schweig mich an!

felix schwenzel

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ges­tern las ich ein zi­tat des sie­mens-chefs hein­rich von pie­rer:

Wir wol­len doch, dass mehr wirt­schaft­li­cher Sach­ver­stand in die Po­li­tik kommt. [...]
Des­halb för­dern wir als Un­ter­neh­men, dass gute Mit­ar­bei­ter in die Po­li­tik wech­seln.

so ar­gu­men­tie­ren si­cher­lich vie­le fir­men und sehr vie­le fir­men „un­ter­stüt­zen“ ihre po­li­ti­ker. das pro­blem fängt an ei­ner win­zig­klei­nen stel­le an: bei der ver­schwie­gen­heit, bei der kon­spi­ra­ti­ven na­tur die­ser för­de­run­gen, ab­seits der öf­fent­lich­keit.

die pa­ralel­le liegt auf der hand, wir hat­ten in deutsch­land bis vor kur­zem eine fir­ma die eben­falls po­li­ti­ker be­zahl­te und pein­lichts dar­auf be­dacht war nicht dar­über zu re­den: die sta­si.

ein ab­sur­der ver­gleich? kei­nes­falls, die ähn­lich­keit der vor­ge­hens­wei­se ist be­stechend. die „för­de­rung“ ist sehr stra­te­gisch und lang­fris­tig an­ge­legt, be­reits der auf­stieg wird be­glei­tet und ge­för­dert, die ab­hän­gig­kei­ten sind sehr hin­ter­grün­dig und sub­til. aber das wich­tigs­te ist und bleibt der man­tel des schwei­gens. nie­mand re­det dar­über oder deckt sei­ne ver­bin­dun­gen auf, al­les schwer kon­spi­ra­tiv.

ei­nen un­ter­schied be­merkt man aber doch. das ist die be­wer­tung durch die be­trof­fe­nen: heim­lich von der sta­si ge­för­dert zu wer­den wird und wur­de von al­len ver­ur­teilt, heim­lich von sie­mens, der deut­schen bank, RWE oder sonst­wel­cher fir­ma ge­för­dert zu wer­den sei ok und wich­tig für die plu­ra­li­tät der mei­nun­gen im par­la­ment. dass die mei­nun­gen der po­li­ti­ker sich dann ger­ne mit de­nen bei­spiels­wei­se der rüs­tungs­lob­by oder der phar­ma­lob­by über­schnei­den ist dann eben ein aus­druck der viel­schich­tig­keit der lob­by­is­ten­mei­nun­gen. der po­li­to­lo­ge tho­mas leif ist heu­te im ta­ges­spie­gel der mei­nung, dass lob­by­is­ten die par­la­men­te un­ter­wan­dern.

noch­mal, das ein­zi­ge kraut das ge­gen ei­nen völ­li­gen ver­trau­ens­ver­lust in die „po­li­ti­sche eli­te“ ge­wach­sen ist, lau­tet trans­pa­renz, of­fen­heit und re­spekt vor dem wäh­ler. sei­ne wäh­ler für dumm ver­kau­fen funk­tio­niert nicht mehr, „duck and co­ver“ auch nicht, die de­bat­te fängt jetzt erst rich­tig an und es wer­den noch eine men­ge ver­schwie­ge­ne köp­fe rol­len. dar­auf lass ich ei­nen!

sie­he auch: no­ti­zen aus der pro­vinz: „Ab­ge­ord­ne­ten­be­sol­dung: Ein­fach Ross und Rei­ter nen­nen!“, der spin­dok­tor: „Po­li­ti­ker-Ne­ben­ein­künf­te und kein Ende“, wir­res.net: „dis­clo­sure + fair­ness“, wdr: „Je­des fünf­te Un­ter­neh­men in NRW be­schäf­tigt Par­la­men­ta­ri­er“ (via)

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