watch the dog

wir kamen gerade zurück von einer lieferung, nichts grosses, nur ein glastischchen und ein stuhl, glaube ich. weil kein anderer wagen frei war, nahmen wir trotz der kleinen lieferung den grossen 4,5 tonnen „koffer“, ein riesiger, dreieinhalb meter hoher möbelwagen, den man gerade noch mit PKW-führerschein fahren konnte. ich mochte den wagen, weil er so einfach und simpel wie ein UPS-wagen war. eine bescheidene fahrerkabine für 3 mann, ein startknopf und ein stop-knopf (den man sehr kräfig drücken musste), ein einfaches getriebe und hinten einfach extrem viel platz mit dünnem blech umschlossen. der wagen war so gross, er fasste einen ganzen messestand. aufgabe der firma in der ich meine schreinerlehre gemacht hatte war, den stand zu lagern und einmal im jahr nach frankfurt zu fahren und dort aufzubauen. der 4,5-tonner wog dann glaube ich weit mehr als 4,5 tonnen, ein geselle und zwei lehrlinge fuhren den überladenen wagen, der sich wie ein kleintransporter fuhr, mit durchschnittlich 120 km/h nach frankfurt, bauten den stand auf und 4 tage später wieder ab. eine lustige tour die ich immer sehr gerne machte weil es auf der rückfahrt imme ein vom chef bezahltes essen gab.
mittlerweile war ich aber fertig mit meiner lehre und machte ab und zu kleine lieferungen für die ich einen lehrling mitnehmen konnte, zum schleppen. diesmal hatte ich sabine* dabei und wir kamen, wie gesagt, gerade von einer lieferung zurück. wir waren noch ein dorf von borschemich# entfernt als mir direkt hinter dem ortseingang von keyenberg# eine sehr schnelle katze den weg kreuzte. ich fing folgenden satz an zu denken: „schade. die katze hab ich nicht erwischt, war aber knapp.“ — konnte den satz aber nicht zuende denken, denn ungefähr bei „hab“ hob sich das rechte vorderrad leicht (ratong), kurz danach das rechte hinterrad (ratong) — ich war über etwas gefahren und hielt deshalb sicherheitshalber an. sabine und ich stiegen aus und gingen die strasse zurück. auf der strasse lag ein schäferhund, aus einer hofeinfahrt lief eine schreiende frau. ich betrachtete den schäferhund der mir bei seiner katzenjagd direkt vor das rechte vorderrad gelaufen sein musste. ein relativ junges tier, er lebte noch, ein kleines bisschen. sabine, das ziemlich kräftige und laute „lehrmädchen“ das ich zum schleppen mitnehmen durfte sagte ihr sei schlecht. als sie den satz beendet hatte fiel sie um und in ohnmacht. da ich sowohl kräftig als auch reaktionsschnell bin, konnte ich sie relativ gut auffangen und sanft auf den boden legen. der hund war mittlerweile gestorben, was man daran sah, dass er jetzt in einer urin-pfütze neben einer hundekackwurst lag die vorher noch nicht da waren. jetzt hörte ich auch die frau die aus der hoifeinfahrt gerannt kam: sie kniete vor ihrem hund und klagte lauthals: „mein kind ist tot, mein kind ist tot.“ dieser dumme spruch, ein LKW-ähnlicher lieferwagen, das auf dem boden liegende „lehrmädchen“ und ich — ein grosser, langhaariger, unrasierter schreiner — alarmierten offenbar die aufmerksamkeit der dorfgemeinschaft, die innerhalb kürzester zeit sowohl zusammenlief als auch diverse rettungs- und notrufnummern wählte.
keine 5 minuten nachdem ich den jagenden hund überfahren hatte, waren wir also von mindestens 30 dorfbewohnern, einem polizeiauto, einem krankenwagen und einem notarztwagen umgeben. da die krankenwagenmanschaft nicht umsonst gekommen sein wollte, zwangen sie die mittlerweile wieder auf ihren beinen stehende sabine sich zum puls und blutdruck messen in den krankenwagen zu legen. der notarzt fuhr wieder ab, ebenso die polizei, nachdem sie mich gefragt hatten ob am wagen etwas beschädigt sei. das war nicht der fall, noch nichteinmal blut befand sich an den reifen. die sanitäter entliessen sabine auch wieder bevor sie abfuhren.
die hundebesitzerin die ihren hund offenbar nicht vom katzenjagen und blöd auf die strasse laufen abhalten konnte beklagte weiter lauthals den tod ihres „kindes“. ich musste an die beerdigung meiner freundin nele denken, die gerade 4 wochen her war und auf der keiner geschrieen hatte. um den hund der mir vor das rechte vorderrad gelaufen war tat es mir tatsächlich ein bisschen leid, die besitzerin fand ich einfach nur saudoof. wir fuhren weiter nach borschemich und tranken dort vorm weiterschreinern erstmal nen kaffee.
*name geändert wegen extremer gedächnislücken
#name stimmt
