100 jah­re haus­au­to­ma­ti­sie­rung

felix schwenzel in artikel

die op­ti­ma­le haus­au­to­ma­ti­sie­rung ist im­pli­zit oder ges­ten­ge­steu­ert. das grund­prin­zip ist wahr­schein­lich um die 100 jahr alt und in je­dem kühl­schrank ver­baut: wenn ich die türe öff­ne, geht das licht an, schlies­se ich die türe geht’s aus. ei­gen­ar­tig, dass sich die­ses prin­zip nur für kühl­schrän­ke durch­ge­setzt hat. alle an­de­ren schrän­ke blie­ben bei öff­nung mehr oder we­ni­ger dun­kel, bis ikea die stri­berg leuch­te auf den markt brach­te. die kann man in pax- oder an­de­ren schrän­ken an­brin­gen, so dass der schrank wie ein kühl­schrank funk­tio­nie­ren — mi­nus der küh­lung.

auch für zim­mer hat sich das prin­zip bis­her kaum durch­ge­setzt. um ein zim­mer zu be­leuch­ten muss man in der re­gel nicht nur die tür öff­nen, son­dern auch noch ei­nen schal­ter be­tä­ti­gen.

wie sehr die haus­tech­nik den ei­gent­li­chen be­dürf­nis­sen der men­schen hin­ter­her ist, zeigt die­ser ur­alte witz:

— wo warst du denn?
— auf dem klo. irre. ich bin zum klo, hab die tür auf­ge­macht und das licht ging au­to­ma­tisch an! au­to­ma­tisch!
— ach her­mann, hast du wie­der in den kühl­schrank ge­pin­kelt?

(sor­ry)


ich habe bei uns in der woh­nung mitt­ler­wei­le in fast je­dem raum be­we­gungs­mel­der an­ge­bracht. im flur geht (auch tags­über) ein nacht­licht an — und bleibt so lan­ge an, wie je­mand dort ist. in der kü­che geht die ar­beits­plat­ten­be­leuch­tung an. auf dem klo und nachts im wohn­zim­mer geht eben­falls ein nacht­licht an. mei­ne letz­te gross­tat war die be­leuch­tungs­mäs­si­ge auf­rüs­tung der spei­se­kam­mer zum kühl­schrank. wenn die tür auf­geht, geht das licht an und 30 se­kun­den spä­ter wie­der aus. aus­ser je­mand be­wegt sich in der kam­mer, dann bleibt’s an.

das be­we­gungs­de­tek­tie­ren funk­tio­niert seit mo­na­ten zu­ver­läs­sig, aus­ser wenn das wlan zickt. aber wenn die be­we­gungs­mel­der aus­fal­len soll­ten, gibt es als not­be­helf im­mer noch in je­dem zim­mer funk­tio­nie­ren­de licht­schal­ter.

na­tür­lich zäh­len auch wasch- oder spül­ma­schi­nen zur heim­au­to­ma­ti­sie­rung: schmut­zi­ge sa­chen rein, knopf drü­cken, ein, zwei stun­den spä­ter sau­be­re sa­chen wie­der raus­ho­len. eben­so ein klas­si­ker der haus­au­to­ma­ti­sie­rung: der tür­sum­mer. dank tür­sum­mern muss ich (oder mein die­ner) nicht mehr run­ter zur haus­tür lau­fen, um sie zu öff­nen (auch wenn das ge­nau­ge­nom­men eine fern­be­die­nung ist und kei­ne au­to­ma­ti­sie­rung).

aber ganz be­son­ders mag ich im­pli­zi­te au­to­ma­ti­sie­run­gen. mein te­le­fon fängt eine ton­auf­nah­me an, wenn ich es im chat­mo­dus ans ohr hal­te — oder es spielt eine emp­fan­ge­ne ton­auf­nah­me ab, wenn ich’s ans ohr hal­te. es gibt au­tos, die öff­nen den kof­fer­raum wenn ich den schlüs­sel in der ta­sche habe und ei­nen tritt un­ter die stoss­stan­ge an­deu­te. man­che au­tos öff­nen die ver­rie­ge­lung, wenn ich mich mit dem schlüs­sel in der ta­sche nä­he­re. im cof­fee­ma­mas hat man mir eine gros­se me­lan­ge ge­macht, wenn ich vor 10 jah­ren den la­den be­trat — ohne dass ich ein wort sa­gen muss­te. bei real öff­nen sich die tü­ren, wenn ich den la­den be­tre­te.


ges­tern auf dem weg nach­hau­se hat­te ich eine idee, wie ich den ka­put­ten dash-but­ton durch eine im­pli­zi­te ges­te er­set­zen könn­te. bis­her muss­ten wir den dash but­ton, ei­nen but­ton in der home-app drü­cken oder mit siri kämp­fen, da­mit der ven­ti­la­tor nach ei­nem gros­sen ge­schäft an­ging. beim du­schen geht er, dank luft­feuch­tig­keits­sen­sor, al­lei­ne an. jetzt habe ich eben aus­pro­biert ei­nen be­we­gungs­mel­der hin­ter dem klo zu po­si­tio­nie­ren, der auf die klo­bürs­te blickt. beim klei­nen ge­schäft schlägt der be­we­gungs­mel­der nicht aus. beim gros­sen, wenn man wie vor­ge­se­hen, kurz mit der klo­bürs­te wischt, geht die lüf­tung an. das fin­de ich un­ge­fähr zwei­tau­send mal bes­ser als ei­nen knopf zu drü­cken.

aus­ser­dem neu: wenn die firetv-fern­be­die­nung ge­drückt wird, schal­tet sich au­to­ma­tisch der fern­se­her und der ver­stär­ker ein. der ver­stär­ker wählt aus­se­rem den rich­ti­gen ein­ga­be­ka­nal.


was ich ei­gent­lich sa­gen möch­te: ich glau­be die zu­kunft der haus­au­to­ma­ti­sie­rung ist nicht spra­che, son­dern im­pli­zi­te, sub­ti­le au­to­ma­ti­sie­rung. ich will nicht aus­schlies­sen, dass ich hier zu sehr von mei­nem be­find­lich­kei­ten aus­ge­he und die ver­all­ge­mei­ne­re, aber ich bin si­cher, dass ich nicht der ein­zi­ge bin, der je­dem na­vi­ga­ti­ons­ge­rät zu­erst das spre­chen ver­bie­tet. ich möch­te in mei­nem stamm­kaf­fee nicht je­den mor­gen das glei­che be­stel­len, son­dern das was ich oh­ne­hin je­den mor­gen zu mir neh­me still ser­viert be­kom­men. sinn­vol­le au­to­ma­ti­sie­rung soll­te ler­nen kön­nen, mus­ter in mei­nem (und an­de­rer) ver­hal­ten er­ken­nen. wie ein gu­ter but­ler.

wenn ich schon spre­chen muss, möch­te ich das im­pli­zi­te bot­schaf­ten er­kannt wer­den und sie nicht ex­pli­zit aus­füh­ren müs­sen.