dö­sen ist geil

felix schwenzel

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es gäbe so viel zu schrei­ben. am sams­tag war ich zum bei­spiel auf dem kon­zert des ers­ten ober­kreuz­ber­ger na­sen­flö­ten or­ches­ters. mein be­such aus aa­chen dräng­te mich dazu mir sei­nen fund aus der zit­ty an­zu­gu­cken. und ich be­reue es nicht, al­lein tho­mas ka­piel­ski ei­nen gan­zen abend wild zu­ckend auf ei­nem ses­sel sit­zend zu be­ob­ach­ten war ein gros­ser spass. nur was soll man über acht gut ge­laun­te, be­sof­fe­ne und re­la­tiv er­wach­se­ne män­ner die auf ei­ner (pro­ben)büh­ne be­glei­tet von ei­ner gi­tar­re in na­sen­flö­ten bla­sen, schrei­ben? wo ein bild oder ein „boot­leg“ mehr als hun­dert wor­te sagt?

dann ges­tern, ein spon­ta­nes klei­nes blog­ger­tref­fen, das nicht mehr als ein tref­fen furcht­bar net­ter, teil­wei­se sau­fen­der, teil­wei­se fo­to­gra­fie­ren­der men­schen war? da kann man auch nicht viel schrei­ben was die freu­de so­viel net­tes auf ei­nen hau­fen zu tref­fen an­ge­mes­sen aus­drü­cken wür­de. auch hier gilt, ein paar bil­der sa­gen mehr als ein paar wor­te. und mein feed­rea­der be­kam heu­te auch ein biss­chen neu­es fut­ter.

heu­te abend habe ich dann „wäch­ter der nacht“ ge­se­hen. aus­ser „an­gu­cken!“ (weil herr­lich sinn­los und schön fo­to­gra­fiert) kann ich da auch nicht viel zu schrei­ben. be­vor ich ins kino ging wech­sel­ten mei­ne tä­tig­kei­ten zwi­schen „stadt der träu­men­den bü­cher“ le­sen und in an­ge­neh­men halb­schlaf ver­schwin­den, wie das halt so ist wenn man im bett liest. ex­trem an­ge­neh­mer zu­stand, die­ses weg­dö­sen, auf­wa­chen, wei­ter­le­sen, weg­dö­sen. stun­den­lang.

als ich ein­mal vom dö­sen er­wach­te fiel mir doch noch ein blog­ein­trag ein, als ich auf ei­nen klei­nen teil mei­nes ge­sel­len­stücks schau­te. ich dach­te ich könn­te den ein­trag so be­gin­nen:

frü­her habe ich so­was ge­macht [foto von den fin­ger­zin­ken die ich mal ge­schrei­nert habe]. ich war mal schrei­ner und habe holz zu ge­gen­stän­den zu­sam­men­ge­fügt. ich war nicht son­der­lich per­fek­tio­nis­tisch oder sorg­fäl­tig da­bei, aber die ar­beit mit holz hat­te ein un­glaub­lich gros­sen be­frie­di­gungs­po­ten­zi­al. man nimmt ein gro­bes brett, ho­belt, sägt und schleift es, nu­tet und ver­leimt es und un­ter den ei­ge­nen hän­den ent­steht et­was, was man vor­her im kopf hat­te und steht, nach­dem man an­ge­neh­me ge­ruchs- und hap­tik­erleb­nis­se (und schwie­len an den hän­den) hat­te vor ei­nem. eine un­glaub­lich be­frie­di­gen­de ar­beit. selbstg das la­ckie­ren mit un­ge­sun­den la­cken er­freu­te mei­ne nase, es be­frie­dig­te zu se­hen wie aus ei­ner matt­ten holz­ober­flä­che un­ter dem ein­fluss des feuch­ten la­ckes zu le­ben und mar­mo­rie­rung er­wach­te oder aus ei­ner stump­fen mdf-plat­te ein hoch­glän­zen­des et­was ent­stand. ich fand das al­les so enorm er­freu­lich, dass ich nie den per­fek­tio­nis­mus in mir we­cken woll­te. im ge­gen­teil. die klei­nen feh­ler, die klei­nen un­ge­nau­ig­kei­ten, ar­beits­spu­ren, krat­zer er­freu­ten mich.

blog­gen, bzw. das be­fül­len die­ser sei­te mit tex­ten fühlt sich so ähn­lich an. es ist nicht ganz so be­frie­di­gend, die hap­tik fehlt, aber mir et­was ab­zu­rin­gen, manch­mal zwi­schen tür und an­gel oder auf­wa­chen und ar­beit oder nach ei­ner durch­zech­ten nacht (oder tag) und ein­schla­fen und am ende zu ver­öf­fent­li­chen, auch wenn es vol­ler feh­ler und un­ge­nau­ig­kei­ten ist be­frie­digt mich. al­lein das fest­hal­ten von ge­dan­ken und ver­öf­fent­li­chen. das sen­den. ich weiss, es gibt men­schen die das bes­ser kön­nen, per­fek­ter, run­der, feh­ler­frei­er, aber ich kon­ku­rie­re nicht mit de­nen. et­was glatt und per­fekt, ge­nau und „rich­tig“ hin­zu­be­kom­men, stresst mich. ich weiss, ich könn­te es, den­ke mir aber: wozu? wenn doch auch (und viel­leicht auch ge­ra­de) das im­per­fek­te funk­tio­niert. denn es funk­tio­niert, wie ich im­mer wie­der er­staunt fest­stel­le. es wird ge­le­sen, zum teil so­gar ger­ne.

da­für müss­te ich mich ei­gent­lich mal be­dan­ken, dach­te ich so beim er­wa­chen aus dem dö­sen. und jetzt döse und lese ich noch ein biss­chen wei­ter. und dan­ke für die auf­merk­sam­keit.