braun­schlag

felix schwenzel in gesehen

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ich habe zwei fol­gen braun­schlag auf net­flix ge­se­hen. frü­her wäre ich in die vi­deo­thek ge­gan­gen, hät­te das ziem­lich be­scheu­er­te DVD-co­ver ge­se­hen, die DVD im re­gal ste­hen ge­las­sen und mir was an­de­res aus­ge­lie­hen. in der tat ist das gar nicht so un­wahr­schein­lich, dass ge­nau das pas­siert ist, denn die braun­schlag-DVD er­schien im märz 2012 — eine zeit in der ich noch in vi­deo­the­ken ge­gan­gen bin (glaub ich).

jetzt habe ich die se­rie an­ge­fan­gen, weil mich @zwan­zig­tau­send dar­auf auf­merk­sam ge­macht hat:

@di­plix Braun­schlag (Net­flix) ge­se­hen? Falls nein, wür­de mich Dei­ne Re­zen­si­on in­ter­es­sie­ren. Falls Lust.

zwan­zig­tau­send (@zwan­zig­tau­send18.07.2016 14:00

mir ha­ben die bei­den fol­gen, die ich bis jetzt ge­se­hen habe, ganz gut ge­fal­len. ich wuss­te vor­her nicht um was es in braun­schlag geht und habe ein­fach an­ge­fan­gen zu gu­cken. die­ses ver­gnü­gen möch­te ich nie­man­dem ver­der­ben und schla­ge vor, hier, an die­ser stel­le, ein­fach auf­zu­hö­ren zu le­sen und rü­ber zu net­flix zu ge­hen und ein­fach eine oder zwei fol­gen zu gu­cken. mei­ne un­sor­tier­ten ge­dan­ken zur se­rie kann man hier auch spä­ter noch le­sen.


braun­schlag spielt in ei­nem fik­ti­ven öse­te­rei­chi­schen pro­vinz­dorf. mir ge­fiel die auf­fäl­lig gute ka­me­ra­ar­beit gleich von an­fang an. die ka­me­ra drängt sich nicht auf, lie­fert aber wun­der­ba­re bil­der. die­se bil­der sind stel­len­wei­se auf­wän­dig durch­kom­po­niert, wie klei­ne still­le­ben des pro­vinz­le­bens. manch­mal sind die kom­po­si­tio­nen so gut ge­lun­gen, dass ich al­lein we­gen der bil­der lei­se la­chen muss­te und mich an ih­rer ab­sur­di­tät er­freu­te.

ge­nau­so ge­fiel mir von an­fang an, dass man gleich ins ge­sche­hen ge­wor­fen wird und der film sich nicht mit ei­ner be­müh­ten, lang­wie­ri­gen ex­po­si­ti­on auf­hält oder sich die mühe macht, gross­ar­tig zu er­klä­ren, wer zu se­hen ist und was sich da ab­spielt. mir war klar, dass sich das al­les im lau­fe der se­rie klärt, aber dass sich fil­me­ma­cher dar­auf ver­las­sen, dass ihre zu­schau­er die­se ge­duld auf­brin­gen, er­scheint mir — zu­min­dest im deutsch­spra­chi­gen raum — eher un­ge­wöhn­lich.

was eben­falls au­gen­schein­lich ist und in den ers­ten paar mi­nu­ten ir­ri­tie­rend: die leu­te spre­chen ko­misch, sehr ko­misch. in der film­rea­li­tät scheint das nie­man­den zu stö­ren, eben weil alle so spre­chen. mir fiel dann ir­gend­wann auf, dass ich die­se spra­che aus dem ski­ur­laub ken­ne: sie spre­chen ös­te­rei­chisch. ös­te­rei­chisch ist dem deut­schen nicht ganz un­ähn­lich, aber doch ganz an­ders. nach zwei fol­gen ver­spür­te ich ir­ri­tie­ren­der­wei­se das be­dürf­nis, auf fra­gen der bei­fah­re­rin oder des kin­des eben­falls ös­te­rei­chisch zu ant­wor­ten. lei­der ist das ziem­lich schwer, wes­halb ich dem drang dann wi­der­stand.

die ge­schich­te, die braun­schlag er­zählt, ist eher vor­her­seh­bar und lang­wei­lig, aber das macht nichts, weil das zu­sam­men­spiel der cha­rak­te­re, die nicht be­son­ders sub­ti­le, aber gut do­sier­te über­zeich­nung der fi­gu­ren, tat­säch­lich spass macht. je mehr ich drü­ber nach­den­ke, des­to we­ni­ger steil er­scheint mir die the­se, dass die er­zäh­lung sich sti­lis­tisch an den car­toons von ger­hard ha­de­rer ori­en­tiert. und selbst wenn die the­se zu steil ist, mir be­rei­tet bei­des ähn­li­ches ver­gnü­gen: ha­de­rer car­toons zu be­trach­ten und braun­schlag gu­cken.

schau­spie­le­risch kann ich zu 90 pro­zent nichts aus­set­zen. ei­gent­lich möch­te ich nur an ma­nu­el ru­bey rum­nör­geln, der den „apos­to­li­schen vi­si­ta­tor“ ban­yar­di spielt. die tex­te die ihm die dreh­buch­au­to­ren in den mund le­gen sind ex­qui­sit, aber sie kom­men lei­der zu ge­stelzt, zu ge­spielt, zu ar­ti­fi­zi­ell aus sei­nem mund. in der zwei­ten fol­ge gibt es ei­nen wun­der­bar ab­sur­den dia­log von ban­yar­di mit der „deut­schen magd“ sil­ke und im zu­sam­men­spiel der bei­den kackt ma­nu­el ru­bey lei­der to­tal ab. in ei­ner wei­te­ren sze­ne geht’s dann, weil er nicht spre­chen muss und ein­fach eine fol­ge gran­di­os ab­surd über­zeich­ne­ter bil­der ge­zeigt wird.

die se­rie ist acht fol­gen lang, eine fort­set­zung, habe ich in der wi­ki­pe­dia ge­le­sen, wird’s nicht ge­ben, aber die rest­li­chen sechs fol­gen sehe ich mir si­cher noch an.

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