skate­board

felix schwenzel

aus der ru­brik pein­li­che be­ge­ben­hei­ten, pein­lich ge­schrie­ben (das wort „kids“ kommt drin vor!), mit ei­nem pein­li­chen film hin­ten­dran;

ich fand fahr­rad­fah­ren im­mer spies­sig. ob­wohl der be­griff "spies­sig" nicht ganz stimmt. fahr­rad­fah­ren war das was „alle“ ge­macht ha­ben. das woll­te ich nicht. ich moch­te es noch nie, al­les so wie „die an­de­ren“ zu ma­chen. also fuhr ich da­mals in stutt­gart skate­board, statt fahr­rad. das skate­board­fah­ren viel an­stren­gen­der, lau­ter, und zum teil auch un­prak­ti­scher war nahm ich in kauf. ob­wohl ich, wenn wir zum pauls (RIP) fuh­ren schon lan­ge be­stellt hat­te, be­vor die an­de­ren ihre scheiss fahr­rä­der ab­ge­schlos­sen hat­ten. aus­ser fah­ren und brem­sen kann ich mit dem skate­board nicht viel, vor al­lem kann ich kei­ne trep­pen­ge­län­der run­ter­fah­ren oder in der hal­ben pfei­fe fah­ren.

nur fah­ren und brem­sen. wo­bei ich auf mei­ne fä­hig­keit zu brem­sen im­mer sehr stolz ge­we­sen bin. nor­ma­ler­wei­se bremst man ein skate­board mit ei­nem sprung auf den bo­den oder mit hef­ti­gem an­schub­fuss-schlei­fen auf dem bo­den. ich hin­ge­gen hat­te eine tech­nik ent­wi­ckelt, die aus­sah wie um­ge­kehr­tes an­schie­ben. um die soh­len mei­ner (in an­füh­rungs­zei­chen) ita­lie­ni­schen de­si­gner­schu­he von görtz zu scho­nen, konn­te ich zum brem­sen nicht ein­fach die soh­le auf den bo­den hal­ten. das geht nur mit al­ber­nen job­atey-schu­hen, die zu tra­gen habe ich noch nicht­ein­mal als teen­ager an­ge­fan­gen habe.

das skate­board­fah­ren war na­tür­lich viel an­stren­gen­der und un­prak­ti­scher als fah­r­ad­fah­ren. vor al­lem das roll­ver­hal­ten ei­nes skate­boards ist im ge­gen­teil zum fahr­rad ex­trem un­güns­tig, da 80% der be­we­gungs­en­er­gie in die ge­räusch­pro­duk­ti­on flies­sen. da ich es we­gen mei­nem fort­ge­schrit­te­nen al­ters für nö­tig er­ach­te­te beim skate­board­fah­ren ei­nen an­zug zu tra­gen, habe ich vor al­lem im som­mer ge­schwitzt wie ein schwein um von a nach b zu kom­men. um mor­gens nicht all­zu feucht im büro an­zu­kom­men, nahm ich von zeit zu zeit die stutt­gar­ter stadt­bahn in an­spruch die mich in eine hö­he­re po­si­ti­on des stutt­gar­ter kes­sels brach­te, von der aus ich ein­fach ins büro rol­len konn­te.

ei­nes ta­ges stie­gen mit mir vie­le sehr jun­ge men­schen aus der stadt­bahn aus, die den glei­chen ge­dan­ken hat­ten wie ich. hoch­fah­ren und run­ter­rol­len. mir war das ein biss­chen pein­lich, auch weil sich mei­ne klei­dung ganz er­heb­lich von der der jun­gen men­schen un­ter­schied, vor­al­lem dar­in, dass sie nicht lo­cker her­ab­hing son­dern hier und da hef­tig spann­te.

die jun­gen men­schen lies­sen sich von mei­ner span­nen­den klei­dung nicht ir­ri­tie­ren. sie wa­ren eu­pho­ri­siert, freu­ten sich auf die ab­fahrt und ei­ner frag­te mich: „fah­ren sie mit uns downhill?

die kids fuh­ren na­tür­lich auf der stras­se downhill, was ich aus zwei grün­den nicht tat. ei­ner­seits hat­te der bür­ger­steig durch sei­ne be­schaf­fen­heit eine po­si­ti­ve, brem­sen­de funk­ti­on, an­de­rer­seits ist es auf der stras­se ja viel zu ge­fähr­lich. wenn man ge­siezt wird soll­te man sich vor­bild­lich ver­hal­ten, fin­de ich.

man muss sich das mal vor­stel­len; ein di­cker mann im an­zug, den bür­ger­steig auf ei­nem skate­board ein we­nig lang­sa­mer run­ter­rat­ternd als die joh­len­de meu­te ne­ben ihm, ge­klei­det in mit hin­ten run­ter­hän­gen­den ho­sen und base­caps. hät­te ich es ge­se­hen, ich wür­de noch heu­te mei­nen kopf schüt­teln.

ich habe im­mer noch kein fahr­rad, mie­te mir aber ab und zu eins. skate­board fah­re ich in ber­lin nicht mehr, ei­ner­seits weil man hier we­gen der un­ebe­nen bür­ger­stei­ge über­haupt nicht skate­board fah­ren kann und ich mein skate­board beim um­zug in stutt­gart ge­las­sen habe, aus­ver­se­hen. das er­spart mir aber auch eine men­ge auf­merk­sam­keit.