au­to­ma­ti­scher vor­hang

felix schwenzel in artikel

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ein­käu­fe bei ali­ex­press, also di­rekt in chi­na, sind ei­gent­lich gar nicht auf­re­gend. die­ses mal war ich aber ziem­lich auf­ge­regt. ich habe zum ers­ten mal et­was be­stellt was teu­rer als 15 euro war, näm­lich ei­nen gar­di­nen­mo­tor. ich kann mich zwar nicht er­in­nern, je­mals mit ei­ner ali­ex­press-be­stel­lung oder lie­fe­rung un­zu­frie­den ge­we­sen sein, aber die­se be­stel­lung hat­te das po­ten­zi­al dass ei­ni­ges schief hät­te lau­fen kön­nen, hat die lauf­schie­ne die richt­ge län­ge? funk­tio­niert der mo­tor mit 230 volt? kommt es hei­le an, ist es zu laut, kommt es durch den zoll?

um es vor­weg­zu­neh­men; die auf­re­gung war un­nö­tig, die lie­fe­rung hat wun­der­bar ge­klappt, der mo­tor funk­tio­niert wie er­war­tet, die schie­ne passt, al­les liess sich an ei­nem abend mon­tie­ren.

hier er­zäh­le ich im de­tail, wie ich die schie­ne be­stellt habe, war­um ich jetzt eine eori-num­mer habe und wie sich der neue vor­hang in mei­ne haus­steue­rung ein­bin­den liess.

die aus­wahl bei ali­ex­press an mo­to­ri­sier­ten gar­di­nen ist rie­sig. bei ama­zon fin­det man auch ein paar an­ge­bo­te und ein paar deutsch­spra­chi­ge an­ge­bo­te habe ich auch ge­fun­den. hier ran­gier­ten die prei­se für 3,50 me­ter län­ge von 480 bis 1100 euro, bei ali­ex­press war der preis­be­reich zwi­schen 120 und 300 euro. die mo­to­ren von dooya mach­ten ei­nen gu­ten ein­druck und schie­nen ein eta­blier­tes pro­dukt zu sein, das auch in eu­ro­pa un­ter ver­schie­de­nen mar­ken­na­men (gowe, som­fy) ver­kauft wird. der dt52e-mo­tor schien mir die rich­ti­gen fea­tures zu ha­ben, ei­nen 433 MHZ funk­emp­fän­ger, au­to­ka­li­brie­rung und ein „light touch“ fea­ture, mit dem man den vor­hang durch leich­ten zug öff­nen oder schlies­sen kann.

ich ent­schied mich am ende für die­ses an­ge­bot, bei dem der preis für 3,50 me­ter län­ge al­ler­dings nicht ganz klar war. also bat ich den händ­ler per chat um ein an­ge­bot. das an­ge­bot was mir zhi­wei ren mach­te hör­te sich gut an:

Hel­lo
fri­end
Your packa­ge in­cludes a 3.49-me­ter curtain track, a DT52E curtain track mo­tor for $ 155 USD to ship your packa­ge via Hong Kong Fe­de­ra­ti­on IE

un­ge­fähr 130 euro, in­klu­si­ve ver­sand fand ich su­per. für die be­zah­lung schick­te mir der händ­ler ei­nen an­de­ren link, wo das pro­dukt mit ver­sand et­was teu­rer war, ich sol­le aber dort be­stel­len und dann die zah­lung zu­rück­hal­ten. nach­dem ich dem händ­ler die be­stell­num­mer durch­gab, senk­te er den preis auf 155 dol­lar und ich be­zahl­te.

ein paar stun­den spä­ter war ich dann fast wie­der so weit, die be­stel­lung zu can­celn, der händ­ler woll­te eine eori-num­mer von mir ha­ben. eine kurz-re­cher­che im netz er­gab, das ist eine in­ter­na­tio­na­le zoll-num­mer, mit der im­por­teu­re die zoll­ab­fer­ti­gung ver­ein­fa­chen kön­nen. das netz und die zoll-FAQs sag­ten, dass pri­vat­per­so­nen die ei­gent­lich nicht be­nö­tig­ten. der händ­ler mein­te aber, dass er den ver­sand ohne die­se num­mer nicht ein­lei­ten kön­ne. nach ei­ner eori-num­mer hat­te mich bis­her noch nie ein ali­ex­press-händ­ler ge­fragt, also muss­te ich mich wohl ins be­hör­den-deutsch ein­le­sen. tat­säch­lich war das aber re­la­tiv ein­fach und auch für pri­vat­per­so­nen mög­lich. der zoll er­klärt:

Als förm­li­cher An­trag ist der In­ter­net­be­tei­lig­ten­an­trag (IBA) oder das For­mu­lar 0870 "Be­tei­lig­te - Stamm­da­ten - EORI-Num­mer" zu ver­wen­den. Die­ser An­trag ist rechts­ver­bind­lich zu un­ter­schrei­ben und mit den er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen per E-Mail (als PDF-Do­ku­ment), schrift­lich oder per Fax der GZD - DO Dres­den - Stamm­da­ten­ma­nage­ment zu über­sen­den.

auf deutsch heisst das alle pflicht­fel­der die­ses for­mu­lars aus­zu­fül­len und den un­ter­schrie­be­nen aus­druck an den zoll zu fa­xen. das habe ich ge­macht und be­kam 5 tage spä­ter tat­säch­lich ei­nen brief (per post) vom zoll mit mei­ner eori-num­mer.

nach­dem ich dem ali­ex­press-händ­ler die eori-num­mer schick­te, konn­te der die lie­fe­rung mit fe­dex klar­ma­chen („Hong Kong Fe­de­ra­ti­on IE“ ist fe­dex, wuss­te ich auch nicht). das war in­so­fern toll, weil ich jetzt die ers­te ali­ex­press-be­stel­lung hat­te, bei der ich den ex­ak­ten ver­lauf des pa­kets ver­fol­gen konn­te. nach zwi­schen­stops in hong-kong, neu deh­li, du­bai und pa­ris, lag das pa­ket dann ein wo­chen­en­de im köl­ner luft­fracht­flug­ha­fen und kam am mon­tag zu mir ins büro.

ich schwör, es ist eine #gar­di­nen­stan­ge. aus chi­na. pic.twit­ter.com/4GE7xing­Af

fe­lix schwen­zel (@di­plix26.03.2018 17:48

durch die zoll­ab­fer­ti­gung kam es ohne zoll­ge­büh­ren, weil der händ­ler den wa­ren­wert (un­ge­fragt) mit 30 euro an­ge­ge­ben hat­te.


die gar­di­nen­schie­ne war vor­mon­tiert, al­ler­dings für den trans­port in 1 me­ter lan­ge stü­cke zer­schnit­ten. mit ein paar mon­ta­ge­plat­ten liess sich die schie­ne wie­der zu­sam­men­set­zen.

der trans­port­gurt war auf die rich­ti­ge län­ge vor­ge­schnit­ten, die rol­len wa­ren an der rich­ti­gen stel­le, ich muss­te nur noch den zwei­ten trans­port­wa­gen mit ein paar schrau­ben und hal­te­plat­ten fi­xie­ren. und auch die län­ge der schie­ne war ge­nau­so wie be­stellt und pass­te zwi­schen die wän­de. puh. der rest der mon­ta­ge war dann klas­si­sche wand­mon­ta­ge: an­zeich­nen, boh­ren dü­beln, schrau­ben. nach ein paar stun­den hing die stan­ge.

der mo­tor kam lei­der ohne fern­be­die­nung. aber der witz mit dem vor­hang, wie mit al­len an­de­ren haus­halts­ge­rä­ten, ist ja nicht, dass er fern­be­dien­bar ist, son­dern dass ich ihn au­to­ma­ti­sie­ren kann, bzw. ir­gend­wie in mei­ne heim­steue­rungs­zen­tra­le ho­me­as­sistant be­kom­me. dort kann ich re­geln für den vor­hang de­fi­nie­ren, die dann, je nach kom­plk­exi­tät, auch an­satz­wei­se in­tel­li­gent wir­ken. zum bei­spiel öff­nen und schlies­sen nach ta­ges­licht­be­din­gun­gen, wenn nie­mand da ist, bzw. kei­ne gäs­te oder das kind nicht zu be­such ist. oder die über­brü­ckung vom ho­me­as­sistant in die home-app von ap­ple, da­mit ich, bei­spiels­wei­se, auf dem klo sit­zend mei­ner uhr sa­gen kann: „vor­hang schlies­sen“.

je­den­falls war die steue­rung des mo­tors dank mei­nes in ho­me­as­sistant an­ge­bun­de­nen 433 MHZ sen­ders/emp­fän­gers kein pro­blem. in die­sem dis­kus­si­ons­strang hat­te ich mich be­reits vor­ab ein­ge­le­sen und auch die rfx­trx-an­lei­tung ver­liert wor­te dazu. ein­fach ei­nen code aus­den­ken, mo­tor dar­auf trai­nie­ren, fer­tig. ein biss­chen kom­pli­zier­ter wird’s nur des­halb, weil man zum trai­nie­ren den rfx­trx ei­ge­nen ma­na­ger, ein win­dows-pro­gramm wie aus den 80ern, nut­zen muss. aber dank vir­tu­al box geht das heut­zu­ta­ge ja auch mal eben.

die ein­bin­dung in ho­me­as­sistant und home­bridge ist ei­gent­lich tri­vi­al, aber dann im de­tail doch noch­mal ein biss­chen kom­pli­ziert. der vor­hang ver­steht nur drei be­feh­le, öff­nen, schlies­sen, stop­pen. feed­back zur po­si­ti­on lie­fert er nicht, auch nicht wenn er ma­nu­ell be­wegt wird (man kann den vor­hang auch durch leich­tes zer­ren am vor­hang öff­nen oder schlies­sen; das star­tet den mo­tor). die home-app von ap­ple möch­te aber ei­nen rück­ga­be­wert des öff­nungs­zu­stands ha­ben. weil der vor­hang sich mit 20 cm pro se­kun­de be­wegt, lässt sich die po­si­ti­on aber leicht aus­rech­nen und als fake-sen­sor ein­bin­den.


ich bin sehr an­ge­tan von die­sem mo­to­ri­sier­ten vor­hang. die bei­fah­re­rin nur so mit­tel, sie fin­det die schie­ne eher häss­lich. und die öff­nung zu den sei­ten un­prak­tisch, weil ein klei­ner teil des rech­ten, ge­öff­ne­ten vor­hangs noch das fens­ter ver­deckt. da wer­de ich ir­gend­wann noch­mal eine bau­stel­le auf­ma­chen müs­sen, die schie­ne mit ei­ner blen­de ver­ste­cken, in der sich even­tu­ell auch eine be­leuch­tung unt­zer­brin­gen lies­se und die öff­nungs­geo­me­trie von links/recht zur mit­te än­dern in links/mit­te nach rechts. die me­cha­nik der schie­ne müss­te das her­ge­ben, ich glau­be das lässt sich um­bau­en.

die grund­idee, nicht mehr mor­gens und abends an zwei tü­chern die vor dem fens­ter hän­gen selbst zie­hen zu müs­sen, ist gross­ar­tig. dass sich die vor­hän­ge zur stras­sen­sei­te hin auch bei ab­we­sen­heit öff­nen und schlies­sen las­sen ist bal­sam auf die leicht pa­ra­no­ide see­le der bei­fah­re­rin und tut den pflan­zen im kin­der­zim­mer auch gut. das hand­ling des vor­hangs auch mit kon­sver­va­ti­ven me­tho­den (zer­ren) ent­spricht mei­ner lieb­lings­phi­lo­so­phie beim heim­au­to­ma­ti­sie­ren: op­ti­ma­ler­wei­se soll­te al­les so funk­tio­nie­ren wie vor­her, plus pass­ge­naue au­to­ma­ti­sie­rung wo es sinn­voll ist — und bei in­ter­net- oder strom­aus­fall soll­te mög­lichst viel wei­ter funk­tio­nie­ren.

der chi­ne­si­sche händ­ler war zwar der mei­nung, dass zu mei­ner be­stel­lung kei­ne fern­be­die­nung ge­hör­te, ent­scheid sich aber, nach­dem ich ihn auf un­se­re chat­pro­to­kol­le hin­wies, in de­nen ich den ein­druck be­kom­men hat­te dass sie da­bei sei, für eine nach­lie­fe­rung. ich kann den händ­ler des­halb vor­be­halts­los wei­ter­emp­feh­len (das ist ein link auf sei­nen shop), das hand­ling der be­stel­lung, der lie­fe­rung und der kon­fek­tio­nie­rung war ta­del­los. dass der händ­ler eine eori-num­mer ha­ben woll­te hat mich kurz echauf­fiert, aber es zeig­te sich, dass es sich lohn­te, den die lie­fe­rung per fe­dex war die bis­her schnells­te und lü­cken­lo­sest do­ku­men­tier­te be­stel­lung die ich je­mals in chi­na ge­tä­tigt habe.

die me­cha­nik dser schie­ne und des an­triebs ist ziem­lich aus­ge­feilt und fle­xi­bel und so­weit ich sehe, kann man die lauf­rich­tun­gen auch selbst an­pas­sen. der mo­tor ist re­la­tiv lei­se und ar­bei­tet bis­her ta­del­los.nur eins hat mich bei al­ler aus­ge­feilt­heit der me­cha­nik ge­wun­dert: hängt man den vor­hang ein­fach an die lauf­rol­len und lässt ihn mo­to­ri­siert schlies­sen, zieht der mo­tor die vor­hän­ge ohne raf­fung, ohne fal­ten­wurf zu.

die vor­hän­ge hän­gen dann wie tü­cher vorm fens­ter. das liess sich mit schnür­chen, mit de­nen ich die lauf­rol­len in ge­rin­ge­rem ab­stand zu­sam­men­band be­sei­ti­gen, ir­ri­tier­te mich aber an­ge­sichts der aus­ge­feilt­heit der rest­li­chen me­cha­nik.

even­tu­ell lässt sich das auch durch ge­chick­te­re be­fes­ti­gung des stoffs be­sei­ti­gen, aber ins fach­ge­biet de­ko­ra­ti­on woll­te ich mich nicht auch noch ein­ar­bei­ten. ich bin auch so sehr, sehr zu­frie­den.