nele besucht

felix schwenzel, , in wirres.net    

1994 habe ich meiner freundin nele einen grabstein aus holz gebaut.

letztes wochenende habe ich ihr grab mal wieder besucht. die holzumrandung aus massiver, 5 zentimeter dicker eiche ist etwas aufgeplatzt, aber der birkenstamm, auf dem ich damals ihren namen eingeritzt habe steht noch und sieht auch noch gut aus. das grab wird offenbar von neles eltern weiterhin gepflegt, sieht aber erfrischend lebendig und wildwüchsig aus. das birkenholzstück in das ich 1996 oder 1997 den namen von neles tochter malou eingeritzt habe ist offenbar verschwunden und „malou“ wurde in den rechten arm des schiefen eichenholzkreuzes hinter dem birkenstamm geritzt. bis auf den rechten arm, ist das kreuz völlig vom efeu überwuchert und fast unsichtbar. auch schön, wenn christliche symbole überwuchert werden.

einen tag vorher war ich mit meiner oma am grab meines opas. dabei fiel mir mal wieder auf, dass gräber nicht für die totenruhe gedacht sind, sondern für das gedenken. nicht die toten brauchen ein grab, die hinterbliebenen brauchen es.

eigenartig auch, wie schnell erinnerungen verblassen. ich erinnere mich noch an viele details, wie neles nasenspitze beim reden wackelte, wie sie lief, wie sehr sie ihre tochter liebte, wie sie roch. an den namen ihres parfüms erinnere ich mich nicht mehr, aber ich sah den flakon kürzlich mal in einer parfümerie und roch daran. es war als würde mir nele kurz gegenüberstehen. ich erinnere mich an ihre telefonnummer und ihre art zu rauchen. aber eigenartigerweise erinnere ich mich nicht mehr an neles stimme.

neles, malous und julchens grab
nele
malou