sinn­lo­ses rum­fah­ren

felix schwenzel

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so ein auto ani­miert ei­nem zu sa­chen, die man sonst gar nicht ma­chen wür­de. da­mit mei­ne ich jetzt nicht park­platz su­chen, schei­ben wi­schen oder die­sel tan­ken, son­dern sinn­lo­ses durch die ge­gend fah­ren. weg­fah­ren aus or­ten an de­nen man sich ei­gent­lich wohl fühlt und al­les hat was man so zum le­ben braucht: dö­ner, bier, sitz- und lie­ge­ge­le­gen­hei­ten, men­schen die ich mag und men­schen die ich nicht ken­ne. viel mehr braucht man als gross­stadt­mensch ja nicht. wenn man aber ein auto hat, drängt es ei­nem am wo­chen­den­de aus un­er­find­li­chen grün­den raus aus die­sem op­ti­ma­len auf­be­wah­rungs­ort na­mens gross­stadt.

so set­ze ich mich heu­te mor­gen statt an den früh­stücks­tisch oder den com­pu­ter ins auto, fah­re mit der bei­fah­re­rin raus auf die au­to­bahn, hal­te am ers­ten bes­ten mc­do­nalds um dort vor­geb­lich nur ei­nen ein-euro-cap­puc­ci­no zu kau­fen, kau­fe aber noch je ei­nen cheese­bur­ger, ne pom­mes und ne cola dazu weil der hun­ger sich kurz vor­her ge­mel­det hat­te. da­nach fuh­ren wir in sehr zäh­flies­sen­dem ver­kehr nach wes­ten, hör­ten die cd-samm­lung der bei­fah­re­rin durch, 300 ki­lo­me­ter au­to­bahn mit mu­sik und hand auf dem knie, zu ei­nem ort den ich vor­her mit den such­wor­ten „ost­fries­land“ und „strand“ ge­goo­gelt hat­te und zu dem mich dass mitt­ler­wei­le stumm-geschhal­te­te na­vi­ga­ti­ons­sys­tem hin­führ­te: dorm­um­siel.

nach fast vier stun­den fahrt par­ke ich am dorm­um­sie­ler ha­fen, pa­cke den so­eben im plus in au­rich ge­füll­ten pick­nick­korb und die bei­fah­re­rin in die hand und zah­le zwei euro ein­tritt oder kur­ta­xe, um mich am „strand“ ne­ben die bei­fah­re­rin un­ter eine de­cke zu le­gen. als ob ich das nicht zu­hau­se hät­te ha­ben kön­nen. nun gut. zu­hau­se riecht es nicht so nach meer und es ist auch wind­stil­ler. vor­teil zu­hau­se: ich kann ein rol­lo run­ter­ma­chen wen mich die son­ne blen­det, be­kom­me kei­nen son­nen­brand und ich kann bier trin­ken, weil ich zu­hau­se nicht mehr nach­hau­se fah­ren muss. vor­teil strand: es riecht nach meer, es tönt po­ly­pho­nes kin­der­ge­schrei, es herrscht son­nen­milch­duft. nach drei stun­den am strand lie­gen und es­sen wie­der zwei­ein­halb stun­den heim­fahrt, dies­mal ohne zäh­flies­sen­den ver­kehr.

zu­hau­se an­ge­kom­men rech­ne ich al­les noch­mal zu­sam­men: mc­do­nalds-be­such, plus-ein­kauf, es­sen und drei stun­den ne­ben der bei­fah­re­rin un­ter ei­ner de­cke lie­gen hät­te ich in der gross­stadt in ca. drei­ein­halb stun­den er­le­digt, wäre top­fit und hät­te das auch noch live blog­gen kön­nen. mit dem auto hats zehn stun­den ge­dau­ert, 40 euro sprit ge­kos­tet und ich bin völ­lig ge­rä­dert.

zwei vor­tei­le hat­te die tour al­ler­dings, ich habe viel mu­sik und mo­no­lo­ge der bei­fah­re­rin hö­ren kön­nen und konn­te mei­ner tä­tig­keit als opel­tes­ter nach­ge­hen: ich habe habe ei­nen müll­ei­mer im as­tra ent­deckt! hier ist ein foto.