. ich habe im­mer zeug im fahr­gast­raum rum­lie­gen, oft trans­por­tie­re ich bier oder an­de­re fla­schen im kof­fer­raum, cds oder kaf­fee­do­sen lie­gen oder ste­hen auf dem bei­fah­rer­sitz und so er­gibt hef­ti­ges brem­sen un­schö­ne ge­räu­sche und gros­ses durch­ein­an­der. macht der lang­sa­me links­fah­rer mal kei­nen platz, grei­fe ich in die päd­ago­gik-trick­kis­te in­dem ich ich eine spur nach rechts schwen­ke und dort pam­pig wei­ter hin­ter ihm her­fah­re. das wirkt ei­ner­seits wie ein zei­ge­fin­ger und hat noch ei­nen an­de­ren vor­teil: meist dau­ert es kei­ne 20 se­kun­den bis ein ra­sen­des arsch­loch in ei­nem audi den re­ni­ten­ten links­fah­rer mit­tels 10 zen­ti­me­ter ab­stand und licht­hu­pe zur sei­te nö­tigt. hat das audi-arsch­loch sei­ne ar­beit er­le­digt, kann man sich be­quem an den audi dran­hän­gen. denn die­se audi-fah­rer fah­ren gar nicht so schnell, sie schrei­en nur stän­dig „platz da!“, „platz da!“. das vir­tu­el­le ge­schreie ha­ben sie mit fah­rern von frau­en­au­tos ge­mein­sam.

höchs­te zeit für ei­nen the­men­wech­sel. zum bei­spiel zu den sit­zen. ich muss vor­aus­schi­cken, ich habe kei­ne ah­nung vom sit­zen. mein bü­ro­stuhl war jah­re­lang ein wä­sche­korb na­mens BURS­JÖN. ich sass da im­mer ganz her­vo­r­a­gend drauf und kann mich über kei­ner­lei rü­cken­be­schwer­den be­kla­gen. eine ehe­ma­li­ge bü­ro­kol­le­gin die un­sum­men für bü­ro­stüh­le aus­gibt, aber trotz­dem über im­mense rü­cken­schmer­zen klagt, klär­te mich auf: ein stuhl mit „len­den­wir­bel­stüt­zen“ sei das „non­plus­ul­tra“. die­se wor­te in mei­nen oh­ren nahm ich die len­den­wir­bel­stüt­zen­ver­stell­mög­lich­keit mei­nes test-as­tra-sit­zes ni­ckend zur kennt­nis. frau pia meint zwar das wäre ein ge­schenk, ich sach aber mal: „it’s not a pre­sent, it’s a fea­ture.“ auch das le­der be­ein­druckt mich nicht wei­ter, hät­te mich nicht ein freund­li­cher bei­fah­rer drauf hin­ge­wie­sen, ich hät­te den sitz­be­zug für ir­gend­ei­ne art schwar­zes opel-plas­tik ge­hal­ten.

nach­dem ich also mei­ne in­kom­pe­tenz als sitz-be­wer­ter hin­rei­chend dar­ge­legt habe, möch­te ich den­noch be­haup­ten: die sit­ze im opel as­tra sind sehr gut und äus­serst be­quem. fast so be­quem wie mein wä­sche­con­tai­ner. das ein­zi­ge pro­blem ne­ben dem ex­trem un­lo­gi­schen klapp­me­cha­nis­mus ist das rein­kom­men. ich er­war­te bei je­dem ein­stei­gen stoff­reiss­ge­räu­sche, die sit­ze sind wirk­lich un­ge­hö­rig tief. aber ich ver­mu­te bei an­ge­ber sport­wa­gen ist das ge­wollt. die­ses ex­trem tie­fe sit­zen muss so eine art re­mi­ni­zenz an das kind­li­che kett­car-fah­ren sein, ex kett­car­fah­rer füh­len sich knapp über dem asphalt of­fen­bar wohl. we­gen mir könn­ten die sit­ze ru­hig nen hal­ben me­ter hö­her sein. an­ge­nehm sitzt es sich im üb­ri­gen bei ge­öff­ne­ter tür auf dem sei­ten­holm schwel­ler. bei di­ver­sen pick­nicks auf di­ver­sen mc­do­nals-park­plät­zen ha­ben wir be­quem zu zweit auf dem schwel­ler sit­zen kön­nen, das kind woll­te die rück­bank eh nicht ver­las­sen. ein idea­les pick­nick­au­to also, dem man be­quem bei ge­öff­ne­ter sei­ten­tür auf dem sei­ten­holm schwel­ler sit­zen kann, trotz 15 mil­li­me­ter tie­fer­le­gung und man­gel­den ab­la­ge­flä­chen.

ach­so. in der rhön wars schön. nicht nur we­gen dem reim.