apropos skateboardfahren mit über dreissig

felix schwenzel

die­ser un­ge­fähr 18 sät­zi­ge ar­ti­kel in der bri­git­te.de von bi­an­ka ech­ter­mey­er in dem sie sagt, dass sie män­ner über dreis­sig die skate­board fah­ren scheis­se fin­det, hat ei­ni­ges an re­ak­tio­nen her­vor­ge­ru­fen. ein paar tau­send kom­men­ta­re, ein paar tau­send li­kes, 16 goog­le plus­se und ei­nen spon-ar­ti­kel. und ei­ni­ge re­ak­tio­nen der bri­git­te-re­ak­ti­onre­dak­ti­on.

nach­dem was ben_ dazu ge­sagt hat, hät­te ich dem ei­gent­lich nichts mehr hin­zu­zu­fü­gen (wäre ich heu­te nicht so mit­teil­sam):

[…] ahnen, dass da was schräg ist in der eigenen Denke und schnell noch einen argumentationsfreien Nachsatz einschiebend: „Das ist nicht spießig, das ist so.“ … das ist die hochverdichtete Essenz des Hamburgseins. Das ist der Kern all dessen, was ich an Hamburg verachtet habe, mich stets abgestoßen hat von der Stadt, die ich immer mochte bevor ich da wohnte, und die ich eigentlich mögen wollte.

nun hat mich we­der die stadt ham­burg noch die leu­te die dar­in woh­nen ab­ge­stos­sen oder ver­ach­tungs­ge­füh­le in mir her­vor­ge­ru­fen, da mei­ne er­fah­rung mir stets sagt, dass in ei­ner stadt (oder ei­nem dorf) der an­teil der idio­ten stets ei­nen aus­rei­chend gros­sen aus­gleich an net­ten leu­ten fin­det und man, um in der stadt oder der welt ein ei­ni­ger­mas­sen an­ge­neh­mes le­ben füh­ren zu kön­nen die idio­ten zu igno­rie­ren oder aus­blen­den ler­nen soll­te. das ist wie bei der leis­tungs­schutz­recht­de­bat­te oder in st. pau­li. die gross­kot­zi­gen, eit­len, selbst­ver­lieb­ten oder be­sof­fe­nen spa­cken spre­chen zwar oft laut und gut ver­nehm­bar, las­sen sich aber, wenn man das will, su­per igno­rie­ren. ei­ner­seits.

an­de­rer­seits ist es aber oft auch sehr lehr­reich den gross­kot­zi­gen und selbst­ver­lieb­ten (oder be­sof­fe­nen) da­bei zu­zu­se­hen wie sie an­de­re schlecht zu ma­chen ver­su­chen um sich selbst in ei­nem et­was bes­se­ren licht dar­zu­stel­len. denn oft er­kennt man da­bei bei­spiel­haft wie ama­teur­haft sie sich da­bei an­stel­len.

pro­fis schaf­fen es an­de­re lä­cher­lich zu ma­chen, in­dem sie ein­fach be­schrei­ben was die­se an­de­ren ma­chen und sie selbst spre­chen las­sen. das ist die hohe kunst. we­ni­ger be­gab­te pro­fis er­rei­chen ihr ziel mit ar­gu­men­ten (statt rum­ge­mei­nen, rum­be­haup­ten oder be­find­lich­kei­ten zu ver­sprit­zen). für min­der­be­gab­te wie mich ist es wich­tig sich beim ver­such an­de­re ins lä­cher­li­che zu zie­hen im­mer ein oder zwei hin­ter­tü­ren of­fen zu hal­ten, da­mit man sich am ende nicht die dümms­te aus­re­de von al­len aus dem schmal­lip­pi­gen mund quet­schen muss:

Es war nicht unsere Absicht, Gefühle zu verletzen, jemanden zu beleidigen oder zu diskriminieren.

wie ver­lo­gen ist das denn bit­te? wenn man sich über eine grup­pe von men­schen lus­tig macht und sagt was die­se men­schen ma­chen sei pein­lich, wel­che an­de­re ab­sicht als die­se men­schen zu be­lei­di­gen und zu ver­let­zen soll­te ei­nen dazu mo­ti­vie­ren? das ist doch der witz; man be­lei­digt um zu be­lei­di­gen.

ohne hin­ter­tür steht man dann al­ler­dings echt blöd da. die ein­fachs­te hin­ter­tür für min­der­be­gab­te be­lei­di­ger ist mei­ner mei­nung nach, sich selbst gleich mit zu be­lei­di­gen oder lä­cher­lich zu ma­chen. hät­ten sich bei­spiels­wei­se die zei­tungs­ver­le­ger in ih­rem brief als pro­fit­ori­en­tier­te, in­ter­es­sens­ge­trie­be­ne und nicht im­mer ganz auf­rich­ti­ge, aber im­mer­hin hin und wie­der ums ge­sell­schafts­wohl be­müh­te wer­be­ver­trei­ber und goog­le-kon­ku­ren­ten dar­ge­stellt, hät­ten sie (für mich) an glaub­wür­dig­keit ge­won­nen. statt­des­sen be­haup­ten sie ohne rot zu wer­den, an­ders als ihre geg­ner, der wahr­heit ver­pflich­tet zu sein. statt zu be­haup­ten gar nicht spies­sig zu sein son­dern die wahr­heit aus­zu­spre­chen („Das ist nicht spie­ßig, das ist so“) hät­te bi­an­ka ech­ter­mey­er wahr­schein­lich nicht halb so viel ge­gen­wind ge­ern­tet, wenn sie sich als spies­si­ge, vom wohl­stand geis­tig auf­ge­dun­se­ne ep­pen­dor­fer fens­t­er­kei­fe­rin dar­ge­stellt hät­te.

was ich aber ei­gent­lich sa­gen woll­te, ich bin auch noch mit weit über dreis­sig skate­board ge­fah­ren. al­ler­dings nicht in ham­burg, son­dern in stutt­gart . mitt­ler­wei­le lass ich das aber.